Schulmusiktag Im Klassenzimmer rockt und rappt es

Christl Schemm
Schulmusiktag im Selber Rosenthal-Theater: Mit einer festlichen Musik, die ihr Lehrer Jaroslav Vyrostko eigens komponiert hatte, kam die Bläserklasse 6 cG der Dr.-Franz-Bogner-Mittelschule Selb daher. Foto: Christl Schemm

Keine Sekunde Langeweile kommt im Selber Rosenthal-Theater auf. Rund 130 Kinder stehen auf der Bühne und zeigen, dass musische Bildung so richtig Spaß machen kann.

 
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Überraschung! Es ist Schulmusiktag und keine einzige Blockflöte auf der Bühne. Das Einstiegsinstrument für Generationen von Schülerinnen und Schülern in die frühe musikalische Bildung, das noch bis vor wenigen Jahren bei keinem Schulkonzert fehlen durfte, scheint ausgedient zu haben. Beim Schulmusiktag am Dienstagabend im brechend vollen Selber Rosenthal-Theater, bei dem rund 130 Jungen und Mädchen von Schulen aus dem Landkreis Wunsiedel auf der Bühne standen, spielte die Blockflöte jedenfalls keine Rolle. Vielmehr ließen es die Kinder, die augenscheinlich mit ihren Lehrerinnen und Lehrern konzentriert und ausdauernd geübt hatten, richtig krachen – mit allen möglichen Instrumenten und gewitzten Ideen. Keine Sekunde Langeweile, stattdessen ein gut gelaunter Nachweis, dass es in den Klassenzimmern rockt und rappt, singt und summt, trommelt und tanzt.

Von „Hänschen klein“ zum Rap

„Alles neu macht der Mai“ war der Schulmusiktag überschrieben. Mit diesem Motto zur Melodie von „Hänschen klein“, die später zu einem satten Rap mutierte, eröffneten die Jungen und Mädchen der zweiten bis vierten Klassen der Maximilian-von-Bauernfeind-Grundschule Arzberg das Programm. Die Kinder folgten bei dem mitreißenden Song den spritzigen Vorgaben ihrer Lehrerin Saskia Jahreis und waren mit Basecaps und Sonnenbrillen echten Rappern auf der Spur.

Saskia Jahres leitete allerdings nicht nur diesen Auftritt. Sie ist seit diesem Jahr insgesamt als Fachberaterin des Staatlichen Schulamts Wunsiedel für den Schulmusiktag verantwortlich – und landete damit gleich bei der Premiere einen großen Erfolg. Mit viel Mühe und Liebe hatte sie zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen den Schulmusiktag konzipiert und vorbereitet.

Originell und informativ

Auch die originellen und informativen Texte für die Moderation, bei der sich die Arzberger Schülerinnen und Schüler abwechselten, hatte sich Saskia Jahreis ausgedacht. Die Jungen und Mädchen hatten für jeden Programmpunkt kleine Dialoge parat, die zu den musikalischen Auftritten hinführten. Zur festlichen Musik der Bläserklasse 6 cG der Dr.-Franz-Bogner-Mittelschule Selb wussten die kleinen Moderatorinnen und Moderatoren zum Beispiel, dass der Lehrer Jaroslav Vyrostko das Stück eigens komponiert hatte.

„Wir sind die Trommelkönige und haben Spaß dabei“, sangen die Kinder der vierten Klassen der Siebenstern-Schule Selb, als sie unter Leitung ihrer Musiklehrerin Tamara Gleißner-Berns mit Schlaginstrumenten ans Werk gingen und die rhythmischen Klänge zudem lautmalerisch imitierten. Maren Winter hatte mit der ersten Klasse der Grundschule Schönwald das „Papageienlied“ einstudiert, bei dem der bunte Vogel, Affen, ein Nilpferd und anderes Getier über die Bühne hopsten.

Im Schwarzlicht

Ganz nach der Tradition des Schwarzlicht-Theaters ließ die fünfte Klasse der Erich-Kästner-Schule Marktredwitz unter der Leitung von Ulrike Bleiner und Theresa Köppl die Wellen der Moldau zu Friedrich Smetanas gleichnamiger sinfonischer Dichtung lebendig werden. Der zweite Teil aus dem Zyklus „Mein Vaterland“ zeichnet den Lauf des Flusses nach und wurde auf der Bühne durch fluoreszierende Schirme symbolisiert. Wie man die Schülerinnen und Schüler nach seiner Pfeife tanzen lässt, zeigte der Chef der Grundschule Wunsiedel, Roland Günther. Mit der Trillerpfeife gab er die Rhythmen für „Samba Batucada“ vor und versetzte so seine „Los Cravallos“ bei der perkussionsstarken brasilianischen Musik ins Samba-Fieber.

Ruhig startete ein großes Orchester der vierten Klassen der Grundschule Marktredwitz mit ihrer Lehrerin Ulrike Kastner einen Tauchgang zum „Garten eines Kraken“. Sich brechendes Licht im Wasser, verschiedene Blautöne, Korallenriffe, Fische, Taucher, eine Schildkröte oder ein Blauwal erschienen auf einer Leinwand zur Musik von Camille Saint-Saëns’ „Aquarium“ aus dem Zyklus „Karneval der Tiere“. Die meditative Atmosphäre mündete schließlich in die fröhliche Melodie „Octopus’s Garden“ von den Beatles.

Frenetischer Beifall

Laut Programmheft war dies das offizielle Ende des sehr lebendigen Konzerts, dessen Beiträge das Publikum allesamt bejubelte und frenetisch beklatschte. Doch Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer hatten noch einen Überraschungs-Act vorbereitet: für Judith Rösner-Hauswurz, die seit 1984 die Schulmusiktage geleitet hatte. Da sie wegen Corona nicht gebührend verabschiedet werden konnte, wurde dies nun nachgeholt. Und zwar mit der von ihrer Nachfolgerin Saskia Jahreis getexteten Dankes- und Abschiedshymne „Oh, Judith mach’s gut“ zur Melodie von Joe Dassins „Oh, Champs Élysées“, gespielt und gesungen von der Schumu-Band. Und da spielte sogar Schulamtsdirektor German Gleißner mit seiner Trompete mit.

Seit 1984

Viele Jahre:
Seit fast 40 Jahren findet der Schulmusiktag im Bereich des Staatlichen Schulamts Wunsiedel statt. Gegründet wurde er 1984 in Marktredwitz.

Begrüßung:
Die beiden Schulamtsdirektoren Günter Tauber und German Gleißner hatten beim Schulmusiktag die Aufgabe, der Veranstaltung einen offiziellen Rahmen zu geben. Gleißner freute sich bei der Begrüßung über den Besuch von vielen Kolleginnen und Kollegen aus dem Schulamtsbereich, Vertretern der Kommunalpolitik und zahlreichen Eltern. Er lobte Saskia Jahres als neue Leiterin des Schulmusiktags und bezeichnete die Veranstaltung schmunzelnd als „Haupt-Act“ nach der „Vorband Söder“. Der Ministerpräsident war einige Tage vorher im Rosenthal-Theater zu Gast gewesen.

Schlussworte:
Schulamtsdirektor Günter Tauber erinnerte daran, dass der Schulmusiktag seit 2019 wegen der Corona-Pandemie pausieren hatte müssen. Damals hatte Judith Rösner-Hauswurz die Veranstaltung zum letzten Mal geleitet. Er dankte der früheren Leiterin und verabschiedete sie mit viel Anerkennung und einem Blumenstrauß.

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