Sieg gegen Meister BSV bezwingt VGF Marktredwitz mit 3:2

Von Jürgen Schott
Variantenreiches Spiel zeichnete den BSV-Angriff aus. Hier überraschte Lars Naumann (Nr. 10) mit einem kurzen Zuspiel auf Leon Fronhöfer (rechts). Foto: Peter Kolb Foto: copyright-sample

VOLLEYBALL. Um 20.18 Uhr waren sie Meister und tanzten mal kurz auf dem Spielfeld. Doch um 21.35 Uhr hatten die Spieler der VGF Marktredwitz, nach 15 Erfolgen zum ersten Mal in dieser Saison verloren! Auf der anderen Seite des Netzes tanzte nun der BSV 98 Bayreuth.

 
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Eine verrückte Partie war das in der Herren-Regionalliga Süd-Ost. Der Abstiegskandidat gewann daheim mit 3:2 (14:25, 18:25, 25:18, 25:22, 17:15) und holte zwei ebenso überraschende wie wichtige Punkte. Die Marktredwitzer sind dank des einen Zählers zwar am Ziel, doch ein Aufstieg mit der ersten Saisonschlappe hat schon etwas Seltsames an sich.

Warum diese Wende nach zwei Sätzen, in denen der hohe Favorit fast fehlerfrei agiert hatte? Die Bayreuther (ohne den kranken Jörg Fredersdorf und ohne Stamm-Zuspieler Milan Dörnhöfer) hatten mit den ersten Ballwechseln erkennen lassen, dass sie alles geben würden, um von Tabellenrang acht wegzukommen. Im ersten halben Satz (9:11) hechteten sie wohl schon so häufig nach dem Ball wie in anderen Partien bis zum Schluss nicht. Und doch war es eine klare Angelegenheit für die VGF mit ihren starken Angreifern Daniel Weber, Max Schwinger und Paul Soderer. Nach 21 Minuten war der Spuk vorbei.

Durchgang zwei dauerte nur drei Minuten länger, es deutete sich aber schon ein Bruch im Spiel der Fichtelgebirgler an, als sie das Heimteam vom 13:6 auf 15:13 herankommen ließen. Dabei waren einige BSV-Heber über den Marktredwitzer Block erfolgreich, Gäste-Zuspieler Ondrej Kust, der Mann mit den äußerst feinen Händchen, aber nicht so schnellen Beinen, „pumpte“ nach langen Ballwechseln schon sichtlich. Mehr Spannung verhinderte zunächst ein Schiedsrichter-Pfiff nach einem offensichtlichen VGF-Ball ins Aus: Statt 18:21 hieß es aus Bayreuther Sicht 17:22. Auch dieser Satz ging so an den Spitzenreiter, der mit dem eroberten Punkt für Verfolger VC DJK München-Ost/Herrsching II uneinholbar geworden war.

Nach dem Titeltanz wirkte sich der vorübergehende Verzicht auf den starken Schwinger für die Fichtelgebirgler fortan negativ aus. Der BSV ließ die Kontrahenten mit kurzen Bällen noch mehr laufen, visierte verstärkt Libero Thomas Wenisch an. „Endlich spielen wir so clever, wie ich es gefordert habe“, freute sich Coach Alessandro Bozzato. Der Ex-Marktredwitzer Artem Kapelus („In Bayreuth macht es mir richtig Spaß, hier ist der Zusammenhalt groß, dafür fahre ich auch knapp 90 Kilometer zu jedem Training“) machte sein bestes Spiel im BSV-Trikot. Sein Team ging 13:8 in Führung und holte nach dem 16:15 sieben Zähler in Folge, auch dank der platzierten Aufschläge von Julius Spantig.

Die Aufholjagd war im Gange. Die Bayreuther spielten im vierten Abschnitt weiter mit Köpfchen. Der rasch eroberte Vier-Punkte-Vorsprung war beim 14:15 zwar dahin, doch Kapelus, Kapitän Fabian Buck und Lukas Neidl fanden weiter die Lücken im Feld des Meisters. Soderer, in diesem Satz lange auf der Bank, kam bei 20:22 und schlug den Ball wenig später ins Aus – 25:22 für den BSV und Tiebreak.

Vier fünfte Sätze hatten die Marktredwitzer bisher gewonnen, dabei nie mehr als neun Punkte zugelassen. Diesmal lagen sie trotz Bestbesetzung 8:9 zurück, holten dann aber drei Zähler nacheinander. Doch die Moral der Bayreuther war einfach großartig. Kapelus schmetterte und blockte – 11:11, Neidl blockte und traf diagonal – 14:13, Matchball! Beim 14:15 hatten die Gäste ihrerseits Matchball, doch 2,04-m-Mann Petr Zakovsky haute sein Service ins Netz. Dann Soderer ins Aus, und Spantig zauberte seinen Aufschlag dorthin, wo er sehr schwer anzunehmen war – Sensation perfekt.

„Ich habe schon am Dienstag gesagt, dass wir sie packen“, strahlte Kapelus. „Wir haben clever angegriffen, viele kurze Bälle eingestreut, und Artem war überragend“, freute sich Buck. „Ein geiler Auftritt, Jungs“, lobte BSV-Abteilungsleiter Hartmut Joost am Faschingssamstag im Obelix-Kostüm. „Ich fühle mich, als habe ich die fünf Sätze selbst gespielt“, krächzte Coach Bozzato. „Und Stimme habe ich vom vielen Reinschreien auch keine mehr.“

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