Stadthalle Das Fass ohne Boden

Kommentar von
Foto: Nils Katzenstein Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Die Bayreuther haben es ja schon immer gewusst. Oder zumindest befürchtet, als es darum gegangen ist, die Stadthalle nach Jahrzehnten der Überlegung zu sanieren: Das wird ein Fass ohne Boden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Und die Intervalle der Nachträge, die Zeiträume, in denen die Kosten steigen und steigen, werden tatsächlich immer kürzer. 44 Millionen waren es mal. 55 Millionen waren es auch schon mal. 61,7 Millionen standen Anfang 2018 im Raum. Eine Summe, die ebenfalls nicht reichen wird.

Es ist kein Wunder, dass Verantwortliche der Förderbehörde, bei der die Anträge einzulaufen haben, klar und deutlich – und belegt – sagen, das Vorhaben sei am Rande der Wirtschaftlichkeit. An der Tatsache gibt es nichts zu deuteln.

Genauso wie man an der Tatsache nicht rütteln kann: Da muss Bayreuth jetzt durch. Als Stadt, als Gemeinschaft, als politisch verantwortliches Gremium, das Stadtrat heißt. Denn auch das muss sich der Stadtrat – durchaus pauschal zu verstehen – sehr deutlich vor Augen führen: Es gibt einen Beschluss, mehrheitlich gefasst, der andere Möglichkeiten als eine Sanierung und einen Umbau der ehemaligen Markgräflichen Reithalle zu einem modernen Kulturzentrum ausschließt. Mit der Ausschreibung des Architekten-Wettbewerbs hat man damals jeden anderen Blickwinkel ausgeklammert. Und sich damit das Messer, in das man jetzt zu stürzen droht, selber aufgeklappt.

Eine Sanierung des Bestands und der Neubau einer modernen Konzerthalle wäre zum Beispiel die charmante und kostengünstige Alternative gewesen, die der Kulturstadt Bayreuth auch nicht den Boden unter den Füßen weggerissen hätte.

Wahrscheinlich sogar eher eine Ko-Existenz von alter und kluger, neuer Architektur sehr reizvoll gezeigt hätte. Ganz anders als die gruselige Verbrämung eines Neubaus des Kleinen Hauses, der mit zurechtgesägten alten Sandsteinen abgehängt wird – als Feigenblatt.

Die Suppe muss jetzt tatsächlich gemeinsam ausgelöffelt werden: Im fairen, offenen Umgang miteinander, mit blitzschnellem Informationsfluss von Verwaltung in Richtung Stadtrat. Und mit dem unbedingten Sparwillen der Architekten und Planer. Sonst treffen die schlimmsten Befürchtungen vom Fass ohne Boden am Ende wirklich ein.

eric.waha@kurier.de

Autor