Für Marina Kropf war die Seuche Ebola der Anstoß zur Entwicklung des neuen Gerätes: „Als die Seuche im Jahr 2014 ausbrach, gingen Impfstoffe kaputt, deren Wert auf über zwei Milliarden Euro geschätzt wurde. Denn sie halten sich nur bei Temperaturen zwischen plus zwei und plus acht Grad.“
So stellte sich in den bis über 40 Grad heißen afrikanischen Ländern die Frage: „Wie kann ich mit Sonne Kälte erzeugen - und zwar, ohne der Umwelt neue Schweinereien zuzumuten?“ Der Unocool kann dies - und geht nun in Serie. „Die Nullserie ist raus. Wir verabschieden uns von Nischen- und gehen in den Massenmarkt“, kündigt Ralf Raue an. In einem Werk in Europa kann Global Ice Tec im Monat bis zu 8000 Stück des neuen Kühlschrankes produzieren.
Vor Ort erschwinglich
Und der soll vor Ort erschwinglich sein. Den Preis von etwa 550 Euro, in den das Preisgeld für den Global Leap Award eingeht, können Käufer in Entwicklungsländern in 48 Monatsraten bezahlen. Ist die letzte Monatsrate bezahlt, erhalten sie eine PIN - und mit der läuft dann das Gerät.
Die Mitarbeiter von Global Ice Tec haben in den Entwicklungsländern den Weg geebnet – in Gesprächen mit Ministern, Präsidenten und deren Zuarbeitern. Dabei stellten sie überraschend fest, dass manches Entwicklungsland weiter ist als etwa Deutschland.
„Man muss in afrikanischen Ländern einen CO2-Fußabdruck nachweisen“, berichtet Marian Schohe. Ferner galt es in Ländern wie Ghana, dem Senegal, aber auch Bangladesh und Indien zu erreichen, dass das deutsche Unternehmen von Zollgebühren befreit wird.
Indien ist für Global Ice Tec vielleicht der größte Markt der Zukunft. Ralf Raue erläutert dies an einem Beispiel: „In diesem Land hat etwa eine halbe Million Ortschaften keinen privaten Stromanschluss. Bestenfalls gibt es eine Art Dorfgemeinschaftsraum, in dem ein Fernsehapparat und vielleicht ein herkömmlicher Kühlschrank laufen.“
Die Regierung plane nun ein Programm, in das der Unocool exakt hineinpasse. Der große Markt für dieses neue Produkt liegt aber nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch vor der Haustür. „Ein stromunabhängiger Kühlschrank ist sicher auch in mitteleuropäischen Schrebergärten oder Berghütten willkommen.“
Familiär vorbelastet
Ist der Verkauf erst einmal angelaufen, so liebäugelt der Aufsichtsratschef mit dem Gedanken, die Geräte vor Ort in den Entwicklungsländern bauen zu lassen. Marina Kropf indes denkt schon an die Erweiterung der Produktpalette, etwa um kombinierte Kühl- und Gefrierschränke. Sie könnte sich auch gut vorstellen, dass Supermärkte künftig eine ausschließlich solarbetriebene Kühlstrecke nutzen wollen.“
Die Ideen gehen der Frau aus Selb so bald noch nicht aus, was sie nicht zuletzt darauf zurückführt, dass sie familiär vorbelastet ist: „Mein Vater war auch schon sehr innovativ und hat die ersten massiven Fertighäuser in der Region hergestellt.“
Und der Sohn tritt ganz in die Fußstapfen seiner Vorfahren. Als kleines Kind „hatte er schon einen halben Wertstoffhof im Zimmer liegen“, erinnert sich Marina Kropf. Großen Erfolg hatte und hat der 24 Jahre alte Max, studierter Umwelt-Ingenieur, mit Automodellen im Maßstab 1:5, die er schon als Jugendlicher konstruierte und noch heute selbst baut.
Über die Schiene dieser Spaßfahrzeuge fand Marian Schohe zu Sohn und Mutter Kropf - und hilft nun seit drei Jahren tatkräftig mit, mit technischer Hilfe für viele Menschen und die Natur das Leben ein bisschen besser zu machen.