Als knapp zehnjähriger Bub war Heidenreich an der Absturzstelle, zwei Tage, nachdem das Unglück geschah. Der Absturzort, zwischen Granitblöcken und Fichten, war direkt unterhalb des Gipfels. 20 Meter höher, und die Maschine hätte unversehrt Nordbayerns höchsten Berg überquert. Ein dreiköpfige Generalsfamilie sowie vier Mann Besatzung fanden bei dem Absturz den Tod.

Unbemerktes Unglück

Das Unglück blieb zunächst unbemerkt. An jenem 30. April, ein kalter wolkenverhangener Tag mit Regen- und Graupelschauern, hörten Bischofsgrüner Waldarbeiterinnen am Abhang des Schneebergs die Absturzgeräusche, ohne diese richtig deuten zu können, wie Rudolf Thiem in seinem Buch über den Schneeberg (Herausgeber: Fichtelgebirgsverein) schildert.

Wohl als die Nachricht von einem vermissten Flugzeug auf dem Weg von Süddeutschland nach Leipzig Bischofsgrün erreicht hat, habe man eins und eins zusammengezählt, vermutet Thiem.

Deshalb erst einen Tag nach dem Unglück machen sich Polizei, Militär, Rettungskräfte und neugierige Bischofsgrüner auf den Weg zum Schneeberggipfel, einen Tag später auch Helmut Heidenreich mit seinem Vater.

Im Tal bei Fröbershammer habe es nochmal geschneit, doch die Absturzstelle am Schneeberg sei schneefrei gewesen, erinnert sich Heidenreich. Die Toten waren schon abtransportiert, sie wurden im alten Schulturnsaal in der damaligen und heutigen Bischofsgrüner Schule aufgebahrt.

Doch das Flugzeug war noch an Ort und Stelle: „Es lag auf dem Rücken, Flügel und Leitwerk waren abgebrochen, aber ein Feuer hat es offenbar nicht gegeben“, erinnert sich Heidenreich. Der Absturzort war abgesperrt, aber nicht weiträumig, durch Militär, und Heidenreich meint, sich auch an SA-Uniformen erinnern zu können, „aber nach 75 Jahren weiß ich das nicht mehr so genau“, sagt der rüstige Senior, der in wenigen Tagen 85 Jahre alt wird.

Heidenreich hat das Flugzeug dann noch ein zweites Mal gesehen: Als die Trümmer am Bischofsgrüner Bahnhof verladen wurden. Denn Heidenreich, den die Bischofsgrüner eigentlich nur als Birnstengler kennen, und der später selbst bei der Bahn arbeitete, wohnte damals im Ortsteil Glasermühle, in Nachbarschaft des Bahnhofs.

Warum der Absturz?

Warum stürzte das Flugzeug ab? Heimatforscher Thiem vermutet, dass der Pilot bei schlechten Wetter- und Sichtverhältnissen wohl nicht gezielt ausgerechnet den höchsten Punkt Nordbayerns überflog. Sondern durch Seitenwinde vom Kurs abkam. Und dabei möglicherweise auch noch durch den Höhenmesser auf Grund von Luftdruckunterschieden mit ungenauen oder falschen Werten versorgt wurde.

Bei dem abgestürzten Flugzeug handelte es sich um eine Junkers 34, die mit ihrer Wellblechhaut und dem einzelnen Sternmotor eine indirekte Vorgängerin der späteren, größeren „Tante Ju“ Junkers 52 war.

Schon bald wurde an der Absturzstelle eine Gedenktafel auf einem Granitblock angebracht, die Namen und Geburtstag der verunglückten sieben Frauen und Männer festhält. Der General war mit 52 Jahren das älteste Opfer, seine Tochter mit gerademal sieben Jahren das jüngste. Die Tafel existiert heute noch an ihrem angestammten Platz, sie ist aber nicht ohne Weiteres zugänglich, da sie abseits markierter Wege in einem Naturschutzgebiet liegt.