Sozial-Kaufhaus im Lockdown Regenbogen kämpft ums Überleben

Jede Menge Ware, aber keine Kunden – auch das Kaufhaus Regenbogen darf im Lockdown nicht öffnen. Foto: Ralf Münch

Eigentlich hat sich das Kaufhaus Regenbogen auf die Fahnen geschrieben, anderen zu helfen. Doch jetzt benötigt das gemeinnützige Projekt selber Hilfe – und hofft auf Spenden. Weil wegen des Lockdowns das Geschäftsmodell weggebrochen ist und die wegen der Gemeinnützigkeit sowieso nur geringen Rücklagen komplett aufgebraucht sind. „Das könnte uns jetzt wirklich das Genick brechen“, sagt Rita Hagen, die das Kaufhaus in Bayreuth führt.

 
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Bayreuth - Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einer Spendenaktion, die das als eingetragener Verein organisierte Unternehmen Werkhof Regenbogen mit Sitz in Roth und weiteren Standorten in Schwabach und eben Bayreuth ins Leben gerufen hat. Denn: „Wir haben monatliche Fixkosten von 100.000 Euro für Löhne und Mieten, aber derzeit null Einnahmen“, sagt Hagen.

Der Januar sei auch dank eines Kredits über 100.000 Euro noch halbwegs durchfinanziert, für den Februar sehe es aber düster aus. Zumal es auch bei den staatlichen Hilfen hakt. „Im ersten Lockdown im Frühjahr haben wir einmalig 50.000 Euro bekommen. Jetzt aber gab es bislang nur eine relativ kleine Abschlagszahlung“, sagt Hagen.

75 Mitarbeiter

Rund 75 feste Mitarbeiter hat das Unternehmen, davon rund 25 in Bayreuth. Hinzu kommen vom Jobcenter geförderte Ein-Euro-Kräfte. Sie nehmen in normalen Zeiten Sachspenden wie gebrauchte Möbel, Kleidung, Haushaltswaren oder Spielzeug an, sortieren sie nach Zustand, arbeiten sie gegebenenfalls wieder auf und verkaufen sie dann in den eigenen Läden. „Das ist dann quasi wie ein durchlaufender Posten, die Einnahmen decken die Kosten. Dass das klappt, darauf sind wir stolz“, sagt Hagen.

Kurzarbeit anzumelden, habe man bislang so weit wie möglich vermieden. Auch weil die meisten Mitarbeiter sowieso schon so wenig verdienen: „Da bleibt dann ja kaum noch etwas übrig.“ Das liegt auch am sozialen Ansatz. Denn die Beschäftigten sind meist solche, die auf dem ersten Arbeitsmarkt zumindest aktuell keine Chance haben. Zum Beispiel, weil sie zu alt seien und gesundheitliche Einschränkungen hätten, die einen Vollzeitjob unter voller Belastung nicht mehr zulassen, sagt Hagen. Man arbeite da auch eng mit der Arbeitsagentur zusammen.

Momentan sind die Mitarbeiter damit beschäftigt, mehr denn je die als Spenden eingegangenen Dinge zu sichten und zu sortieren. Neues kommt derzeit vor allem über aufgestellte Altkleider- und Schuhcontainer dazu. Man kann allerdings nach telefonischer Absprache auch Spenden vor dem Kaufhaus Regenbogen abstellen, wo sie dann von den Mitarbeitern eingeräumt werden – völlig kontaktlos. „Wir bringen halt unser Angebot auf Vordermann und hoffen, dass wir so bald wie möglich wieder öffnen dürfen“, sagt Hagen.

Viele Stammkunden

Normalerweise kommen allein in den rund 900 Quadratmeter großen Laden in Bayreuth im Schnitt 150 Kunden pro Tag, darunter viele Stammkunden. Bedürftigkeit nachweisen muss man zwar nicht, um hier einkaufen zu können, sagt die Geschäftsführerin, aber: „Natürlich kaufen bei uns schon viele, die den Euro zwei Mal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben.“

Einen kleinen Onlineshop für Kinderspielzeug gibt es zwar mittlerweile, um wenigstens Familien etwas bieten zu können. Ein größeres Engagement in diesem Bereich, etwa eine Art Click & Collect, hält Hagen aber nicht für machbar: „Bei uns ist alles gebraucht, jeden Artikel gibt es ja nur ein Mal. Den Aufwand kann niemand stemmen.“

Nun also der Spendenaufruf unter anderem auf der Plattform betterplace. Bislang noch mit eher überschaubarem Erfolg, doch versichert Rita Hagen: „Jeder Euro hilft uns weiter und wir sind für jeden Euro dankbar.“


Mehr Informationen zur Spendenaktion unter www.facebook.com/werkhof.regenbogen/

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