SpVgg Bayreuth Petzold – erst unglückliches Debüt, nun gesetzt

In Dresden einer der Matchwinner: Luca Petzold, die neue Nummer eins der SpVgg Bayreuth. Foto: IMAGO/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Bert Harzer

Interview:
Obwohl sein Debüt ziemlich unglücklich verlief, hat der 21-jährige Luca Petzold seine Qualitäten als neue Nummer eins der SpVgg mehrfach bewiesen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Während andere Drittligisten schon Schmerzen bekommen, wenn sie ihre Nummer zwei ins Tor stellen müssen, hätte ich bei keinem unserer drei Hüter auch nur die leisesten Bedenken“, spricht Udo Gans von einem Luxusproblem, das die SpVgg Bayreuth auf ihrer Schlüsselposition habe. In Abstimmung mit Chefcoach Thomas Kleine hat der Torwarttrainer des Fußball-Drittligisten die Torwartfrage – zumindest aktuell – mit dem Namen Luca Petzold beantwortet. Seit vier Spielen steht der 21-jährige Gaustädter zwischen den Pfosten. Und dort wird er vorerst wohl auch bleiben.

Nach seinem sehr unbefriedigenden Einstand beim 0:5 in Saarbrücken, dem dann ein ähnlich frustrierendes 1:2 gegen Oldenburg folgte, durfte sich der 1,88 m große Petzold schon einen nicht ganz kleinen Anteil an den Siegen in Dresden (2:1) und gegen Meppen (3:0) gutschreiben lassen. „Die Ruhe, die er ausstrahlt, ist für sein Alter schon außergewöhnlich“, nennt Udo Gans ein wesentliches Qualitätsmerkmal seines Schützlings, das er als Torwarttrainer freilich auch mit zu verantworten hat. Dass Petzold aber auch „mit dem Fuß bockstark“ ist, liegt an seiner kindlichen Prägung. Bis zur D-Jugend war er nämlich Feldspieler, im Tor bestenfalls Gelegenheitstäter. Als es dann aber zur Sichtung für den DFB-Stützpunkt in Bamberg ging, er aufgrund seines vorher erlittenen Beinbruchs dort bestenfalls als Torhüter vorspielen konnte und dabei voll überzeugte, wurde aus dem Feldspieler der Torhüter Petzold. „Ich habe das nie bereut“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Über das NLZ in Bamberg gelangte er in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Nürnberg und von dort aus zu Rot-Weiß Erfurt in die U19, um in der vergangenen Saison „Thüringens Nummer eins“ als Stammtorhüter zurück in die Regionalliga zu führen. Dass ihm dort mit Franco Flückinger kurz vor Transferende ein erfahrener Torhüter vor die Nase gesetzt wurde, brachte die Altstädter ins Spiel. Sie unterbreiteten dem Torhütertalent ein Angebot. Petzold schlug zu, „denn 3. Liga, da konnte ich nicht nein sagen“. Es waren aber noch weitere Tugenden gefragt, bis es Mitte März so weit war: nämlich Fleiß und vor allem Geduld.

Wie haben Sie denn erfahren, dass Sie in Saarbrücken die bisherige Nummer eins Sebastian Kolbe ablösen würden?

Es war am Montag, also zwei Tage vor dem Spiel. Da war ich im Kraftraum, Udo hat mich rausgeholt, wir sind dann zusammen in die Trainerkabine. Da haben sie mir dann gesagt: „Du stehst in Saarbrücken im Tor.“

Wie hat sich das angefühlt – waren Sie glücklich oder eher nervös? Dachten Sie vielleicht sogar, oh nein, ausgerechnet Saarbrücken?

Nein, das dachte ich nicht, auf keinen Fall. Ich bin ja gekommen, um zu spielen. Ich hatte die ganze Saison darauf hingearbeitet. So richtig damit gerechnet hatte ich dann aber auch nicht. Umso glücklicher war ich in diesem Moment. Und ich habe mich auch sehr über das Vertrauen der Coaches gefreut.

In Saarbrücken sehr nervös gewesen?

Gekribbelt hat es schon, es war aber eher so ein vorfreudiges Kribbeln. So wahnsinnig nervös war ich gar nicht. Spätestens als wir auf dem Platz standen, also schon bei der Platzbesichtigung, war die Nervosität komplett weg und ich habe nur noch genossen.

Zum Genießen war die Partie in Saarbrücken aber weniger.

Das stimmt. 0:5 im ersten Spiel – viel unglücklicher hätte das Debüt nicht laufen können, obwohl ich an den Toren nicht viel machen konnte. Trotzdem war es ein großartiges Gefühl, da in der zweiten Halbzeit vor der Saarbrücker Kurve zu stehen. Auch wenn der Ausgang nicht so gut war, so bleibt dieses erste Spiel in der 3. Liga für mich ein unvergessliches Erlebnis.

Es ging dann auch suboptimal weiter – mit dem 1:2 gegen Oldenburg. Auch da waren Sie schuldlos. Haben Sie trotzdem befürchtet, jetzt wieder raus zu müssen?

Darüber habe ich mir gar keine so großen Gedanken gemacht. Für mich war es nur wichtig, mein Spiel zu machen, fehlerlos zu bleiben und die Trainer zu überzeugen.

Das dürfte dann gelungen sein. Beim 2:1-Sieg in Dresden und dann beim 3:0 gegen Meppen haben Sie schon maßgeblich an den Erfolgen mitgewirkt. Aktuell dürfte es keine Diskussion darüber geben, ob Sie auch am Sonntag in Verl im Tor stehen, oder?

Das hoffe ich zumindest.

Wie ist das Verhältnis zu Ihren beiden Konkurrenten Sebastian Kolbe und Lucas Zahaczewski?

Sehr gut, sehr vertrauensvoll, sehr respektvoll. Da gibt es wirklich nichts auszusetzen. Der Sebastian unterstützt mich auch vor den Spielen sehr gut, wünscht mir immer viel Glück.

Wie würden Sie ihr Torwartspiel charakterisieren, welche Stärken, welche Schwächen haben Sie?

Ich würde schon sagen, dass ich fußballerisch recht gut bin, was auch meiner Vergangenheit als Feldspieler geschuldet ist. Außerdem strahle ich eine gewisse Ruhe aus, die der Mannschaft ganz guttut. Und es ist für meine Teamkollegen, glaube ich, schon ganz gut zu wissen, dass sie mich immer anspielen können. Und meine Schwächen? Schwer zu sagen. Verbessern kann ich mich in allen Bereichen.

Haben Sie ein Vorbild?

Früher war mein großes Vorbild Raphael Schäfer vom 1. FC Nürnberg. Ich bin ja auch Club-Fan. Aber auch von Manuel Neuer kann man sich schon viel abschauen, was Präsenz und fußballerische Qualitäten anbelangt.

Wie sieht es in der nächsten Saison aus? Müssen Sie neu verhandeln oder bleiben Sie auch bei Abstieg an Bord?

Ich bleibe auf jeden Fall. Ich habe einen Zweijahresvertrag unterschrieben, der auch für die Regionalliga gelten würde. Aber davon gehe ich definitiv nicht aus.

Sie haben keine Bedenken, was den Klassenerhalt anbelangt?

Überhaupt nicht. Man sieht im Training, was wir können. Wir haben einen guten Matchplan. Wir haben uns auch in Spielen, in denen es nicht gut lief, wie zum Beispiel in Osnabrück, zurückgekämpft. Was auch ein Beleg für die gute Moral ist. Und auch die Trainingsbedingungen, die ja oft Thema sind, finde ich nicht so dramatisch schlecht. Das war in Erfurt auch nicht viel besser, da mussten wir auch oft ausweichen. Uns bleibt eh keine Wahl. Wir haben nun mal diese Bedingungen. Die müssen wir annehmen. Und das machen wir richtig gut als Mannschaft.

Autor

 

Bilder