Papst Franziskus winkt am 12. Februar, als er zu seiner wöchentlichen Generalaudienz in der Halle Paul VI. im Vatikan ankommt. Seit dem 14. Februar wird er in der Poliklinik Agostino Gemelli in Rom behandelt Foto: AP/dpa/Alessandra Tarantino
Die Sorgen um den schwer erkrankten PapstFranziskus werden noch einmal größer. Bei dem 88-Jährigen ist nach Angaben des Vatikans eine „leichte, beginnende Niereninsuffizienz“ festgestellt worden. Diese sei jedoch derzeit unter Kontrolle, wie der Sprecher Heiligen Stuhls mitgeteilt hat. Der Zustand des Oberhauptes der katholischen Kirche bleibe aber weiter „kritisch“.
Nach der Werbung weiterlesen
Sauerstoffzufuhr und Bluttransfusion
Franziskus wird weiter mit zusätzlichem Sauerstoff über einen Schlauch in die Nase versorgt, wie der Sprecher weiter mitteilt. Am Samstag (22. Februar) hatte der Vatikan im täglichen Bulletin gemeldet, beim Papst sei eine „anhaltende asthmatische Atemkrise“ aufgetreten, für die Sauerstoff verabreicht werden musste.
Vorhersagen zum weiteren Krankheitsverlauf sind aus Sicht der Ärzte derzeit schwer zu treffen. Die Prognose bleibe wie am Vortag „ungewiss“, heißt es weiter. Am Samstag war zudem erstmals eine Bluttransfusion nötig gewesen. Bei Untersuchungen war bei Franziskus ein Mangel an Blutplättchen festgestellt worden, die für die Blutgerinnung benötigt werden.
Eine Gruppe brasilianischer Gläubiger betet vor einer Statue von Papst Johannes Paul II. vor der Poliklinik Agostino Gemelli, wo Franziskus wegen einer beidseitigen Lungenentzündung seit dem 14. Februar stationär behandelt wird. Foto: AP/dpa/Andrew Medichini
Welche Funktion haben die Nieren?
Die Nieren sind überlebenswichtig: Sie sind für die Ausscheidung von wasserlöslichen Stoffen zuständig, die im Stoffwechsel anfallen. Ist die Funktion gestört, kann das tödlich sein.
Die Nieren sind das Klärwerk des Körpers. Wenn sie Schaden genommen haben, spüren Patienten das erst im Endstadium. Und dann ist es zu spät, um das Organ heilen. Umso wichtiger ist es daher für chronisch Kranke etwa mit Diabetes, ihre Nierenfunktion regelmäßig überwachen zu lassen.
Nieren sind das Klärwerk des Körpers. Foto: Imago/ingimage
Die Nieren filtern durch feinste Verästelungen in ihrem Gewebe das Blut und sind unter anderem für die Ausscheidung von wasserlöslichen Stoffen zuständig, die im menschlichen Stoffwechsel anfallen.
Das ist zum Beispiel das Kreatinin, ein Abbauprodukt aus dem Muskelstoffwechsel. Ist die Nierenfunktion gestört, lässt sich das daher auch anhand des Kreatininwerts im Blut ermitteln: Denn dann steigt dort die Kreatinin-Konzentration an, während die Ausscheidung über den Urin fällt.
Nieren haben wenig Schmerzfasern, rufen für sich genommen keine Symptome hervor – ganz anders als etwa das Herz bei einem Infarkt. Genau hier liegt die Gefahr. Nach einer Studie des Hallenser Nierenspezialisten Matthias Girndt weiß nicht einmal jeder dritte Betroffene in Deutschland, dass seine Nieren nur noch eingeschränkt funktionieren.
Nieren haben wenig Schmerzfasern und rufen für sich genommen keine Symptome hervor. Foto: Imago/Dreamstime
Je mehr Schaden das Organ nimmt, desto schlechter arbeitet es und kann den Körper nicht mehr entgiften. Ist die Niere chronisch geschwächt, hilft dem Betroffenen auf Dauer nur noch eine regelmäßige Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation.
Schwellungen an Händen, im Gesicht und an den Beinen
Kurzatmigkeit
Schlafstörungen
Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen
hoher Blutdruck
Frieren und Müdigkeit
Was ist ein akutes Nierenversagen?
Ein akutes Nierenversagen (ANV) – auch Harnvergiftung, akute Niereninsuffizienz oder akute Nierenschädigung genannt – ist immer ein Notfall und tritt meist in Zusammenhang mit gleichzeitigen Störungen anderer Organe auf.
Beim akuten Nierenversagen stellen die Nieren innerhalb kurzer Zeit ihre Arbeit ein. Plötzlich, innerhalb von Stunden bis Tagen setzt eine prinzipiell rückbildungsfähige Verschlechterung der filtrativen Nierenfunktion ein.
Ein ANV kann nach normaler Nierenfunktion oder bei bereits chronisch eingeschränkter Nierenfunktion sowie bei einer akuten Nierenerkrankung auftreten.
Oft sind die Nieren durch eine chronische Erkrankung bereits vorgeschädigt. Durch die vermehrte Wassereinlagerung und die Anhäufung von Giftstoffen im Blut ist unverzügliches Handeln geboten. Foto: Imago/BSIP
Oft sind die Nieren durch eine chronische Erkrankung bereits vorgeschädigt. Durch die vermehrte Wassereinlagerung und die Anhäufung von Giftstoffen im Blut ist unverzügliches Handeln geboten.
Die Therapie besteht vor allem in der Ursachenbeseitigung sowie Kontrolle des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts. Verbessern die Maßnahmen die Nierentätigkeit nicht oder nicht ausreichend, wird eine vorübergehende Blutwäsche (Hämodialyse) erforderlich.
Was ist eine Chronische Niereninsuffizienz?
Eine chronische Niereninsuffizienz bedeutet einen voranschreitenden Leistungsverlust der Niere. Die Niere verliert dabei ihre Funktion, Abbaustoffe auszuscheiden, die beim Stoffwechsel entstehen und mit dem Harn ausgeschieden werden müssen. Diese harnpflichtigen Stoffe sind zum Beispiel Kreatinin, das beim Muskelstoffwechsel entsteht, Harnstoff und Harnsäure.
Funktioniert bei einer chronischen Niereninsuffizienz die Ausscheidung dieser Substanzen nicht mehr richtig, steigt die Konzentration dieser Stoffe im Blut an. Unbehandelt führt das auf Dauer zu einer Vergiftung des Körpers.
Ist die Nierenfunktion gestört, lässt sich das daher auch anhand des Kreatininwerts im Blut ermitteln. Foto: Imago/Wirestock
Die sehr feinen Gefäße der Nieren werden geschädigt durch:
Bluthochdruck
Diabetes
Arteriosklerose
Übergewicht: Bei Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) kommen oft mehrere Risikofaktoren für ein Nierenversagen zusammen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Autoimmunerkrankungen
Rauchen, Medikamente: Auch Zigaretten, eine ungesunde Ernährung mit viel Schweinefleisch und über längere Zeit eingenommene Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können die Nieren massiv schädigen.
Ärzte teilen die chronische Niereninsuffizienz in fünf Stadien ein. Die Einteilung erfolgt nach einem bestimmten Laborwert, dem GFR-Wert (Glomeruläre Filtrationsrate). Foto: Imago/Zoonar
Welche Auswirkung haben Diabetes und Übergewicht?
Glomerulosklerose: Nierenveränderungen sind vor allem bei Diabetes sehr häufig – etwa wenn die Blutzuckerwerte beim Patienten nicht gut eingestellt sind. Das kann zur sogenannten Glomerulosklerose führen. Dabei verdicken (verkalken) die kleinen Filtereinheiten im Organ. Die Niere lässt dann Stoffe durch, die der Körper behalten sollte.
Adipositas: Mediziner warnen vor einem gefährlichen Wechselspiel von Nierenerkrankungen und Übergewicht. Denn bei dicken und sehr dicken Menschen kommen oft mehrere Risikofaktoren für Nierenversagen zusammen. Einer davon ist Bluthochdruck. Weil die Nieren als Filter für Giftstoffe im Körper über zahlreiche, sehr feine Blutgefäße verfügen, nehmen sie bei zu hohem Druck Schaden.
Diabetes: Vergleichbare Schäden entstehen bei dauerhaft erhöhtem Blutzucker bei Diabetes, was ebenfalls bei Übergewichtigen verbreiteter ist. „Diabetes und Bluthochdruck sind je für 20 bis 30 Prozent aller chronischen Nierenerkrankungen verantwortlich“, erläutert der Geschäftsführer der Bosch Health Campus GmbH in Stuttgart, Mark Dominik Alscher.
Blutwäsche: In der Regel wird die aufwendige Blutwäsche bei Nierenversagen fällig, wenn die Organfunktion auf unter zehn Prozent sinkt. Rückgängig machen lassen sich Nierenschäden nicht. Und an Spenderorganen mangelt es.
Eine chronische Niereninsuffizienz bedeutet einen voranschreitenden Leistungsverlust der Niere. Foto: Imago/Depositphotos
Was beinhalten die fünf Stadien der chronischen Niereninsuffizienz?
Ärzte teilen die chronische Niereninsuffizienz in fünf Stadien ein. Die Einteilung erfolgt nach einem bestimmten Laborwert - dem GFR-Wert (Glomeruläre Filtrationsrate): Dieser zeigt an, wie wirkungsvoll die Nieren das Blut von harnpflichtigen Substanzen reinigen und mit dem Urin ausscheiden. Der normale GFR-Wert für Kreatinin liegt bei 95 bis 110 ml/min: Die Nieren reinigen in diesem Fall mindestens 95 ml Blut pro Minute von Kreatinin.
Stadium 1: Urinuntersuchungen ergeben zwar Anzeichen für eine Schädigung der Nieren. Gesunde Bereiche der Nieren sorgen aber dafür, dass sie insgesamt noch normal arbeiten.
Stadium 2: Die Nierenfunktion ist leicht eingeschränkt. Es machen sich aber keine Symptome bemerkbar.
Stadium 3: Die Nierenfunktion ist mäßig eingeschränkt. Auch in diesem Stadium sind Betroffene in der Regel beschwerdefrei.
Stadium 4: Die Nierenfunktion ist stark eingeschränkt, das heißt, die Nieren erfüllen ihre Aufgaben kaum noch. Es können Beschwerden wie Juckreiz, Blutarmut, Knochenschmerzen, Wassereinlagerungen und Schwäche auftreten.
Stadium 5: Nierenversagen: Die Nieren können das Blut nicht mehr ausreichend reinigen. Nur eine Nierentransplantation oder eine Dialyse können verhindern, dass sich die Beschwerden verstärken und lebensbedrohliche Folgen auftreten.
Ist die Organfunktion bereits auf weniger als zehn Prozent gesunken ist, hilft meist nur noch die künstliche Blutwäsche (Dialyse) Foto: Imago/Depositphotos
Was sind die Symptome einer Niereninsuffizienz?
Mit zunehmendem Alter werden Nieren von Natur aus schwächer. Symptome, die auf Nierenprobleme hindeuten können, sind:
hoher Blutdruck
stechende Kopfschmerzen
Wasser in den Beinen
sich spannende Haut
Schaum auf dem Urin
Lassen sich Nierenschäden rückgängig machen?
Nein, meist nicht. Wird ein Nierenschaden rechtzeitig erkannt, lässt sich ein Fortschreiten der Erkrankung oft mit Medikamenten und der richtigen Ernährung bremsen.
Wer an Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck leidet, sollte regelmäßig die Nierenwerte überprüfen lassen und möglichst rechtzeitig umsteuern: Viel Bewegung und eine nierengesunde Ernährung können dazu beitragen, dass sich die Erkrankungen zumindest nicht verschlimmert, und dadurch einen schwerwiegenden Nierenschaden hinauszögern.
Ist die Organfunktion bereits auf weniger als zehn Prozent gesunken ist, hilft meist nur noch die künstliche Blutwäsche (Dialyse). Eine Alternative dazu bietet nur eine Nierentransplantation, doch Spenderorgane sind knapp.