Schwere Vorwürfe Früherer IHK-Präsident Köhler arisierte Rosenthal

Peter Engelbrecht
 Foto: red

Schwere Vorwürfe erhebt der Historiker Albrecht Bald gegen den früheren Bayreuther IHK-Präsidenten Erich Köhler. Dieser sei während der NS-Zeit aktiv an der Arisierung jüdischen Vermögens beteiligt gewesen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Köhler war auch Direktor der Neuen Baumwollspinnerei in Bayreuth. Der IHK-Präsident habe 1934 als „Arisierungskommissar“ unter Drohungen den Selber Unternehmer Philipp Rosenthal aus seinem Porzellankonzern gedrängt. Begründung: Er sei „jüdischer Abstammung.“

Haftbefehle auf den Tisch geworfen

Als Rosenthals Rechtsanwalt die Forderungen im Vorfeld der Hauptversammlung am 19. Oktober 1934 zunächst ablehnte, warf Köhler in Anwesenheit von SS und Gestapo drei Haftbefehle mit den Namen Philipp Rosenthal, seiner Ehefrau Maria und seines Stiefsohns Udo Franck auf den Tisch. So schildert es Albrecht Bald (Selb) in seinem fast 70-seitigen Aufsatz über Köhler, der im aktuellen Buch „Bayreuther Rekonstruktionen“ erschienen ist. Der Sammelband wurde im Evangelischen Gemeindehaus vorgestellt.

Nach dem Krieg wurde SS-Mitglied Köhler im Spruchkammerverfahren als „Mitläufer“ eingestuft. Der Ausschuss der politischen Parteien würdigte ihn als „guten Nazi“, der spätere Wirtschaftsminister Ludwig Erhard attestierte ihm, er habe „dem System skeptisch bzw. ablehnend gegenübergestanden.“ 1949 wurde er zum Ehrenpräsidenten der IHK ernannt, 1952 starb er.

Ölgemälde hängt

Noch heute hängt ein Ölgemälde von ihm im Präsidentenzimmer der IHK. „Die Arisierung hat bei der Entnazifizierung keine Rolle gespielt“, berichtete Autor Bald. „Wenn es bekanntgewesen wäre, hätte es diesen Persilschein nicht gegeben.“

Repro: Wittek

Bilder