Martin Meyer, Leiter des bayerischen Krebsregisters in Erangen, hält nichts von der Naila-Studie. „Es wurden weniger als zehn Prozent der Bevölkerung betrachtet. Das ist nicht zuverlässig", sagt er. Und: Das Alter und das Geschlecht der Erkrankten und auch die konkrete Krebsart wurden außer Acht gelassen, „sondern alles in einen Topf geworfen". Krebs verteilt sich immer ungleichmäßig. Die Macher der Studie haben beliebige Straßen beobachtet. Hätte man die Straße nebenan untersucht, hätte die Studie ganz anders aussehen können, sagt Meyer. Auch die Verdreifachung der Krebsrate nach fünf Jahren hält er für „medizinisch nicht plausibel." In Expertenkreisen gilt die Naila-Studie als Zufallsergebnis. „Mobilfunkmasten stehen außer Verdacht, Krebs zu erregen. Wenn überhaupt, gibt es den Verdacht beim Handy am Kopf", sagt Meyer.
Aber wieso haben so viele Donndorfer Krebs? Es könnte mit dem Altersdurchschnitt in der Sieldung zusammenhängen. Fast alle Krebsarten treten bei älteren Menschen sehr viel häufiger auf als bei Jüngeren. Auf einen unter 15-Jährigen, der eine Krebsdiagnose erhält, kommen 200 bis 300 über 80-Jährige, sagt das Deutsche Krebsforschungszentrum.
Seltsame Wut
Neben der Angst vor der Strahlung kommt in Donndorf eine seltsame Wut auf denjenigen, auf dessen Späneturm die Sender stehen: Hartmut Haenlein, Schreiner. Er ist verwundert über die Anfrage des Kuriers. „Nicht ein einziger war bisher Manns genug, mal zu mir zu kommen und darüber zu reden", sagt er. Sein Vater war es, der mit den Mobilfunkbetreibern die Verträge über 25 Jahre abschloss. Haenlein bekommt gutes Geld dafür, über Summen will er nicht reden. Der 51-Jährige hat selbst vier Kinder. „Sie glauben doch nicht, dass ich so naiv bin, mir was Gefährliches aufs Dach zu setzen?", sagt er.
Die Gemeinde Eckersdorf hat von Haenlein zu jedem Sender ein Gutachten verlangt, das bestätigt, dass alle Richtlinien eingehalten werden. Angesichts der Tatsache, dass auf dem Eckersdorfer Rathaus ebenfalls ein Mobilfunkmast steht, fast Ironie für den Schreiner. Ergebnis der Gutachten: alles in Ordnung. Info: In Eckersdorf sind zwischen 2002 und 2009 durchschnittlich 14,9 Männer und 11 Frauen pro Jahr an Krebs erkrankt. Der Bayernschnitt liegt bei 16 Männern und 13,8 Frauen pro Jahr.