Standort-Konzentration Die Stadtwerke und das 50-Millionen-Ding

Der gewerbliche Standort Birkenstraße mit Werkstätten. Verwaltung – und vor allem alten Gebäude, die Probleme machen und eine Sanierung wenig sinnvoll erscheinen lassen. Das Grundstück wollen die Stadtwerke – unter anderem – vermarkten, wenn sie 2025 umziehen. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Weiter warten: Das geht nicht. Das sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer am Mittwochmittag in einem Pressegespräch, bei dem Zahlen und Fakten genannt werden, was die Standort-Konzentration des lokalen Energieversorgers angeht. Das Ziel heißt: Alles am Standort Eduard-Bayerlein-Straße zu konzentrieren, die Grundstücke, zu denen Filetstücke wie das in der Birkenstraße gehören, zu vermarkten.

 
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Bayreuth - Es ist Druck dahinter. Druck und ein straffer Zeitplan, der eine klare Vorgabe gibt: Die Stadtwerke wollen 2025 alle ihre Einheiten mit Verwaltung, Werkstätten und den Verkehrsbetrieben auf einem Standort zusammenziehen: in der Eduard-Bayerlein-Straße. Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer nennt am Mittwoch in einem Pressegespräch erst einen „mittleren zweistelligen Millionen-Betrag“, den die Stadtwerke dafür in die Hand nehmen wollen, lässt sich dann auf eine Summe festlegen: 50 Millionen Euro kann – muss aber nicht – die Konzentration auf einen Standort kosten.

Mehr als neues Zuhause

„Ein neues Zuhause für die Stadtwerke – aber nicht nur“, sagt Bayer, sei das Programm, das 2018 erneut und aus dem gewissen Druck heraus Fahrt aufgenommen habe, dass die Bausubstanz der Stadtwerke vor allem am Standort in der Birkenstraße, wo einst das alte Gaswerk war, massiv in die Jahre gekommen ist und auch nicht mehr „dem Bild eines modernen Energieversorgers entspricht“, wie es Bayer relativ schonungslos formuliert. Wie Gerd Luber, der bei den Stadtwerken die Abteilung Bauwesen leitet, auf Nachfrage sagt, arbeite rund die Hälfte der etwa 400 Stadtwerke-Mitarbeiter in der Birkenstraße mit ihrer Bausubstanz, die aus den 60er Jahren stammt.

Alle Grundstücke wurden geprüft

„Wir haben uns alle Grundstücke angeschaut und geprüft, welche nicht betriebsnotwendig sind und wie die nutzbar sind, die wir brauchen“, sagt Bayer. In Zusammenarbeit mit einem externen Projektsteuerer habe man – nachdem man die Gremien entsprechend informiert habe – analysiert, welche der vier Varianten die beste wäre: Den Bestand modernisieren, Konzentration in der Birkenstraße, Neubau auf der grünen Wiese oder Konzentration in der Eduard-Bayerlein-Straße. Mit 14,8 von 15 möglichen Bewertungspunkten sei das Ergebnis klar gewesen, sagt Bayer: die Eduard-Bayerlein-Straße soll es werden. „Das ist der Favorit, hier ist viel ungenutzte Fläche“, sagt Bayer.

Der Platz reicht

Ohne dem geplanten Architekten-Wettbewerb vorgreifen zu wollen, habe man den errechnete Raumbedarf würfelartig auf das Grundstück geschoben: „Es klappt“, sagt Bayer. Zugute komme den Stadtwerke, dass etwa das alte Schalthaus durch heute wesentlich kleinere – und effizientere – Technik abgebrochen und an der Rand des Grundstücks verlegt werden könne. Denkmalgeschützt sei keines der alten Gebäude, sagt Bayer auf Nachfrage.

In dem Jahr ein Architekten-Wettbewerb

Noch in diesem Jahr solle, nachdem der Bauausschuss am Dienstag das Vorgehen begrüßt hatte, ein Architektenwettbewerb angeschoben werden, um zu zeigen, was auf dem Grundstück möglich ist. Auch unter dem wichtigen Aspekt, „als attraktiver Arbeitnehmer wahrnehmbar“ zu sein, wie Bayer sagt. Denn: „Bewerber empfangen wir hier am liebsten abends.“ Und: Die Stadtwerke stünden gerade bei „jungen Ingenieuren in Konkurrenz zu Tennet. Der Betonklotz hier strahlt wenig Agilität aus“, von der die Stadtwerke als lokaler Energieversorger in der Außendarstellung gerne sprächen. „Arbeitsweisen ändern sich, Projektarbeit nimmt zu. Was innovatives Arbeiten angeht, sind wir räumlich schlecht aufgestellt“, sagt Bayer.

Umzug 2025

Um das auf den „mittleren zweistelligen Millionen-Betrag“ bezifferte Projekt angehen und bis 2025 mit einem Umzug in das neue Domizil abschließen zu können, sind allerdings die anderen Grundstücke in Bayreuth wichtig, wegen der Mischung aus Eigen-und Fremdkapital zur Finanzierung: Das Gewerbegrundstück – ein Lager, „eher sporadisch genutzt“ – in der Spitzwegstraße mit einer Fläche von 8800 Quadratmetern soll in dem Jahr verkauft werden, die Fläche des Parkhauses Sendelbach, jetzt ein Parkplatz soll mit urbanem Wohnen bebaut werden.

Bleibt „das Filetstück“, wie es Oberbürgermeister Thomas Ebersberger nennt: die Birkenstraße. Rund 24.000 Quadratmeter Flächen sollen ab 2023 „beplant und verwertet werden“, sagt Bayer. Er gehe „nicht davon aus, dass die Birkenstraße im Besitz der Stadtwerke bleiben kann“, sagt Ebersberger. Man wolle hier aber einen „Beitrag zur Stadtentwicklung leisten“, sagt Bayer.

Es werde „zum entsprechenden Zeitpunkt entschieden“, sagt Ebersberger, wie die große Fläche „die sehr wertvoll ist“ durch ihre Lage nah am Hofgarten und am Friedrichsforum genutzt werden könne. „Wohnbau oder andere Nutzung ist noch nicht entschieden. Es geht darum, die Fläche effektiv zu nutzen und gut zu verwerten.

Langfristige Abschreibung

Die Frage, ob sich die geplante Bautätigkeit auf die Energiepreise auswirken könne, beantwortet Bayer mit einem Kopfschütteln. Es stehe, sagt Ebersberger, gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeit, „hier eine langfristige Abschreibung im Raum“.

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