Stiller Corona-Protest Unzufrieden mit dem politischen System

Gut 30 Personen haben sich am Montagabend rund um das Rathaus II am Nausea-Platz zusammengestellt und ruhig über die gegenwärtige Corona-Politik ausgetauscht. Foto: tz/Klaus Trenz

Gut 30 Teilnehmer waren am Montagabend rund um das Rathaus II am Waischenfelder Nauseaplatz, um sich zu unterhalten. Sie sind unzufrieden mit der Corona-Politik.

 
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Waischenfeld - „Ich weiß nicht, wo die Zahlen herkommen, die da gerüchteweise umherschwirren“, sagt Oberkommissar Dominik Körber kopfschüttelnd. Angeblich seien vor einer Woche 80 Leute mit Fackeln durch Waischenfeld gezogen, um ihren Unmut über die Corona-Politik zu äußern.

Körber hat die nicht gesehen und auch die Maltesermitglieder, die den Platz von ihrem Haus aus beobachten, haben nichts dergleichen festgestellt. Am Montagabend sind es nur gut 30 Leute, die rund um das Rathaus II spazieren gehen, wie sie sagen. Später stehen sie in kleinen Grüppchen auf der Seite zur Wiesent zusammen, unterhalten sich, haben aber keine Masken auf.

Auf dem Podest am Fluss flackern zum Schluss rund zehn Grablichter in der Dunkelheit. Dominik Körber und sein Kollege sehen keinen Grund einzuschreiten. „Die Abstände werden eingehalten“, sagt er, „aber einen Veranstalter gibt es nicht, es ist nichts angemeldet. Es erschließt sich mir nicht, worum es hier eigentlich geht.“ Es gibt keine Plakate oder Handzettel.

Keine Namen nennen

Die Grablichter seien ein Symbol, sagt ein Teilnehmer, der wie alle anderen weder seinen Namen nennen, noch aufs Bild will. „Die Lust auf Weihnachten wurde einem genommen, viele haben Angst ihren Job zu verlieren, wenn die Impfpflicht eingeführt wird“, sagt er. Das ganze System passe so nicht mehr. Wenn das Corona-Virus wirklich so schlimm wäre, würde es ja jeder mitbekommen.

Stärkung des Immunsystems

Sie wünsche sich mehr Tipps von der Regierung, wie man gegen Corona vorgehen kann, außer zu impfen, ergänzt seine Frau. „Vitamine und eine Stärkung des Immunsystems zum Beispiel“, sagt die Frau. Man könne mit Corona leben, wie mit der Grippe auch. Und sie ist empört, dass eine Veranstaltung angemeldet werden muss, man nicht einfach frei seine Meinung sagen kann. Diese Einsamkeit, in die zurzeit viele rutschen, mache Angst, sagt ihr Mann.

Positiven Ausgleich schaffen

„Ich mache nur einen Spaziergang“, antwortet ein weiterer Teilnehmer auf die Frage, warum er da ist. In den Medien höre man nur noch Negatives, er sei hier, um ein Zeichen zu setzen, das Positive auch mal wieder in den Fokus zu setzen. „Wir müssen mal wieder einen positiven Ausgleich schaffen.“ Es werde vieles falsch dargestellt. „Da wird oft bloß Mist erzählt“, sagt ein Mann. Die Medien würden in Sachen Corona und Veranstaltungen dazu den Schwerpunkt falsch setzen, es werde Angst und Panik geschürt. „In der Zeitung steht ja nichts anderes mehr, nichts, was wirklich zu Herzen rührt, gerade in der Vorweihnachtszeit war das so“, so seine Ansicht.

Jeder soll selbst entscheiden

Was da momentan laufe, sei gegen die Grundrechte, so ein anderer Teilnehmer. „Ich hätte nie gedacht, das so etwas mal bei uns passieren könnte“, sagt er. Ist er gegen die Corona-Impfungen, gegen eine Impfpflicht überhaupt? „Ja“, sagt der Mann, „es sollte jeder selbst entscheiden, ob er das macht.“ Er ist der Meinung, dass von staatlicher Seite zu viel Druck aufgebaut werde. „Viele Menschen können sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen und werden dann gleich in eine bestimmte Ecke abgeschoben“, macht er seiner Empörung Luft. Er habe Angst vor den Neben- und Nachwirkungen einer Impfung, aber nicht vor dem Virus an sich. „Das ist wie russisches Roulette“, fährt er fort. Die Dunkelziffer, was Neben- und Nachwirkungen angehe sei überhaupt nicht bekannt. Ist er selber geimpft? „Nein“, entgegnet er. Und wenn er irgendwelche Erkältungssymptome spüre, halte er Abstand zu anderen und bleibe möglichst daheim.

Negativ berichtet

Und es gibt weiter Kritik an den Medien. „Ich bin dankbar, wie sich die Zeitungen mittlerweile stückweise demaskieren“, heißt es, „wenn man merkt, wie bewusst negativ oft berichtet wird.“

Kritik gibt es aber auch an der Politik. Ihm gefalle das System nicht mehr und wie die Politiker entscheiden, sagt ein älterer Mann, der mit seiner Tochter gekommen ist. „Wo haben die ihre Informationen her? Sollen sie doch ihre Berater mal mit auf den Bildschirm holen“, sagt er. Er selber fühle sich durch das Virus nicht gefährdet. Früher habe er in der Familie immer als Vorbild gegolten, weil er gegen alles Wichtige geimpft war. Aber die jetzigen Diskussionen um eine mögliche Impfpflicht würden ihn nur aufregen. „Das geht zu weit“, ergänzt er. Auf die Frage, ob er gegen Corona geimpft ist, gibt er keine Antwort. Genauso verhält sich seine Tochter, die die Frage diplomatisch umgeht. „Ich bin gegen alles Wichtige geimpft“, entgegnet sie bloß. Auf Nachfragen geht sie nicht ein.

Seine Meinung sagen

Ob er nächste Woche wiederkommt, um hier spazieren zu gehen und sich mit anderen Menschen friedlich auszutauschen, wisse er noch nicht, sagt ein Teilnehmer. Er war auch schon an anderen Orten, vielleicht geht er das nächste Mal auch woanders hin. „Es ist so wichtig, mit anderen zu reden, seine Meinung zu sagen“, so der Mann, „es muss doch nicht jeder die gleiche Meinung haben, aber man muss sich gegenseitig akzeptieren.“

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