Ungebremste Begeisterung
Grüne: Begeisterung der ungebremsten Art bei Malte Galée. Mit dem Ergebnis könne er „einfach nur so was von leben“, so der einzige Bayreuther Bewerber. Habe man jetzt doch als Fraktion mindestens 14 Sitze mehr, Er selbst stand um 21 Uhr noch zwischen den Stühlen – ausgerechnet sein Platz war auf der Kippe. Dennoch: „Wir haben das beste Ergebnis der Grünen in Bayreuth überhaupt, in Europa auch – das ist einfach nur Wow.“ Das gebe Hoffnung auf eine bessere Politik. Das Wahlparty-Lokal Porsch am Marktplatz war rappelvoll, so Galée, viele mussten auf dem Boden sitzen. Auch das gibt 25-jährigen Studenten Mut – „so ein Abend ist eine wahre Freude für alle Menschen, die sich mit unserer Geschichte für die nächsten 100 Jahre beschäftigen“.
SPD: Thomas Bauske, SPD-Fraktionssprecher im Bayreuther Stadtrat, sagt: „Hervorragend finde ich die deutlich höhere Wahlbeteiligung, das zeigt, dass Demokratie funktioniert.“ Jedoch: Die Sozialdemokraten seien nicht in der Lage, die richtigen Themen zu spielen. Das habe auch mit der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt zu tun. Und: Der Klimawandel spiele den Grünen in die Hände, „wir schaffen es mit Ein-Wort-Plakaten nicht, Botschaften rüberzubringen“. Das Ergebnis sollte in jeder Abteilung der SPD diskutiert werden, „wir dringen nicht mehr zu den Bürgern durch“. Ähnlich die Sichtweise von Stephan Unglaub, Fraktionssprecher im Kreistag: „Das ist nicht berauschend, da gibt es verschiedene Gründe. Ich bin nicht der Analytiker, da müssen sich die Parteispitzen Gedanken machen, auch mit Blick auf das Ergebnis in Bremen.“ Die Genossen müssten ihre „Profilierung intensiv angehen“, , weiterbetreiben, wir sind im Moment einer unter vielen.“ Es fehle an der Wahrnehmung, welche Ziele nur die SPD verfolge, „das kommt nicht rüber, da besteht akuter Handlungsbedarf.“
Immerhin verdoppelt
Freie Wähler: Der Kreisvorsitzender Florian Wiedemann freute sich über den bundesweiten Anstieg von 0,7 Prozent, in Bayern waren es sogar 1,3 Prozent: Damit können wir absolut zufrieden sein, haben wir doch die Zahl unserer Sitze auf zwei verdoppelt“, so Wiedemann mit einem Schmunzeln.
FDP: Der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker: „Wir sind im Bund wohl von von drei auf sechs Mandate gewachsen, darauf kann man aufbauen.“ Die Rolle von Manfred Weber als CSU-Spitzenkandidat mit Ambitionen auf die Chefrolle in der EU-Kommission habe der FDP ebenso wenig gut getan wie das Erstarken der Grünen, „das man anerkennen muss“.
Finger in die Wunde legen
AfD: Sylvia Limmer, selbst Kandidatin und stellvertretende Vorsitzend des Kreisverbandes Bayreuth, betonte auf Anfrage, sie sei nicht enttäuscht. Wenn man sehe, „ wie die Stimmung ist, wie argumentiert wird, können wir damit leben“. Dass es für die AfD nicht zweistellig wurde, „lag nicht an unserer Politik“. Sondern schon auch am Motto der anderen, Rechtspopulisten zu verhindern. Jetzt gelte es nachzudenken, „wie man Wahlkampf auch medial anders gestalten kann“. Populismus sei ja nicht grundsätzlich Schlechtes, „wenn wir den Finger in die Wunde legen, dann sind nicht wir an dem Zustand schuld, um den es geht“.
Die Linke: Sebastian Sommerer, Sprecher der Linken in Bayreuth, will trotz des Rückgangs für seine Partei nicht klagen. Immerhin liege man noch bei mehr als fünf Prozent. "Das Ergebnis ist in keiner Weise schön zu reden, aber doch hat es mich nicht verwundert." Die Kampagne sei zu angepasst gewesen und habe "die kapitalistischen Institutionen der EU überhaupt nicht in Frage gestellt". Eine Linke, die das nicht tue und ebenso keine Alternative anbiete, könne nicht begeistern. Die Grünen hätten keine „linken“ Inhalte übernommen, sondern betrieben nach wie vor "kleinbürgerliche und pro-kapitalistische Politik, welche vor allem die Lohnabhängigen belastet, während sich Verursacher und Profiteure des Klimawandels aus der Affäre ziehen können". Ebenso sei es eine Illusion zu glauben, "innerhalb des Kapitalismus eine ökologische Politik durchsetzen zu können".