Schule bekommt Mietvertrag Was kostet das Jagdschloss?

Von Frank Schmälzle
20.06.2013, Bayreuth, Schloß Thiergarten, Foto: Andreas Harbach, ha Foto: red

Bayreuths schönste Schule wird wohl auch in Zukunft in einem Schloss residieren können: Die Internationale Schule soll einen Mietvertrag bekommen, der ihr das Jagdschloss Thiergarten bis ins Jahr 2033 sichert.

 
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Das war Mehrheitsmeinung im Hauptausschuss, der am Dienstagsabend über Schule im Schloss zu beraten hatte. Nächste Woche soll der Stadtrat eine endgültige Entscheidung treffen. Vorausgesetzt, bis dahin sind die Finanzen geregelt.

In nichtöffentlicher Sitzung ging es hoch her, denn nicht alle Stadträte waren für eine solch ausgiebige "Verlängerung der Betriebszeit", wie der neue Langzeit-Mietvertrag im Amtsdeutsch heißt. Am Ende gab es für zwei Punkte dann doch eine breite Mehrheit: Ja, die Internationale Schule soll weiter im markgräflichen Jagdschlösschen untergebracht bleiben. Und ebenfalls ein Ja  für die Vertragslaufzeit bis 2033. Ein Problem bleibt allerdings bis zur Stadtratssitzung nächste Woche zu lösen: Der Mietpreis, den die Internationale Schule künftig zahlen soll und der im Hauptausschuss genannt wurde, erscheint den meisten Stadträten als deutlich  zu gering.

Wie viel er künftig fürs Schloss zahlen will, ließ Schulbetreiber Horst Wiesend, Geschäftsführer der Senivita GmbH, gestern offen. Was er aktuell überweist, daraus macht der Schulgründer indes kein Geheimnis: 3000 Euro pro Monat sind es. Dass er einen langlaufenden Mietvertrag will, erklärt Wiesend mit Umbaumaßnahmen, die im Schul-Schloss anstehen. Die Schule, die derzeit 47 Kinder unterrichtet, wächst, neue Anmeldungen liegen vor. Die Schule braucht also mehr Platz. "Wir investieren 300 000 Euro in den Umbau, wahrscheinlich wird es sogar mehr", so Wiesend zum Kurier. In ein Gebäude, das weder ihm noch seinem Unternehmen gehöre. "Niemand würde mit einer Perspektive von drei Jahren so viel Geld ausgeben", sagt Wiesend. Der aktuelle Mietvertrag für das Schloss endet 2016. "Es ist doch nur korrekt, dass sich solch eine Investition in der Laufzeit des Vertrags und auch im Mietpreis widerspiegelt." Das sehe auch die Verwaltung der Stadt Bayreuth so, sagt Wiesend.

Die hat jetzt den Auftrag, mit dem Schulbetreiber einen angemessenen Mietpreis für das Schlösschen im Bayreuther Süden zu vereinbaren. Es wird den Verhandlern der Stadt nicht ganz leicht fallen, gute Argumente zu finden. Zu Zeiten, als das Schloss noch Restaurant und Hotel war, hatte die Stadt so geringe Mieteinnahmen erzielt, dass sie selbst dann noch besser fährt, wenn sie jetzt der Internationalen Schule entgegenkommt. Und: Die Schule gilt nicht nur als wertvoller Bestandteil des Bildungsstandortes Bayreuth. Sie sorgt auch dafür, dass das Schloss sinnvoll genutzt wird. Bevor die Internationale Schule einzog,  hatte die Verwaltung - basierend auf einem Beschluss im Stadtrat - versucht, das Schloss zu verkaufen. Einige wenige Interessenten hatten sich das wunderschön im Grünen gelegene  Ensemble angesehen. Ein konkretes Angebot allerdings gab kein einziger ab.  Thiergarten war unverkäuflich. Und auch jetzt sieht Wiesend wenig Spielraum: Selbst ein günstiger Mietpreis und ein langfristiger Vertrag werde die Schule nicht zu einem Geschäft machen. Die Schule stehe nicht nur vor großen Investitionen. Sie habe zuletzt mit großem Aufwand, den bayerischen Lehrplan und den für Internationalen Schulen unter einen Hut gebracht. Und: "Wir berechnen 300 Euro Schulgeld im Monat, andere Internationale Schulen verlangen 1000 Euro."

Andere Hürden sind inzwischen aus dem Weg geräumt: Einen Anbau haben die Schulbetreiber verworfen und setzen jetzt auf einen Umbau im Schloss selbst. Das Landesamt für Denkmalschutz hat keine Einwände mehr. "Das Schloss kann als Schule genutzt werden", sagt Pressesprecherin Beate Zarges. "Es gibt in Bayern zahlreiche Beispiele, in denen Baudenkmäler im Rahmen einer Umnutzung als Schulraum dienen." Im Fall Thiergarten sei allerdings der Hauptsaal des Schlosses ausgenommen, ein achteckiger Raum mit wertvollem Stuck.  "Der ist aber schon aufgrund der Akustik für eine Schule ungeeignet."

Schade", sagt Christa Müller-Feuerstein. "Schade, dass keine ernsthafte Suche nach alternativen Standorten für die Internationale Schule stattgefunden hat." Für 50 Kinder einer Internationalen Schule wäre wohl ein anderer Ort zu finden gewesen, so die SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. "Zumal ja unsere Schulen in einem ausgezeichneten Zustand sind." Dass die Betreiber den Fortbestand der Internationalen Schule an das Schloss als Schulhaus knüpfen, nennt Müller-Feuerstein "eine Drohung, die eine sachliche Diskussion unmöglich macht". Eine Internationale Schule sei für eine Stadt zweifellos ein Standortvorteil. Dasselbe gelte aber auch für ein Schloss, das repräsentativer Rahmen für Tagungen und Empfänge sein könne.

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