Städteplaner sehen weiteres Baugebiet kritisch Bad Berneck: Alte statt neuer Häuser

Von Ulrike Sommerer

Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Diese Richtung gibt die Bundesregierung bei der Städteplanung vor. In deren Nachhaltigkeitszielen heißt es nämlich, dass möglichst wenig Fläche vollgebaut werden darf. Für Bad Berneck könnte das jetzt ein Problem werden.

 
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Den Traum vom Eigenheim soll man sich auch in Bad Berneck erfüllen können, meint der Stadtrat. Hat aber Sorge, dass ein neues Baugebiet nicht zum Plan der Innenstadtentwicklung passen könnte. Foto: Jens Schierenbeck/dpa Foto: red

Bad Berneck ist mittendrin, in seinem Stadtentwicklungskonzept. Das bezieht sich vor allem auf die Altstadt. Hier herrscht Leerstand, hier ziehen die Leute weg, hier sehen die Städteplaner Potenzial für eine Entwicklung. Doch Bad Berneck will auch junge Familien anziehen. Und das geht, so meint zum Beispiel Stadtrat Udo Sauerstein (SPD), in erster Linie über Bauplätze. Nur: Davon hat die Stadt nicht mehr allzu viele. Es gibt welche in Escherlich. Doch die Nachfrage dort sei gering. Vielleicht, weil nicht offensiv dafür geworben werde, meint Sauerstein, vielleicht aber auch, weil nur wenige Menschen aufs Dorf wollen. In der Stadt Bad Berneck selbst ist dagegen kaum ein Bauplatz mehr frei. 

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Deshalb hat der Stadtrat im Juni 2014 (also schon der derzeit amtierende Stadtrat) beschlossen, einen Bebauungsplan für den Bereich Roter Hügel III aufzustellen. Einen Grobentwurf gibt es also, das Gebiet ist abgesteckt, 55 Parzellen könnten demnach im Anschluss an die Blumenau entstehen. Im Flächennutzungsplan der Stadt ist hier schon seit Jahren Bauland vorgesehen. Nachfrage nach Bauplätzen wäre da, schätzt Verwaltungsleiter Christian Hohlweg die Situation ein, zumal im Nachbarort Himmelkron kein Baugrund mehr zur Verfügung stehe.

Verschiedene Zielgruppen

Doch jetzt wird in Bad Berneck ein integriertes Stadtentwicklungskonzept angewandt und dadurch fließt Fördergeld in die Stadt, vor allem in die Altstadt. Und manch Stadtrat fürchtet, dass eben dieses Fördergeld in Gefahr sein könnte, wenn man nicht nur auf die Entwicklung in der Innenstadt setze. Das eine tun, das andere nicht lassen, ist die Devise von Stadtrat Udo Sauerstein. Bauland auszuweisen gehöre seiner Meinung nach genauso zu einer Stadtentwicklung, wie für Leben im Stadtkern zu sorgen. Zumal sich jedes Angebot an eine andere Zielgruppe richte. Bauland für junge Familien mit Kindern - Eigenheim, Garten drumherum - Altbauwohnungen in der Oberstadt für Singles oder Paare.

Wird über neue Baugebiete gesprochen, reagieren Stadtplaner allerdings zögerlich, sagt Stefanie Raab. Sie ist Geschäftsführerin von Coopolis, ihr Team betreut die Bad Bernecker Stadtentwicklung. Auch wenn sie "selbstverständlich die Wohnidee von einem Eigenheim" nachvollziehen könne, steht sie weiterem Flächenverbrauch nicht gerade aufgeschlossen gegenüber, wenn es auf der anderen Seite so viel Leerstand gebe. "Unsere Landschaft hier ist wunderschön. Die Frage ist, was von ihr bleibt, wenn wir sie immer weiter verbauen."

Alte Häuser statt neuer Eigenheime - das kann funktionieren. Wie, das macht zur Zeit die Stadt Wunsiedel vor. Dort saniert ein Kommunalunternehmen alte Häuser und vermietet sie wieder. Geschäftsführer Uwe Heidel sagt: "In Wunsiedel haben wir die Situation, dass es viel Leerstand gibt aber auch eine extrem hohe Nachfrage nach Wohnungen. Nur in den Leerstand will niemand einziehen." In den Köpfen sei verankert, dass Menschen wegziehen, weil es hier keine Arbeit gebe. Doch die Menschen ziehen vor allem weg, weil es hier keinen passenden Wohnraum gebe, sagt Heidel. Den schafft Heidel mit seinem Kommunalunternehmen und beseitigt gleichzeitig Leerstand in der Stadt. Wer ein Haus mit Garten will, gehöre zugegebenermaßen nicht zu seiner Zielgruppe, aber "es sind viele Leute da, die wollen gar keinen großen Garten". Prämisse seines Unternehmens: Stellplatz oder Garage, barrierefrei, moderner Wohnraum, Balkon. Werde ein altes Haus nach diesem Prinzip saniert, fänden sich auch Bewohner. Ein Konzept, das sich auch für Bad Berneck anwenden ließe, ist sich Heidel sicher. Schließlich herrschen dort ohnehin schon bessere Bedingungen als in Wunsiedel. Bad Berneck liege an der Autobahn, es gebe in näherer Umgebung riesige Gewerbegebiete - "das ist ein echter Wettbewerbsvorteil". Das Problem sieht er in den Köpfen der Leute. Dort herrsche die Meinung, dass alles schlecht sei und es keine Arbeitsplätze gebe. Doch das sei eben nicht der Fall.