Städtische Immobilien Altes Krankenhaus kann weg

Peter Rauscher
Das alte Krankenhaus von Bad Berneck kann nach einhelliger Meinung im Stadtentwicklungsausschuss verkauft werden. Foto: Archiv/Peter Rauscher

Die Kaufinteressenten an alten städtischen Immobilien stehen derzeit beinahe Schlange in Bad Berneck. Aber nicht alles will die Stadt hergeben.

 
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Bad Berneck - Nicht alles verkaufen und nicht alles behalten – nach dieser Devise will die Stadt Bad Berneck mit ihren Immobilien und den diversen Kaufinteressenten dafür verfahren. Nach der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vom Dienstagabend scheint klar, von welcher der Immobilien sie sich zumindest vorerst nicht trennen will.

Die vermutlich erste Ausschusssitzung überhaupt in Bad Berneck an einem Faschingsdienstag war auf Antrag von Stadträtin Sandra Schiffel von den Freien Wählern anberaumt worden. Sie wollte erreichen, dass vor einer Verkaufsentscheidung geklärt wird, welche Immobilien im Besitz der Stadt für die Stadtentwicklung wichtig sind.

Nur eine Empfehlung

Zu einem kompletten Kehraus bei den städtischen Immobilien kam es nicht. Erstens, weil der Ausschuss nur eine Empfehlung für die im März anstehende Entscheidung des Gesamtstadtrats geben konnte; zweitens, weil dieser Ausschuss einstimmig dafür war, zumindest das Kurhaus, in dem die städtischen Gremien seit Pandemieausbruch selbst tagen, erst mal nicht zu verkaufen.

Jetzt fünf Interessenten

Dabei gibt es mehrere ernsthafte Kaufinteressenten (wir berichteten). Einer davon will das ganze Paket kaufen, also altes Krankenhaus, ehemalige VR-Bank, ehemaliges Stadtmuseum und Kurhaus, einer nur die ersten drei der Objekte, der Dritte nur das alte Krankenhaus und die ehemalige VR-Bank. Zwischenzeitlich hat sich ein Vierter gemeldet, der einzig am alten Krankenhaus interessiert ist. Ein weiterer hatte nur sein Interesse am Kurhaus bekundet.

Vereine haben Raumbedarf

Wer am Ende den Zuschlag bekommt, war nicht Thema im Ausschuss. Sandra Schiffel trug das Ergebnis einer Umfrage unter Bad Bernecker Vereinen vor, in der sie deren Raumbedarf abgefragt hatte. Von 61 angeschriebenen Vereinen hatten 30 geantwortet, davon wiederum meldeten zehn Bedarf nach Räumlichkeiten für Vereinsveranstaltungen an: für Versammlungen, Sitzungen, Übungsstunden oder Theater.

209 Tage im Jahr werde ein kleiner Raum gebraucht, 110 Tage ein mittlerer und 60 Tage der große Saal, ergab die Umfrage. „Das glaub ich zwar selbst nicht, aber die Nachfrage ist doch höher als gedacht“, sagte Schiffel. Wenn die Stadt alle ihre möglicherweise geeigneten Immobilien verkaufe, könne sie den Bürgern kein Angebot mehr machen, mahnte sie.

„Das können wir uns nicht leisten“

Schiffels Vorgehen stieß bei Bürgermeister Jürgen Zinnert auf wenig Verständnis. Erneut warnte er davor, den Eindruck zu erwecken, die Stadt wolle bei den Verkäufen einen Rückzieher machen. Zudem erwecke Schiffels Bedarfsabfrage bei den Vereinen den Eindruck, die Stadt könnte so einfach für sie Räumlichkeiten schaffen. „Das ist nicht die Aufgabe einer Stadt und das können wir uns die nächsten zehn, 15 Jahre finanziell auch nicht leisten“, sagte Zinnert und verwies darauf, dass all dies freiwillige Leistungen wären.

Er plädierte für den Verkauf des alten Krankenhauses und des ehemaligen Stadtmuseums, nicht aber für den Verkauf des ehemaligen VR-Gebäudes und des Kurhauses. Am Standort des ehemaligen VR-Gebäude solle Parkraum geschaffen werden, für das Kurhaus prüfe das Architektenbüro Just derzeit Möglichkeiten der Eigennutzung. Denkbar sei, den alten Teil abschnittsweise zu sanieren und den neueren Teil wegzureißen. Vor Überlegungen, auch diesen Teil Instandzusetzen, warnte Daniel Färber vom Bauamt: „Hier regnet es überall rein, der Bau ist Schrott.“

Das empfiehlt der Ausschuss

Am Ende sprach der Ausschuss einstimmig die Empfehlung aus, das alte Krankenhaus und auch das frühere Stadtmuseum zu verkaufen, nicht aber das Kurhaus. Beim ehemaligen VR-Gebäude waren je vier Räte für und vier gegen den Verkauf. Untergebracht ist dort derzeit das Jugendblasorchester Bad Berneck.

FW-Stadträtin Susanne Opel, die als Zuhörerin die Sitzung verfolgte, verlangte vor dem Hintergrund des drohenden Gebäudeabrisses von der Stadt ein klares Bekenntnis, dass sie das Orchester halten will. „Klar wollen wir das“, sagte Zinnert. Die Frage sei, ob man dem Orchester das bieten könne, was es wünscht.

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