Kaum Nachfrage nach einem Netzanschluss in den Einrichtungen der Region Offline im Pflegeheim: Nur wenige Senioren nutzen das Internet

Von Moritz Kircher

Stefan Drescher (47) lebt aufgrund seiner Erkrankung im Senivita-Pflegeheim in Gefrees. Bruno Jochum ist 85 und hat sich wegen seines Alters für die Einrichtung entschieden. Die beiden eint, dass sie viel im Internet surfen. In den Heimen in der Region sind sie damit Ausnahmefälle - noch. Denn viele Einrichtungsleiter rechnen mit einer steigenden Nachfrage.

 
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Stefan Drescher (47) lebt im Senivita-Heim in Gefrees. Für ihn gehört die Internetnutzung in der Pflegeeinrichtung ganz selbstverständlich dazu. Foto: Kircher Foto: red

Auf dem Schreibtisch von Stefan Drescher liegen mehrere Autozeitschriften. Auf dem Bildschirm seines Laptops schaut er sich gerade die neuen BMW-Modelle an. Drescher sitzt im Rollstuhl. Bald geht er in Reha, will wieder mobiler werden. Den Weg vom Bett in den Rollstuhl wieder alleine schaffen. "Das ist mein großes Ziel", sagt er.

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Ein Versuch im Weidenberger AWO-Seniorenzentrum war nicht erfolgreich

Das Internet nutzt er, um sich zu informieren und Kontakt mit der Verwandtschaft zu halten. "Per Mail bin ich immer erreichbar", sagt er. "Das macht es einfacher für mich." Auch Fahrplanauskünfte der Bahn - für ihn als Rollstuhlfahrer besonders wichtig - besorgt er sich online. "An den Bahnhöfen gibt es ja kaum noch Schalter", so Drescher. Also geht er ins Netz. Mit seinen 47 Jahren ist das nicht ungewöhnlich.

Doch im Schnitt die Bewohner von Senioren- und Pflegeeinrichtungen deutlich älter als Drescher. Sie sind nicht mit dem Internet aufgewachsen. "Wir haben das mal versucht", erzählt Wolfgang Birkel, Leiter des AWO-Seniorenzentrums in Weidenberg. Er hat in seinem Haus einen Internetkurs für Senioren angeboten und im Aufenthaltsraum einen Computer aufstellen lassen, den alle nutzen können. Der Rechner verstaubte und wurde wieder abgebaut. "Aber die Generation kommt. Da bin ich sicher", sagt Birkel.

Internetanschluss kein Aspekt, mit dem die Seniorenheime werben

Die sogenannten Silversurfer - Senioren im Internet - sind noch keine Zielgruppe für Heimbetreiber. Eine Internetseite haben im Landkreis zwar alle. Doch neben den Senivita-Heimen hat nur das Albert-Schweitzer-Seniorenzentrum in Creußen einen Hinweis auf seiner Seite, dass es in den Zimmern einen Anschluss ans Netz gibt. "Die Nachfrage ist aber nicht sehr groß", sagt Einrichtungsleiter Andreas Mottl. "Die Leute sind damit meist noch überfordert."

Die Aussagen aus anderen Heimen klingen ähnlich. Martin Saß leitet das Haus im Schlossgarten in Heinersreuth. "Das wird irgendwann kommen", ist er sich sicher. Würde man das Thema im Haus aktiv angehen, würden sich "sicher ein, zwei Leute finden", wie er sagt. Im Brigittenpark in Pegnitz zieht in der nächsten Woche der erste Bewohner ein, der einen Internetanschluss wünscht. "Das wird er erste Test", ist Einrichtungsleiterin Anke Schellermann gespannt auf das "Experiment".

Bruno Jochum: "Das ist einfach nur die Furcht vor dem Neuen."

Dass so wenige Senioren das Internet nutzen ist für Bruno Jochum unverständlich. Seit die private Nutzung eine weitere Verbreitung gefunden hat, ist der 85-Jährige im Netz unterwegs. "Die älteren Leute denken immer: Mensch, ich kann sowieso nicht mit dem Internet umgehen", sagt er. "Aber das ist ein Irrtum. Das ist einfach nur die Furcht vor dem Neuen."

Furcht vor Neuem? Das konnte sich der Diplom-Ingenieur in seinem Beruf nicht leisten. Und so verwundert es kaum, dass er auch im hohen Alter technisch auf Zack ist. Als einer der ersten war er nach der Eröffnung im März vergangenen Jahres in den Gefreeser Seniorenpark eingezogen. Da hakte es noch mit der hauseigenen Internetverbindung. "Da dachte ich mir: Machst du es halt per Funk."

Pflegedienstleiter Michael Reichl rechnet damit, dass mehr netzaffine Bewohner wie Bruno Jochum kommen werden. Und er hat vorgeplant. Im Haus gibt es einen Raum, der für Computerkurse genutzt werden könnte. Sobald die Nachfrage da sei, werde er das machen. "Vor allem, um Grundlagen zu vermitteln", sagt er.