Studenten vermarkten die wohl kleinste Geldbörse der Welt: „Space Wallet“ wird komplett in Deutschland gefertigt Start-Up mit schmalem Geldbeutel

Von Norbert Heimbeck
Der Student und Unternehmer Rene Seppeur hat zusammen mit seinem Kollegen Mathias Groo den Space Wallet, den vermutlich kleinsten Geldbeutel der Welt, erfunden. Foto: Ronald Wittek Foto: red

EC- und Kreditkarte, Krankenkassenkärtchen, ein halbes Dutzend Kundenkarten und Führerschein samt Personalausweis – ein gewöhnlicher Geldbeutel platzt beinahe aus den Nähten, ohne dass man große Mengen Bares darin hat. Zwei Bayreuther Studenten lösen die Platznöte im Portemonnaie.

 
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René Seppeur und Matthias Groo kennen das Problem: Eine prall gefüllte Börse in der Hosentasche ist beim Sitzen unbequem, beult Sakkotaschen aus und ist eigentlich immer irgendwie lästig. Matthias Groo hat von einem USA-Aufenthalt eine Idee mitgebracht: Als ihm auffiel, dass Amerikaner deutlich schlankere Geldbeutel haben, wollte er diese Modelle nach Deutschland importieren. Letztlich war es aber billiger, ein eigenes Modell zu produzieren, berichtet René Seppeur.

Das war die Geburtsstunde des „Space Wallet“, des vermutlich kleinsten Geldbeutels der Welt. Das Teil ist wirklich winzig: Es besteht aus einem Stückchen Leder und einem elastischen Band und wiegt ganze neun Gramm. Das ist so viel wie drei Zwei-Cent-Stücke.

Ein bisschen mehr als drei Münzen passen durchaus in den „Space Wallet“, aber René Seppeur sagt auch: „Wenn ich tatsächlich mal viel Wechselgeld in Münzen bekomme, stecke ich es in die Hosentasche. Und Abends schmeiße ich alle Münzen ins Sparschwein.“ Die Mini-Geldbörse bietet Platz für bis zu 20 Kärtchen, die von einem Elastikband gehalten werden. Scheine werden lässig gerollt und finden Platz zwischen den Karten und dem Münzfach.

Seit Dezember 2013 kann man den „Space Wallet“ kaufen. Mehr als 2000 Stück haben Groo und Seppeur bereits an den Mann gebracht: 80 Prozent der Käufer sind männlich. Nicht nur Skater-Boys, Sportler und Partygänger schätzen es, mit leichtem Gerät unterwegs zu sein. René Seppeur erzählt: „Wir haben unsere Erfindung einmal in Hamburg bei einem Unternehmer-Event vorgestellt – da haben wir gleich ein paar Dutzend verkauft.“

Frauen, die sich für den „Space Wallet“ entscheiden, sind vor allem diejenigen, „die nicht unbedingt eine Handtasche brauchen,“ sagt Seppeur. Wenn Frauen zu der Bayreuther Erfindung greifen, wählen sie unter den inzwischen 25 Modellen meist ein einfarbiges. Das lässt sich besser mit der Garderobe kombinieren.

Die beiden Unternehmensgründer haben in Bayreuth BWL studiert, Groo ist inzwischen weggezogen, Seppeur bleibt vorerst in der Stadt und baut das Unternehmen weiter aus. Viel Werbung haben die beiden noch nicht gemacht, aber das soll sich ändern. Derzeit kann man die Mini-Geldbörse per Internet-Shop kaufen. Nun wollen die beiden Gründer den Einzelhandel für ihr Produkt begeistern. In mehr als 20 Geschäften wird der „Space Wallet“ bereits angeboten – in Bayreuth und mehreren anderen Städten. Ein Münchner Unternehmen hat eine größere Anzahl bestellt, die mit dem Firmenlogo bedruckt an Kunden und Geschäftspartner verschenkt werden.

„Die Rückmeldungen unserer Kunden sind durchwegs positiv,“ sagt René Seppeur. Bislang ist auch nicht bekannt, dass Kreditkarten in dem Winzling beschädigt oder geknickt worden wären. Für ganz Vorsichtige gibt es neuerdings auch ein Modell, dessen Münzfach mit einem Druckknopf verschlossen werden kann.

Und noch etwas ist besonders an dem „Space Wallet“: Es wird komplett in Deutschland produziert. Das Elastikband wird in Nordrhein-Westfalen hergestellt, das Leder kommt aus Bayreuth, genäht wird in Bindlach. Bei den momentan noch kleinen Stückzahlen können die Jung-Unternehmer auch ausgefallene Wünsche erfüllen. René Seppeur: „Nach der dritten Anfrage haben wir ein veganes Modell entwickelt.“ Ein veganer Geldbeutel? Ganz einfach: Bei diesem „Space Wallet“ wird das Lamm-Nappa-Leder durch Kunstleder ersetzt.

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