Die Handwerkskammer geht von einem Investitionsvolumen von 15 Millionen Euro für das neue Standortmodell aus. „Die Finanzierung haben wir im Moment noch nicht“, räumt Thomas Koller ein. Allerdings liege das Konzept samt Förderantrag bereits dem bayerischen Wirtschaftsministerium vor. Wirklichkeit kann das Projekt dann werden, wenn 90 Prozent der Kosten über Zuschüsse außerhalb der normalen Handwerksförderung - wie sie bei den BTZs der Fall ist - gedeckt werden können.
Das gesamte Vorgehen legitimiert sieht die oberfränkische HWK-Führung durch einen einstimmig bei der Vollversammlung am 1. Juli dieses Jahres gefassten Beschluss: „Die Geschäftsführung der Handwerkskammer für Oberfranken wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft Coburg ein langfristig tragfähiges und finanzierbares Konzept für den Standort Coburg zu entwickeln“, lautet er. Und genau dies ist nach Ansicht von HWK-Präsident Thomas Zimmer auch geschehen: „Mit den Stimmen aus Coburg haben wir den Auftrag erhalten, für die Stadt eine zukunftsfähige, gemeinsame Lösung zu schaffen. Und es gab die Absprache, dass wir das Konzept im Oktober präsentieren.“ Bei allem Verständnis für die Coburger Handwerker sei der Zeitpunkt der Klage wenige Wochen vorher nur schwer zu verstehen.
Jens Beland, der Coburger Kreishandwerksmeister, hat den Beschluss mitgetragen - und bezeichnet die Klage der Kollegen in seiner Stadt zum gegenwärtigen Zeitpunkt als „unglücklich“. „Man hätte damit sicher noch bis zum Treffen im Oktober warten können“, meint er. Doch er wirbt auch im Verständnis. Das Handwerk habe in Coburg mit der starken Industrie große Konkurrenz, wenn es darum gehe, Auszubildende zu finden. Beland: „Da haben manche Angst vor einer Schwächung, wenn die überbetriebliche Lehrlingsausbildung nicht mehr wie bisher stattfindet. Das hat viel mit Existenzängsten zu tun.“ Und der Wegfall des Berufs- und Technologiezentrums wäre eben ein weiterer Standortnachteil.
Dass die überbetriebliche Lehrlingsausbildung in Coburg auch mit dem neuen Lernort-Konzept gewährleistet sei, davon geht der Coburger Kreishandwerksmeister aus, „aber es heißt halt nicht mehr BTZ, wie es im Fusionsvertrag steht. Vielleicht geht es bei dem ganze Ärger auch nur um eine Begrifflichkeit.“