Sternplatz-Sanierung wohl nicht vor 2018 Bayreuth: Reste vom Stadttor bei Grabung gefunden

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Bei einer der archäologischen Grabungen in der Opernstraße wurde jetzt eine Aufschüttung für das östliche Stadttor freigelegt. Laura Kriete (Foto), Mitarbeiterin des Archäologen Hartmut Endres, dokumentiert die Funde. Foto: Waha Foto: red

Die Innenstadt ist ein durchaus ein gutes Pflaster für die Archäologen. Der Boden steckt voll mit Geschichte. Deshalb wird vor jeder Sanierungsmaßnahme auch gegraben. Wie derzeit in der Opernstraße, wo Hartmut Endres und sein Team gerade wieder einmal der Geschichte der Stadt auf den Grund gehen. Unter anderem wurden Keramik aus dem 14. Jahrhundert und Teile des Stadtmauer-Fundaments gefunden.

 
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Endres kennt den Bayreuther Untergrund – zumindest den direkt unter dem Pflaster der Innenstadt – wahrscheinlich wie kein Zweiter. Seit 2003 wird er immer wieder dann geholt, wenn in der Innenstadt gebaut, saniert oder verschönert werden soll. Aktuell ist das in der Opernstraße der Fall. Der Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl sagt, dass die Opernstraße in diesem Jahr ein neues Gesicht bekommen soll.

Doch bevor das passiert, ist Endres an der Reihe: Im Auftrag der unteren Denkmalschutzbehörde – also der Stadt – und in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege ist er für die Voruntersuchungen zuständig. „Wir untersuchen die historische Situation im Boden und machen im Sinne des Bauherrn auch einen Bodenaufschluss“, sagt Endres. Da der Boden schicht für Schicht mit großer Vorsicht geöffnet wird, kann man nach der Arbeit der Archäologen auch sagen, wie der Boden beschaffen ist – und welche Leitungen wo verlaufen. Aus den alten Plänen ist das oft alles andere als genau ersichtlich.

„Wir haben in den vergangenen Wochen drei Schnitte gemacht, ein vierter steht noch aus“, sagt Endres. Bei der ersten Sondierung auf Höhe des Hotels Anker hat Endres „Fundamentbereiche der Stadterweiterung gefunden. Außerdem einen Bereich, der Rückschluss auf das östliche Stadttor am Sternplatz zulässt“.

Keramik aus dem 14. Jahrhundert fand Endres auf Höhe des Juweliergeschäfts Heyder. „Bei diesem Schnitt haben wir Überreste des ehemaligen Burg- oder Stadtgrabens gefunden. Die Keramik bestätigt die Überlegung, dass dort der Stadtgraben gewesen sein muss.“

Als spannend bezeichnet Endres die Situation, die er beim dritten Schnitt auf Höhe der Markgrafenbuchhandlung vorfand: Während auf der anderen Straßenseite der Fels bereits 40 Zentimeter unter dem Pflaster ansteht, konnte er hier über einen Meter tief graben, ohne auf Fels zu stoßen. Dafür zeigt sich eine Jahrhunderte alte, künstliche Aufschüttung, ablesbar an einer feinen, aufsteigenden Linie unterhalb des Fundaments der Buchhandlung. Endres: „Es liegt nahe, dass wir hier die historische Aufschüttung zum Stadttor haben.“

Stadtbaureferent Striedl sagt auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Opernstraße in diesem Jahr umgestaltet werden soll. „Wir wollen die Zeit vor dem Beginn der Landesgartenschau und der Wiedereröffnung des Weltkulturerbes Opernhaus nutzen, damit der Bereich dann frei von Baustellen ist.“ Es sei Ziel, zum einen die Art und Weise, in der bereits die Maxstraße gestaltet wurde, „weiter nach vorne zu ziehen“, sagt Striedl. „Unterhalb des Juweliers soll es der Charakter des Platzes stärker als jetzt betont werden“, sagt Striedl. Auch die Beleuchtung wird neu gemacht – mit einer integrierten Anstrahlung des Opernhauses.“

Die Kosten der Sanierung der Opernstraße beziffert Bernd Spindler, der stellvertretende Leiter des Amtes für Städtebauförderung, auf 1,1 Millionen Euro. „Dort sind allein rund 2700 Quadratmeter Fläche zu pflastern, außerdem ist der Straßenunterbau kaputt, da fallen schon die Pflastersteine einfach raus.“ Zudem wird die Bayreuther Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (BEW) die Gashauptleitung erneuern, „die Hausanschlüsse werden umgebunden“, sagt Spindler.

Eine Sorge der Stadträte aus den Haushaltsberatungen scheint weitgehend vom Tisch zu sein: Die Sanierung des Teilstücks zwischen Sternplatz und Kanzleistraße dürfte wohl nicht mehr im Jahr 2017 in Angriff genommen werden. Striedl sagt, man wolle in jedem Fall abwarten, bis das Opernhaus wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. „Und auch dann werden wir sicher nicht am nächsten Tag anfangen zu graben.“ Wann genau im Jahr 2017 das sein wird, ist offen, heißt es auf Nachfrage aus der Schlösserverwaltung in München. Der Wasserschaden im Opernhaus hat die Pläne, im Sommer 2017 mit der Restaurierung des Welterbes fertig zu sein, über den Haufen geworfen. Den Sternplatz aus der Maßnahme heraus zu nehmen, mache wenig Sinn, sagt Striedl. Und Spindler ergänzt: „Jede Baustellen-Einrichtung kostet Zeit und Geld, das kann man sich sparen, wenn man das komplett macht.“

Ab dem morgigen Aschermittwoch wird Endres am unteren Ende der Opernstraße einen weiteren Schnitt setzen und seine Arbeit in der Opernstraße damit vorläufig abschließen. Vorläufig deshalb, weil der Bereich zwischen Sternplatz und Kanzleistraße ebenfalls noch untersucht werden muss, bevor dort die Umgestaltung startet. Denn trotz der Tatsache, dass der Sternplatz in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach umgebaut worden ist, ist sich Endres sicher: „Der Sternplatz ist voll.“ Voll mit Bayreuther Geschichte.

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