Schallplattenbörse Herr über 5000 Vinylscheiben

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Der Prebitzer Günther Reiß ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Plattensammler. Am Sonntag organisiert er in Pegnitz eine Plattenbörse. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PREBITZ. Einmal im Madison Square Garden in New York ein Konzert von Bruce Springsteen hören – das ist der große Traum von Günther Reiß. Der 48-jährige Prebitzer ist leidenschaftlicher Sammler von Schallplatten. Rund 5000 hat er im Privatbesitz. Einmal im Jahr organisiert er in Pegnitz im Herz-Jesu-Zentrum eine Platten-Börse. Die nächste ist kommenden Sonntag.

 
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Seine erste Platte hat Reiß zum 13. Geburtstag geschenkt bekommen. „Body Wishes“ von Rod Stewart war das. „Kurz danach hatte ich Konfirmation und habe mir von meinem Konfigeld eine Kompaktanlage gekauft“, erzählt er. Mittlerweile hat er zehn Stück von der Platte, es gab immer neue Prägungen. Eine wird aber nur gehört, die anderen hat er, um sie einfach zu haben, sagt Reiß lachend. „Das Besondere an Schallplatten ist, dass man sie in der Hand haben kann. Das ist bei CDs oder Kassetten nicht so, die sind tot“, erklärt er die Leidenschaft fürs Vinyl.

Richtige Schmuckstücke

Reiß zeigt seine Schätze, die alphabetisch geordnet in einem Regal stehen. Es sind richtige Schmuckstücke dabei. Und nicht alle im klassischen Schwarz, sondern Colour- und Pictureplatten. Die wertvollste Platte, die Reiß hat, ist von der Gruppe Saat, die Krautrock gespielt hat – eine Musikrichtung, die zwischen 1968 und 1974 aktuell war. Für sieben Euro hat er die Platte über Ebay erstanden, verkaufen will er sie jetzt für 250 Euro.

Band auf Abschiedstour

Etwa 20 Platten von Kiss hat er. Die Band macht heuer ihre Abschiedstour und Günther Reiß fährt zum Konzert nach Leipzig. Auch David Bowie hört er gern, oder Pink Floyd. Von der Gruppe hat er seine wohl älteste Scheibe aus den 60er Jahren. Klassik ist nicht so sein Geschmack. Davon hat er zwar auch ein paar Platten, aber nur zum Verkauf, in Wien auf einer Börse. „Da sind die mehr gefragt, Bayreuth läuft über davon“, hat er festgestellt.

Erinnerungen an die Jugendzeit

Das Reizvolle an den Schallplatten ist für Reiß, dass Erinnerungen an die Jugendzeit hochkommen. Erinnerungen an Musikabende im legendären Tanzsaal Stöckel in Trockau oder in Schwingen. „Auf einer Schallplatte hat man viel mehr Hintergrund dabei“, sagt er, „das fehlt auf der CD.“ Er erzählt von einer Schallplatte von Deep Purple, die in Japan aufgenommen wurde. „Da hört man fast jeden Japaner einzeln klatschen.“

Das sei eine ganz andere Atmosphäre, ein anderes Feeling. Genauso ist es bei Platten von Motörhead oder Metallica – da versinkt Reiß in andere Zeiten.

Kontakte entstehen

Reiß findet die Schallplatten auf Ebay oder kauft ganze Plattensammlungen privat auf. Die Kontakte entstehen eben auf diesen Plattenbörsen. Er besucht etwa 15 pro Jahr. In Pegnitz sind elf Aussteller dabei. Die weiteste Anreise hat ein Sammler aus Hamburg. Auf rund 37 Metern werden die Vinylscheiben angeboten. „Mein Ziel einer solchen Börse ist es, die Platten unters Volk zu bringen“, sagt er. Er selber ist deutschlandweit dabei, war aber auch schon in Österreich und den Niederlanden. Dort ist in Utrecht die größte Plattenbörse Europas, sagt er.

Sammlungen aufgekauft

Seit zwei Jahren hat er ein Nebengewerbe angemeldet. „Ein eigener Laden, das wäre es“, schwärmt Reiß. Wenn er Plattensammlungen aufkauft, sind auch mal Sachen dabei, die er eigentlich nicht kaufen würde. Und so hat der Prebitzer auch einen ganzen Schwung Märchenplatten, Karl May und Jules Verne, Hanni und Nanni, die Schlümpfe und Augsburger Puppenkiste. „Die verkaufe ich aber gleich weiter“, sagt er.

Schallplatte mit Predigt

Zwölf Kisten mit jeweils 200 Schallplatten hat er am Sonntag in Pegnitz dabei. Im vergangenen Jahr war er mit der Resonanz bei der Pegnitzer Börse zufrieden. 40 Eintrittskarten haben sie verkauft. Kurios: Reiß hatte eine Schallplatte mit der Aufnahme einer Predigt, die Papst Johannes Paul II. mal in Köln gehalten hatte. „Die wurde gleich gekauft“, erzählt er.


Info: Die Platten- und CD-Börse findet am Sonntag, 10. Februar, von 10 bis 17 Uhr im katholischen Pfarrzentrum Herz Jesu in Pegnitz statt. Infos und Anmeldung unter G.Reiss-Bruce@web.de.

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