Sparkassen-Jubiläum Von Geldbomben und „Knax“-Heften

Jürgen Henkel

Die Sparkasse Hochfranken feiert heuer ihr 200. Jubiläum und präsentiert ihre Geschichte im Zeitraffer mit einer Dauerausstellung in Selb.

 
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Begeistert vom 200. Jubiläum der Sparkasse und der dazu entstandenen Ausstellung in einem nachgebauten Schalterraum der 1970er-Jahre: der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hochfranken, Andreas Pöhlmann, und Andrea Geiger, die die Ausstellung gemeinsam mit Adrian Roßner konzipiert hat. Foto: /Jürgen Henkel
Kunterbunte Vielfalt: Die Farbenfreude alter Sparbücher aus verschiedenen Sparkassen der Region zeigt, dass die klassische Farbe des Instituts erst spät zum einheitlichen Rot für alle wechselte. /Jürgen Henkel
Historische Objekte, an die sich manche sicher noch erinnern: Tresor und Schreibmaschine. /Jürgen Henkel

Nach der Genehmigung durch die Königliche Regierung wurde am 1. Januar 1825 die „Sparkassenanstalt“ in Wunsiedel eröffnet. Als Einleger waren hauptsächlich kleinere Gewerbetreibende mit der Möglichkeit einer sicheren und verzinslichen Geldanlage anvisiert. Jeden Montag von 13 bis 15 Uhr wurden im Rathaus Einzahlungen entgegengenommen und den Einlegern Quittungsbüchlein ausgehändigt. Und das bei einer traumhaften Verzinsung von vier Prozent, bei einer Laufzeit von über einem Jahr gar bei fünf Prozent.

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2693 Gulden Einlagen

Zum 1. Februar 1827 wurde die Wunsiedler Sparkassen-Anstalt in städtische Verwaltung übernommen. Die Einlagen beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 2693 Gulden. Die Leitung und Verwaltung ging auf den Stadtmagistrat über. Bis zum Jahr 1911 erreichten die Einlagen der Wunsiedler Sparkasse einen Bestand von 3,9 Millionen Mark.

Bestand der Geschäftsbetrieb bisher ausschließlich im Spar- und Hypothekengeschäft, wandelte sich die Sparkasse Wunsiedel nach 1918 zu einem modernen Geldinstitut, in dem alle Bankgeschäfte getätigt wurden – von der Einführung eines Überweisungsverkehrs über Scheck- und Kontokorrentkonten bis hin zur Eröffnung des Wechsel-, Wertpapier- und Depotgeschäfts. 1920 beschloss der Stadtrat Wunsiedel die Trennung des Kassawesens der Sparkasse von der Stadtverwaltung zum 1. Januar 1921.

Zusammenschluss

1936 schlossen sich die Sparkassen im Bezirk Wunsiedel zusammen. Das betraf die Städtischen Sparkassen Arzberg, Kirchenlamitz und Weißenstadt sowie die Gemeindesparkassen Marktleuthen, Brand bei Marktredwitz und Thiersheim mit den Zweigstellen Schirnding und Thierstein. Der neue Zweckverband erhielt den Namen „Vereinigte Sparkassen des Bezirks Wunsiedel“ mit Hauptsitz in Wunsiedel.

Die letzte Neuformierung war 2009 die Fusion zwischen der Kreis- und Stadtsparkasse Hof und der Sparkasse Fichtelgebirge zur „Sparkasse Hochfranken“ mit Hauptsitz in Selb, wo es seit 1853 eine Sparkasse gab.

Ab 6. Februar

Nun wird die Sparkasse Hochfranken ihr Jubiläum gebührend feiern. Die Assistentin der Geschäftsleitung, Andrea Geiger, stöberte im Archiv und sichtete dort Objekte, Dokumente und Geräte, um daraus eine Dauerausstellung zu gestalten. Diese wird ab dem 6. Februar in der Schalterhalle in Selb zu sehen sein. Die Ausstellung präsentiert die Geschichte der Sparkasse Hochfranken im Zeitraffer. Für die historische Begleitung und Konzeption der Ausstellung zeichnet der Historiker Adrian Roßner verantwortlich, auch für die Redaktion der Festschrift.

Bemerkenswerte Sammlung

Entstanden ist eine bemerkenswerte Sammlung. Zunächst ist eine Geschäftsstelle der 1930er- bis 1950er-Jahre zu sehen – mit originaler Ausstattung. „Alles, was hier aufgebaut ist, war in Vorgängerfilialen in Betrieb“, betont Andrea Geiger. Dazu zählen zum Beispiel ein Tresor mit altem Geld aus der Zeit der Währungsreform, eine „Bleistiftschärfmaschine“ und ein frühes Vervielfältigungsgerät, alte Schreibmaschinen und eine Bänkerlampe.

Schalter wie damals

In die 1970er-Jahre führt der nächste original nachgestellte Schalterraum. An diese Ausstattung kann sich mancher Kunde sicher noch erinnern, von den Rechenmaschinen bis hin zum Sparkassen-Aschenbecher auf dem Bürotisch der Geldberater. Auch die schlichten Bürostühle oder die bunten Wählscheiben-Telefone kennen sicher noch viele. Ein weiterer Bereich der Ausstellung bietet flott gestaltete Infotafeln und zeigt in Vitrinen kleinere Objekte, wie etwa die „Geldbomben“ zum Einwurf in Nachttresore, alte Siegel, Rechnungsbücher und Schecks, aber auch Sparbüchsen für Kinder und Sparkassenbücher. An die eigene Kindheit werden sich sicher viele durch „Knax“-Hefte erinnert fühlen.

Vorstandsvorsitzender Andreas Pöhlmann freut sich über das Jubiläum und die Ausstellung gleichermaßen. „Die Idee dazu hatte noch mein Vorgänger Bernd Würstl. Andrea Geiger hat mit Fleiß und Liebe die Ausstellungsobjekte zusammengestellt.“ Und er verspricht: „Diese Sammlung wird als Dauerausstellung bleiben.“

Öffnungszeiten

In Selb
Die Ausstellung ist ab 6. Februar zu den üblichen Öffnungszeiten im Schalterraum der Sparkasse Selb zu sehen. Es ist sowohl eine virtuelle Ergänzung, als auch ein pädagogisches Programm für Schulen geplant.