Steinerne Konfirmation: Richard Weiß wurde vor 75 Jahren in Creußen eingesegnet Vor 75 Jahren konfirmiert

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„Ich bin dankbar, dass ich das noch erlebe“, sagt Richard Weiß (88) aus Pegnitz. Anfang Juni ist er der älteste Jubelkonfirmand in Creußen, feiert seine Steinerne Konfirmation. Am Ostermontag 1943 – vor 75 Jahren – wurde er damals eingesegnet.

 
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Er lebt zwar schon seit 1953 in Pegnitz, aber Heimatgefühle sind immer noch da, sagt Weiß. Mindestens einmal in der Woche fährt er durch Creußen, wenn er auf dem Weg nach Seidwitz zu den Modellfliegern ist. Auch sein Bruder Heinrich, der kürzlich seinen 90. Geburtstag feierte, wohnt in Creußen. Richard Weiß wurde dort im Hintermühlweg geboren. „Das Haus steht immer noch“, erzählt er.

Musikschule in Rothenburg/Tauber

Er ging zur Volksschule, hat neun Jahre bei Siemens gearbeitet. Dann bekam er eine Ausbildungsstelle als kaufmännischer Angestellter bei KSB in Pegnitz. „Eigentlich wollte ich Berufsmusiker werden“, sagt er. Aber die Verhältnisse so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren schwierig. Weiß war auch in Rothenburg/Tauber auf der Musikschule - im Sanatorium Wildbad. Dort hat er Klavier, Posaune und Bassbariton spielen gelernt. Bei KSB hat er dann halbtags im Büro gearbeitet und den anderen halben Tag als Dirigent der Werkskapelle. Erst war er Vertreter, dann 15 Jahre, bis zum Ruhestand 1991, hauptamtlicher Dirigent. „Mein Leben gehört der Musik“, sagt Weiß. Schon als kleiner Junge, etwa mit sieben Jahren, hat er mit dem Akkordeon spielen angefangen. „Meine Mutter war sehr musikalisch“, erinnert er sich. Aber die Liebe zur Musik steckte schon immer in ihm und auch seinem Bruder. Und sie ist auch jetzt immer noch alles für ihn. Er versäumt kein Konzert der KSB-Werkskapelle in der Sammethalle, hört überhaupt gerne Musik. Hauptsächlich Klassik. „Die moderne Musik ist gewöhnungsbedürftig“, sagt er diplomatisch.

Staatliche Anerkennung

Weiß wurde für seine musikalische Arbeit auch ausgezeichnet. 1987 erhielt er den Kulturförderpreis des Landkreises. Und 1990 vom Bayerischen Kultusministerium die staatliche Anerkennung als Dirigent von Blasorchestern.

1953 heiratete er seine Frau Anna, die vor gut zwei Jahren verstorben ist. Mit ihr hatte er die Söhne Reimund und Uwe sowie vier Enkelkinder. „Wir leben hier zu neunt im Haus, das klappt prima“, so Weiß weiter. Seinen Haushalt macht er überwiegend selber, wird manchmal von den Schwiegertöchtern unterstützt. Sein Knie macht ihm etwas Probleme. „Aber ich jammer nicht, das ist halt so“, sagt er. Richard Weiß ist ein positiver Mensch, geht auf andere Leute zu.

Ein guter Pfarrer

Acht Buben und rund 18 Mädchen waren sie damals bei den Konfirmanden, erinnert er sich. Ein Jahr hatten sie Präparandenunterricht, ein Jahr Konfirmandenunterricht. Vor der Einsegnung war Konfirmandenprüfung in der Kirche. Es ist noch viel hängen geblieben, sagt er. Die Konfirmation feierte dann der damalige Pfarrer Ernst Rohmer mit ihnen. „Das war ein guter Pfarrer, Creußen hat ihm viel zu verdanken“, erinnert Weiß daran, dass Rohmer es einst möglich machte, dass die Amerikaner Creußen befreien konnten.

Am Konfirmationstag selber war schönes Wetter weiß er noch. Groß gefeiert, so wie heute, wurde damals nicht. „Wir haben nach dem Gottesdienst daheim etwas Besuch zum Essen gehabt“, sagt er. Die Mutter hatte selbst gekocht. Es war damals eben anders in Kriegszeiten. Geschenke gab es keine, nur ein paar Blumen hat er bekommen. Der Glaube bedeutet Richard Weiß viel im Leben, ist ein wesentlicher Bestandteil. „Ich bin gottgläubig, auch wenn ich nicht jeden Sonntag in die Kirche gehe“, sagt er. Mit dem Laufen geht es eben nicht mehr so. Aber er schaut immer den Fernsehgottesdienst an.

Musiker suchen Kontakt

Richard Weiß zeigt verschiedene Fotografien von Konzerten, bei denen er mit dem KSB-Werksorchester war. Ein Wunschkonzert in der Sammethalle und ein Großer Zapfenstreich vor dem Pegnitzer Rathaus sind dabei. Es fehlt im schon, dass er nicht mehr aktiv dabei ist. „Der Abschied damals hat weh getan, tut es immer noch“, sagt Weiß. Aber sein Nachfolger Klaus Hammer und auch Musiker suchen immer wieder den Kontakt zu ihm. „Da müssen sie mich doch wohl mögen“, sagt Weiß lächelnd.

Zur Jubelkonfirmation in Creußen am 10. Juni wird ihn sein Enkel fahren. Sein Bruder wird auch zum Gottesdienst kommen. Aber groß feiern will Richard Weiß nicht. Aber gespannt auf viele alte Bekannte ist er trotzdem.

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