Spanien gegen Schweden Die erste Nullnummer der EM

sid
Kopfballstark: der für RB Leipzig spielende Spanier Danyi Olma (rechts). Foto: dpa/Thanassis Stavrakis

Spanien und Schweden trennen sich torlos. Der dreimalige Europameister betreibt Chancenwucher.

 
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Sevilla - Spaniens Trainer Luis Enrique zog die rote Maske vor das Gesicht und marschierte restlos bedient in die Kabine, auf der Tribüne schaute König Felipe VI. sparsam drein. Trotz teilweise absurder Dominanz hat sich der Mitfavorit mit einem enttäuschenden 0:0 gegen Schweden – dem ersten torlosen Remis bei der EM – selbst unter Druck gesetzt. Der Leipziger Dani Olmo und seine Offensivkollegen boten ein Festival der ausgelassenen Großchancen.

Vor 12.500 Zuschauern im Estadio Olimpico de la Cartuja, in dem die Spanier noch im November die DFB-Elf mit 6:0 überrollt hatten, machte der dreimalige Europameister auch aus 75 Prozent Ballbesitz und 842 erfolgreichen Pässen - bei 106 der Schweden - rein gar nichts.

Die Seleccion steht deshalb am Samstag im Duell der Enttäuschten gegen Polen, das sein erstes Spiel 1:2 gegen die Slowakei verloren hatten, unter Zugzwang. „Wir haben wirklich gekämpft, aber nicht das Glück gehabt“, sagte der ebenfalls reichlch glücklose Koke: „Wir müssen weiterkämpfen.“

„Keine Entschuldigungen“

Immerhin: Das Zusammenspiel funktionierte, obwohl Spaniens Trainer Luis Enrique auch wegen der Corona- und Verletzungs-Probleme den Kader weitreichend umgebaut hatte. Vom Personal der enttäuschenden Turniere von 2014 bis 2018, bei denen die Nachfahren der Goldenen Generation nicht über das Achtelfinale hinauskamen, findet sich kaum noch jemand im EURO-Aufgebot wieder.

„Es gibt keine Entschuldigungen“, hatte Enrique mit Blick auf die kurzfristigen Ausfälle klargestellt - nach einem positiven Coronatest von Kapitän Sergio Busquets im Trainingslager musste er gar an einem „Schattenkader“ basteln, die befürchteten weiteren Fälle blieben aber aus. Acht Turnier-Debütanten bot Enrique schließlich in der Startelf auf, darunter Edeltechniker Olmo, der auf seinen Leipziger Kollegen Emil Forsberg traf.

Ein Loch im schwedischen Tornetz verzögerte den Anpfiff um zwei Minuten, die Spanier bemühten sich nach der Reparatur, schnell für die nächste Beschädigung zu sorgen: Von Beginn an schnürten sie die Schweden mit großer Passdominanz am Strafraum ein, drückten auf die frühe Führung. In der ersten Halbzeit brachten die Iberer bei 79 Prozent Ballbesitz 430 Zuspiele an den Mann - gegenüber 65 der Schweden.

Olmo (7.) gab den ersten Warnschuss ab und hatte per Kopf die erste Riesenchance (16.) - er scheiterte aber am glänzend reagierenden Torwart Robin Olsen. Kokes tückischer Außenristschuss (23.) strich knapp am Pfosten vorbei, Alvaro Morata (38.) ließ völlig frei vor Olsen eine hundertprozentige Möglichkeit liegen.

Ohne den allmächtigen Zlatan Ibrahimovic - der 39-Jährige fehlt wegen einer Knieverletzung - kam von Schwedens Offensive lange nichts. Die Spitze mit dem Ex-Hamburger Marcus Berg und dem früheren Dortmunder Alexander Isak war weitgehend unsichtbar - und hätte dennoch beinahe das Spiel auf den Kopf gestellt, als Marcos Llorente in höchster Not gegen Isak rettete und den Ball an den Pfosten lenkte. Auf der Gegenseite traf auch Olmo Aluminium (45.).

Zu Beginn der zweiten Halbzeit agierte Spanien dann zunehmend harmlos. Die Schweden spielten zunächst auf Zeit, erkannten dann aber, dass da durchaus mehr drin ist: Ein brandgefährlicher Konter über Forsberg und Isak endete beim völlig indisponierten Routinier Berg, der den Ball verstolperte (61.). Von den Spaniern kam wenig, von den Fans kamen Pfiffe. Auch eine Monsterchance von Gerard Moreno in der Nachspielzeit blieb ohne Ertrag. sid

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