Schlechte Noten für Pegnitz

Von Klaus Altmann-Dangelat
„Außerhalb der Biergartensaison erinnern die Betonstelen der abgeräumten Gartengarnituren am Pegnitzer Schlossberg an einen großen Soldatenfriedhof.“ Dieses vernichtende Urteil fällt das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept. ⋌Foto: Ralf Münch Foto: red

Auch wenn die Nächte noch recht frostig sind: Tagsüber wird es schon wärmer. Bald werden die ersten Gäste durch Pegnitz spazieren – auf der Suche nach einem Gasthaus oder den Besonderheiten der Stadt, die mit dem Slogan „Das Tor zur Fränkischen Schweiz“ wirbt. Oft werden die Besucher enttäuscht, wenn man sich die harten Formulierungen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (Isek) zum Thema Tourismus vor Augen führt.

 
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Da werden im übertragenen Sinn „heilige Kühe“ geschlachtet: „Auf dem Schlossberg steht weder ein Schloss noch die im Gästemagazin ausgewiesene Ruine Böheimstein. Dass die ehemalige Burg völlig zerstört worden ist und nicht einmal Mauerreste zu sehen sind, erschließt sich dem Wanderer erst nach seinem Aufstieg. Der in die Jahre gekommene Aussichtsturm steht auf einem unattraktiven, schwierig zu besteigenden Sockel.“

Abgeräumte Gartengarnituren

Auch am Weg den Schlossberg hinauf wird massiv Kritik geübt: „Der Weg führt an einem Biergarten mit unattraktiven, vermoosten und sanierungsreifen Schank- und Toilettengebäuden vorbei. Außerhalb der Biergartensaison erinnern die Betonstelen der abgeräumten Gartengarnituren an einen großen Soldatenfriedhof.“

Auswärtige Besucher

Das ist der Eindruck, den Außenstehende bekommen, die keine Erinnerungen mit dem Areal verbinden. Ehemalige Pegnitzer Schulkinder würden (unter dem Stichwort Gregori) den Schlossberg wohl ganz anders beschreiben. Doch dem Entwicklungskonzept geht es um auswärtige Besucher, die sich neben einem Abstecher zum Schlossberg auch in der Innenstadt aufhalten sollen – zum Wohle der örtlichen Gastronomie und Geschäftswelt. Für solche Gäste hat die Stadt ein Faltblatt „Stadtspaziergang“ (ohne Karte) aufgelegt.

Ensemble Zaußenmühle/Pegnitzquelle

An dem lässt das Isek kein gutes Haar: „Der Weg von der Hauptstraße zur wichtigsten Attraktion der Stadt, dem Ensemble Zaußenmühle/Pegnitzquelle, führt nicht in direktem Weg entlang des kurzen Abschnitts der Pegnitz an der Raumersgasse. Vielmehr wird dem Spaziergänger der relativ lange und unattraktive Schlaufenweg durch die Brauhausgasse mit ihren wenig attraktiven Fassaden und Parkplatzanlagen sowie zurück durch die durch Satellitenschüsseln und Mülltonnen geprägte Wohnsiedlung am Erlenweg zugemutet.“

Hinweisschilder bemängelt

Auch werden fehlende Hinweisschilder bemängelt. Stattdessen sollte man, so die Isek-Planer, die Hauptstraße und den Schweinemarkt mit einbeziehen. Für die Zukunft wird im Isek „kurzfristig“ eine Neugestaltung des Faltblattes mit der Priorität „A“ vorgeschlagen. Die Kosten werden auf etwa 4000 Euro geschätzt. Machbar- und Wirksamkeit werden sehr hoch angesetzt.

Neukonzeption in Arbeit

Bürgermeister Uwe Raab zu diesem Thema: „Zum Stadtspaziergang kann ich sagen, dass hier gerade eine Neukonzeption erstellt wird. Allerdings will ich auch darauf hinweisen, dass wir nur begrenzte personelle Ressourcen zur Verfügung haben und viele weitere priorisierte Isek-Projekte bereits in der Bearbeitung sind.“ Doch auch das Gästemagazin der Stadt bekommt sein „Fett“ weg: „Die hier vollmundig als Karst- beziehungsweise Wasserwunder bezeichnete Sehenswürdigkeit entpuppt sich als eine wenig attraktive, einem Brunnenschacht ähnliche Anlage. Von Wasser ist an diesem Standort nichts zu sehen.“

Thema Erweinstollen

Oder das Thema Erweinstollen: „Dieser befindet sich in einem für Touristen nicht attraktiven Gewerbegebiet. Der Stollen ist nicht betretbar und von unansehnlichen Absperrplanken umgeben. Nur eine wenige Quadratmeter umfassende, wenig spektakuläre Ausstellung ist von außen durch ein Absperrgitter einzusehen. Mit anderen Standorten und museal-multimedialen Inszenierungen der ehemaligen Eisenverhüttung und des damit verbundenen Feuers kann diese Station nicht konkurrieren.“

Verzwickte Situation

Damit wollen wir es mit den deftigen Formulierungen erst einmal bewenden lassen, denn weder der Stollen noch das Gewerbegebiet lassen sich ohne Zauberkräfte verschieben. Im Isek werden deshalb Vorschläge gemacht, wie diese verzwickte Situation verbessert werden könnte: „Das größte Potenzial im Pegnitzer Tourismus bleibt seine Lage als Tor zur Fränkischen Schweiz, insbesondere als Ausgangsort oder Endpunkt attraktiver Fuß- oder Radwanderungen durch die Region.“ Natürlich braucht es dafür eine attraktive Fußgängerverbindung zum ehemaligen Pep-Gelände.

Bahn muss mitspielen

Doch hier müsste die Bahn mitspielen, die Stadt kann nur wenig tun. In der Zukunft sollte (so das Isek) für Wanderer und Spaziergänger sowie auch für Radwanderer auf der Achse Bahnhof-Innenstadt–Schlossberg eine Verbindung geschaffen werden, die auch die Fichtenohe als attraktives Element mit einbeziehen sollte. Die Studie abschließend zu diesem Thema und zur Neukonzeption des Faltblattes: „Auf die werbliche Herausstellung von nur zeitaufwendig zu erreichenden, aber letztlich enttäuschenden Tourismus-Elementen wie einer nicht vorhandenen Burgruine, eines für Besucher nicht zu besichtigenden Schlosses in Privatbesitz, eines eher für Geologen interessanten Wasserwunder-Schachtes oder eines vergitterten ehemaligen Bergwerkstollens sollte verzichtet werden.“