A9/Münchberg/Gefrees Vor fünf Jahren: 18 Menschen sterben bei Bus-Unglück

Von , Philipp Demling und

18 Menschen sterben vor genau fünf Jahren  bei einem  Reisebus-Unglück auf der A 9 bei Münchberg. Experten  zufolge hat sich die Sicherheitstechnik  seitdem stark verbessert.

 
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Münchberg - Die Bilder von damals hat Andreas Hentschel alle im Kopf. „Wenn ich an der Stelle vorbeifahre, denke ich gelegentlich daran“, sagt der Feuerwehrmann aus Münchberg.  Mit seinen Kollegen war er auf der A 9 mitten im Geschehen, als hier vor genau fünf Jahren 18 Menschen bei einem Reisebus-Unglück starben.

 „Der Einsatz gehört zu denen, die man nicht vergisst“, meint Hentschel. Und dennoch: Neue schlimme Eindrücke überlagern seine Erinnerungen. So war der Helfer erst kürzlich bei dem tragischen Autounfall bei Münchberg im Einsatz, wo zwei junge Menschen ihr Leben verloren. „Das geht einem sehr nahe.“ Groß nachdenken über die Geschehnisse vor fünf Jahren werden er und die anderen Feuerwehrleute aus Münchberg aktuell wohl  nicht, schätzt Hentschel. Zurzeit sind sie wegen der vielen Unfälle auf der A 9 schwer beschäftigt. Wegen der Baustellen und der  erhöhten Unfallgefahr rückt die Wehr im Schnitt zweimal in der Woche auf die Autobahn aus. Die Baustellen dauern bis November.

Was am 3. Juli 2017 geschah, war  eine Unachtsamkeit mit katastrophalen Folgen: Am Morgen übersah der Fahrer eines sächsischen Reisebusses auf der Autobahn 9, dass vor ihm ein Schwertransporter wegen einer Baustelle abbremste. Der Bus prallte auf das Heck des Sattelzuges. Dieser Unfall kostete 18 Menschen das Leben. Sie waren auf dem Weg vom ostsächsischen Löbau an den Gardasee in Norditalien.

Nach der Kollision setzte sich den Ermittlern zufolge innerhalb von Sekunden eine fatale Kettenreaktion in Gang: In dem Bus waren Batterie samt Elektrik, Drucklufttank sowie Zusatztank weit vorne und nahe beisammen verbaut. Die  Bauweise löst mehrere Kurzschlüsse aus. Ein Kraftstofftank wird zusammengestaucht und platzte.  Der Kraftstoff entzündet sich, befeuert von austretender Druckluft. Trotz eines unermüdlichen Einsatzes von Feuerwehr und Rettungskräften brennt der Bus aus, von ihm blieb nur ein verkohltes Gerippe übrig.

Zum Helden des Tages wird der Ersatzfahrer. Er öffnet unmittelbar nach dem Unfall geistesgegenwärtig die Türen, so dass sich immerhin  30 Passagiere retten und in Sicherheit bringen können.  Warum der Busfahrer aus Sachsen zu spät gebremst hat, wird dagegen wohl immer ein Geheimnis bleiben. Die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen ein Jahr später ein.

Fünf Jahre nach dem schweren Bus-Unglück  hat sich nach Expertenansicht viel getan bei der Sicherheitstechnik für Reisebusse. Zum Beispiel habe der Unglücksbus im Jahr 2017 keinen Notbremsassistenten gehabt, der den Auffahrunfall hätte verhindern können.  Seit November 2018 seien Notbremsassistenten jedoch verpflichtend für alle Neufahrzeuge, sagte Frank Schneider, Referent für Fahrzeugtechnik beim Tüv-Verband. Ab Juli 2024 müssten neue Busse zudem mit einem Müdigkeitswarner ausgestattet sein.

„Das Risiko eines Unfalls und eines verheerenden Brandes wird deutlich reduziert, wenn Reisebusse mit brandhemmenden Materialien, Brandschutzeinrichtungen und digitalen Assistenzsystemen ausgestattet sind“, sagte Schneider. „Dennoch sind Brände nicht grundsätzlich auszuschließen, vor allem bei schweren Unfällen.“ Falsche Bedienung, Deaktivierung von Sicherheitssystemen, Defekte oder unzureichende Wartung könnten ebenfalls das Risiko eines Brandes erhöhen.

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