Studiobühne Bayreuth Bombenstimmung in der Lokalredaktion

Von Vanessa Lutz

BAYREUTH. Am Samstagabend feierte die Komödie „Bombenstimmung“ von Jan Neumann rund um eine Provinzredaktion im Kampf um ihre Leserschaft Premiere auf der ausverkauften Hauptbühne der Studiobühne. Geklatscht und gelacht wurde viel - trotz der ernsten Töne, die das Stück unter der Regie von Birgit Franz anschlug. Es gab aber auch Schwächen.

 
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Es ist ein Stück, das kein gutes Haar lässt am Journalismus. Dementsprechend braucht man als Zeitungsredakteur eine gewisse Portion Humor, wenn man sich die Inszenierung in der Studiobühne anschauen möchte. Die Handlung ist schnell erklärt: Da die Themen aus bleiben, die Auflagenzahl sinkt, der Bürgermeister fälschlicherweise für tot erklärt wurde und zwischen zwei Redakteuren erbitterter Streit herrscht, verfasst die gutmütige Anzeigenverkäuferin in einer Nacht, berauscht von Alkohol und einer neuen Liebelei, eine Bombendrohung - sie möchte die Harmonie in der Redaktion wiederherstellen und noch dazu für eine Story sorgen, die der Zeitung endlich zum Durchbruch verhilft. Und als wäre dies nicht genug, erschaffen die Redakteure nicht nur die Nachrichten, sondern auch die Fakten dazu. Dass diese Idee aber gewaltig nach hinten losgeht, lässt sich deutlich erahnen.

Fake News. Politikklüngel. Nazis. Radikale Islamisten. Viel ernster Stoff für knapp eineinhalb Stunden, verpackt in einer Komödie, die vor allem wegen der durchweg überaus talentierten Schauspieler sehenswert ist. Besonders charmant spielt Frank Joseph Maisel den Sportredakteur Peter, der sich mit Erfolg gegen sämtliche Fortbildungskurse wehrt, aber für sein Ressort lebt und gerne einen über den Durst trinkt. Auch Konrad Sauerteig in der Rolle des ostdeutschen Handwerkers Heiko brilliert aufgrund der erfrischenden Leichtigkeit seines Spiels und gewährt gleich zu Beginn tiefe Einblicke. Dass das Stück am Premierenabend beim Publikum gut angekommen ist, bewiesen der häufige Zwischenapplaus und das beständige Gelächter.

Leider passiert es aber ab und an, dass die kritischen Töne unter zu viel Slapsick untergehen und somit teilweise an Gehalt verlieren. Zusätzlich werden sehr platte Klischees bedient: Die Handlung spielt, wenn auch nur angedeutet, in Ostdeutschland oder zumindest der Nähe davon - natürlich darf dort ein wütender Nazi-Mob nicht fehlen. Und die Anzeigenverkäuferin, die den ganzen Laden zusammenhält, fungiert weiblich-sterotyp als etwas naives Dummchen, das dem dicken Politiker in der Redaktion Kaffee kocht und bringt. Mit Milch, versteht sich. Es ist etwas schade, dass in der Inszenierung der Studiobühne diese Klischees nicht aufgelöst werden.

Am Ende bleibt ein Beigeschmack ob der fehlenden Selbstkritik der Figuren. Denn dass die Glaubwürdigkeit der Zeitung in dem Stück durch eigenes Versagen verspielt wurde, scheint dort bis zum fulminanten Ende keiner zu bemerken. 

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