Scientists for Future Bayreuth „Nur ein bisschen Klimaschutz reicht nicht“

Geoökologe Stefan Holzheu ist am Bayceer tätig und Sprecher der Bayreuther Scientists fof Future,deren Name sich an Fridays for Future anlehnt. Foto: Ute Eschenbacher

Den einen geht alles zu langsam. Die anderen können das Thema nicht mehr hören. Gemeint ist die Klimakrise – und Stefan Holzheu gehört eindeutig zur ersten Gruppe.

 
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Denn der Klimawandel macht keine Pause. „Wir sind aber noch nicht so weit, dass wir die richtigen Konsequenzen ziehen“, sagt Stefan Holzheu, einer der Sprecher der neuen Bayreuther Regionalgruppe der Scientists for Future. In der vergangenen Woche wurde aus dem bisher losen Zusammenschluss eine feste Gruppe mit 68 eingetragenen Mitgliedern. „Da ist noch Potenzial nach oben“, ist Holzheu durchaus bewusst.

Mehr in die öffentliche Debatte einmischen

In Zukunft will sich die Vereinigung stärker in die öffentliche Debatte einbringen. Daher wurde ein Sprecherrat gewählt, dem neben Stefan Holzheu auch Claus Kuhn, Astrid Utler und Hannah Uhrmann angehören. „Wir wollen in Zukunft bei politischen Diskussionen mehr mitreden“, sagt Initiator Holzheu. „Klimaschutz kann kaum unpolitisch sein und ist sozusagen überall mit drin.“ Die Scientists for Future sehen ihre Aufgabe vor allem darin, über den Klimawandel zu sprechen, Bildungsangebote zu machen, aufzuklären und zu informieren. „Als Naturwissenschaftler sind für mich die Zahlen entscheidend“, sagt der Geoökologe, der in Harsdorf im Gemeinderat sitzt. Und für ihn sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Das Ziel des Pariser Klima-Abkommens, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, wird Holzheu zufolge bereits 2030 nicht mehr zu halten sein. Die Emissionen sind stärker gestiegen als angenommen. „Wir müssten die globalen Emissionen um 50 Prozent reduzieren.“ Dabei sieht er alle Industrienationen in der Pflicht. „Nur ein bisschen Klimaschutz wird der Dramatik der Situation nicht gerecht.“

Beschlüsse und Strategien nicht radikal genug

Viele Beschlüsse sind ihm zu weich und gehen ihm nicht weit genug. „Der Grundsatzbeschluss der Stadt, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, ist gut. Aber klare Ziele fehlen.“ Die Stadt Bayreuth müsste sich zum Beispiel alle ihre Liegenschaften genau ansehen und eine Prioritätenliste anlegen. Was lässt sich bei den Heizsystemen ändern? Oder: Wie sieht es mit der Mobilität aus? Genauso ist ihm die Nachhaltigkeitsstrategie der Universität Bayreuth „zu weich“ formuliert. So sollte etwa etwa für Reisen eine CO2-Abgabe geleistet werden und der Campus komplett auf regenerative Energie umgestellt werden. „Allein technische Maßnahmen sind aber nicht ausreichend“, sagt Holzheu. „Wir brauchen nicht zu hoffen, mit ein paar Windrädern oder PV-Anlagen das Klima noch zu retten.“ Ab einer Erderwärmung um zwei Grad „wird kein tropisches Riff mehr überleben“. Waldbrände und Dürren würden sich häufen. „Jedes Zehntel Grad mehr macht die Klimasituation schlechter.“

Rasenheizung ökologisch ein Unding

Dass in solchen Zeiten Bayreuth eine Rasenheizung fürs Stadion anschafft, „die so viel Gas wie 100 Einfamilienhäuser benötigt“, kann er nicht nachvollziehen. Vielmehr müsse da auf die DFB-Vorgaben eingewirkt werden. Mit dem Geld ließe sich Sinnvolleres machen, ist sich Holzheu sicher. Solche gigantischen Mengen an Energieverbrauch passten nicht damit zusammen, Emissionen einsparen zu wollen. Mit Ökostrom und E-Auto-Zertifikaten werde häufig ein Etikettenschwindel betrieben. Flüge, Kreuzfahrten, SUVs – für ihn „die drei schlimmsten Dinge, die man machen kann“.

Und die Ernährung sei ebenfalls „eine Riesenbaustelle“. Nur ein Veggie Day, wie ihn einst die Grünen forderten, sei viel zu wenig. „Umgekehrt dürfte es nur einen Fleischtag in der Woche geben. Wir müssten da viel radikaler werden. Notfalls mit Vorgaben von oben.“

INFO:

Volker Quaschning, „Spiegel“-Bestsellerautor und Mitgründer von Scienists for Future, ist am Dienstag, 21. Juni, 19 Uhr, zu Gast in Bayreuth. Er referiert über das Thema „Energierevolution Jetzt! Warum für das Stoppen der Klimakrise keine einfache Energiewende ausreicht”. Nach dem Vortrag ist eine Podiumsdiskussion über die Klimakrise und ihre Konsequenzen für Kommunen, Einrichtungen und Bürger geplant. Eingeladen dazu sind Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Universitätspräsident Stefan Leible und Scientists4Future-Sprecher Stefan Holzheu. Susanne Tittlbach, Vizepräsidentin der Uni Bayreuth, und Scientists for Future-Sprecherin Astrid Utler, übernehmen die Moderation; Einlass Audimax um 18.15 Uhr.

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