SpVgg Bayreuth Logo-Änderung „kein Alleingang des Klubs“

Schon im Testspiel gegen Regensburg präsentierten Alexander Nollenberger und seine Teamkollegen das neue Wappen auf ihrer Trikotbrust. Foto: Fotograf Peter Kolb/Fotograf Peter Kolb

Jörg Schmalfuß, der Marketing-Geschäftsführer der SpVgg Bayreuth, erklärt, weshalb sein Klub kurz vor dem Saisonstart auf ein neues Wappen setzt und weshalb es keinen Aufschrei der Fans gibt.

 
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Dass die Umgestaltung eines Vereinslogos zu massivem Streit, ja sogar zu Zerwürfnissen führen kann, davon können vor allem die Bayreuth Tigers ein Lied singen. Als der Eishockey-Zweitligist vor fünf Jahren im Zuge der Ausgliederung der Profi-Mannschaft aus dem Stammverein sein Wappen leicht veränderte – unter anderem auf die Farbe Gelb verzichtete –, hatte das wütende Proteste zur Folge, die nur schwer beizulegen waren, teils sogar noch heute schwelen.

Nun hat sich auch die SpVgg an ihr Heiligtum gewagt, es sogar massiv geändert. Die Reaktionen der eigenen Fans? Überaus positiv, mitunter sogar überschwänglich. Anders als bei den Tigers wird das neue Design deshalb nicht als Sakrileg empfunden, weil es das Wappen schon gab und es eine Rückbesinnung auf die Tradition der Altstadt symbolisiert, sagt Marketing-Geschäftsführer Jörg Schmalfuß. Unerlässlich sei es aber gewesen, die Fans bei dieser so wichtigen Entscheidung mitzunehmen.

Herr Schmalfuß, zwei Wochen vor Saisonstart das Logo zu ändern, ist – nun ja – mutig. Warum gerade jetzt?

Das ist absolut kein Schnellschuss. Wir planen das seit Februar, März. Es gab viele Gespräche und einen intensiven Austausch mit der Fanszene. Und nun ist es am 1. Juli offiziell vollendet und deshalb führen wir es jetzt langsam ein. Das geht nicht alles auf einmal. Aber zumindest, das was neu kommt, soll sofort mit dem neuen Logo – oder besser Wappen – verknüpft werden.

Warum machen Sie das? Warum braucht es diese Veränderung?

Im Grunde genommen ist es gar keine Veränderung. Als ich hier angefangen habe, gab es sechs Logos, die irgendwie im Umlauf waren. Eins auf dem DFB-Pokal-Trikot, an der Geschäftsstelle heftete das 100-Jahr-Logo und an sonstigen Signaturen auch. Und an anderen Stellen gab es wieder andere. Wir versuchen das jetzt einfach zu straffen. Die Chance dazu gibt uns natürlich der Aufstieg in die 3. Liga und das Betreten dieser bundesweiten Bühne. Damit haben wir die Chance, das Markenbild der SpVgg mit der Philosophie und den Idealen des Klubs deutschlandweit sichtbar werden zu lassen.

Die Fanszene, das zumindest zeigen Reaktionen in Foren und in sozialen Netzwerken, scheint damit großteils einverstanden zu sein.

Wie gesagt, wir haben das mit den Fans abgestimmt. Es ist kein Alleingang der Klubführung. Die Fans machen unseren Verein ja aus. Und unter den meisten Anhängern und Mitgliedern war die einhellige Meinung, dass das Verbot zur NS-Zeit und dann dieses furchtlose Wiederauferstehen nach dieser Zeit, das Zurückkommen wie Phoenix aus der Asche, die Basis des heutigen Klubs ist. Und genau deshalb haben wir uns für das älteste überlieferte Wappen entschieden. Es stammt aus den 50er Jahren und soll auch eine gewisse Emotionalität auslösen.

Welche Werte sollen damit transportiert werden?

Schon dieses Furchtlose, aber auch die Tradition und die große Weltoffenheit des Klubs. Dieses Markenbild wollen wir schaffen. Wir sind gerade mit unserer Marketingagentur dabei, das auch mit der entsprechenden Bildsprache zu hinterlegen. Da sind wir aber noch am Anfang. Wichtig war zunächst einmal, dass wir uns auf dieses neue alte Wappen festgelegt haben und wir uns künftig darüber definieren.

Anscheinend war es einer Initiative des Fanklubs Altstadt-Kult geschuldet, der ja schon mit vielen innovativen, kreativen Ideen für positive Schlagzeilen gesorgt hat.

Von einer Initiative würde ich nicht sprechen. Wir waren uns darüber einig, welche Ideale wir vertreten. Jetzt ging es darum, das auch nach außen publik zu machen. Und dabei hatten die Jungs und Mädels vom Kult schon ein großes Mitspracherecht. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir solch eine aktive Szene haben.

Wo mischen die Fans noch mit?

Zunächst einmal: Die Fans sind unser Aushängeschild. Überall, wo wir auswärts antreten, werden die Fans, die Ultras unser zentrales Bild sein, das wir in die Welt tragen. Insofern ist es nur logisch, sie in die Klubarbeit miteinzubinden. Im Merchandising mischen sie natürlich auch mit. Im Prinzip ist der Altstadt-Fan auch unser Kunde Nummer eins. Er kauft Eintrittskarten, Bratwürste und Bier, und er kauft am Ende auch einen Merchandise-Artikel. Von daher ist ihre Meinung total wichtig, denn der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

Ist es üblich, dass sich die Fans in diesem Maße beteiligen?

Ganz sicher nicht. Ich bin ja gerade bei der Managertagung der 3. Liga in Frankfurt. Und habe da auch mit Kollegen gesprochen. Es ist eben keineswegs so, dass man überall mit solch einer aktiven Fanszene gesegnet ist wie wir hier in Bayreuth. Bei Rot-Weiß Essen ist das sicher auch so. Da wurde ja gerade bekannt, dass schon 9200 Dauerkarten verkauft sind. Auch wenn unsere Zahl weit darunter liegt – so stehen wir da nicht weit hinten an mit unserer aktiven Fanszene. Das ist es auch, was unseren Verein ausmacht. Wir sind sehr glücklich, dass wir auf solch eine weltoffene, faire und trotzdem hochemotionale Fanszene zählen können, die sich auch so aktiv beteiligt.

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