Saunagemeinschaft Finnisches Seewasser für Wunsiedel

Sie freuen sich auf den Saunawassermarathon, der in der Wunsiedler Natursauna Station macht (von links): Tilmann Böhringer, Rudi Heimerl, Günter Stöhr, Roland Wolf, Vorsitzender Andreas Schade Foto: /Christian Schilling

Die Saunagemeinschaft der Festspielstadt beteiligt sich am Saunawassermarathon. Für Aufgüsse kommt das kühle Nass über Umwege aus Skandinavien.

 
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Er vereint zwei Elemente, die untrennbar mit den Olympischen Spielen verbunden sind, nämlich den Fackellauf in abgeänderter Form sowie die längste Laufstrecke bei Olympia: Der Saunawassermarathon, der in diesem Jahr zum ersten Mal über die Bühne geht und am Freitag, 7. Oktober, in der Wunsiedler Natursauna Halt macht.

Wohl dem, der dabei einen echten Finnlandexperten in seinen Reihen weiß. Denn Andreas Schade, neuer Vorsitzender der Saunagemeinschaft, lebte elf Jahre – von 1990 bis 2001 – im Land der 1000 Seen und ist seit 29 Jahren mit einer waschechten Finnin verheiratet. Seine Frau hat der gebürtige Schwabe beim Sprachstudium in Germersheim in einer Außenstelle der Universität Mainz kennen- und lieben gelernt. Anschließend arbeiteten beide in ihrem Heimatland als Übersetzer. Durch seine Kontakte nach Skandinavien, die er immer noch pflegt, hat Schade auch die Idee, am Saunawassermarathon teilzunehmen, in das Schwitzbad der Festspielstadt mitgebracht. Seine Liebe für Schwitzbäder hatte der Vorsitzende bereits 1987 bei einem Besuch in Finnland entdeckt.

„Wir stellen die Wunsiedler Art des Saunierens vor, die der in Finnland am nächsten kommt“, sagt Schade. Los geht es am Freitag um 16 Uhr, das letzte Holzscheit soll um 21 Uhr verglimmen. Eingeladen sei jeder, der Lust am Schwitzen und einer späteren Abkühlung hat.

Freitags ist eigentlich Herrensauna. Übermorgen allerdings werde eine Ausnahme gemacht, und auch Frauen, die sich sonst donnerstags treffen, dürfen am Marathon teilhaben. „Wenn einer ein Problem damit hat, machen wir selbstverständlich auch einen Durchgang mit Aufguss nur für die Damenwelt“, schmunzelt der 59-Jährige. Ziel sei es, die finnische Sauna bekannter zu machen.

Tag der finnischen Sauna

Der Saunawassermarathon begann am 11. Juni im Zuge der Feiern zum Tag der finnischen Sauna. In der traditionsreichen historischen Sauna von Rajaportti, in Tamperes Stadtteil Pispala zwischen den beiden Seen Pyhäjärvi und Näsijärvi gelegen, wurde feierlich Wasser aus einem der Seen geschöpft und auf den Weg nach Deutschland gebracht. In Flaschen abgefüllt, wandert das Seewasser zum Internationalen Sauna-Kongress in Stuttgart, dort kommt es Ende Oktober schließlich an.

Die Rajaportti-Sauna gilt als die älteste öffentliche Sauna in Finnland und ist seit 1906 durchgehend in Betrieb ist, weiß Schade. Die Wunsiedler Natursauna, idyllisch gelegen zwischen Röslau und Freibad, besteht seit 1949 und gilt als Geheimtipp, auch bei dem ein oder anderen Mitglied des Luisenburg-Ensembles während der Festspielzeit.

In einem unterscheiden sich die Fichtelgebirgler von ihren Pendants aus Suomi, wie Finnland in der Landessprache heißt: Bei den Aufgüssen, den Höhepunkten des Saunabesuchs, kommt schon einmal ein hochprozentiges Wässerchen in Form eines Pflaumengeistes oder Ähnlichem zum Einsatz. Neben dem „Geißeln“ mit Birkenzweigen komme in dem nordischen Land dagegen nur reinstes Wasser aus einem der vielen Seen bei den Aufgüssen zum Einsatz. „Duftöle und Schnaps zu verwenden, ist nicht üblich“, erzählt Schade, der seit dem Frühjahr 2016 in Bad Alexandersbad wohnt. Der Schnaps werde dort vor allem angesichts der hohen Preise für Alkohol lieber innerlich als äußerlich angewendet.

Im Schiff nach Travemünde

Das Wasser für den Saunawassermarathon steht bereits parat. Andreas Schade hat die Flasche mit dem original finnischen Wasser am vergangenen Wochenende nämlich bei der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Hof am Untreusee abgeholt. Bis dahin hatte das kühle Nass bereits eine enorme Strecke hinter sich gebracht. Von Tampere ging es in die Hauptstadt Helsinki und von dort per Finnlines im Schiff nach Travemünde. Viele der insgesamt gut 8000 Mitglieder der Deutsch-Finnischen Gesellschaften in Deutschland verteilten das Objekt der Begierde dann über Saunalandschaften in der gesamten Republik.

„Es muss nicht unbedingt eine Holzsauna sein“, erklärt Schade. In Hof sei am Untreusee zum Beispiel eine mobile Sauna im Einsatz gewesen. Allerdings hat der Vorsitzende das Wunsiedler Exemplar, das die Mitglieder stolz als Kleinod bezeichnen, „waschechten Finnen“ vorgestellt. Und die seien begeistert gewesen. „Es gibt kaum eine vergleichbare Sauna in Deutschland“, sagt der Vorsitzende. nicht ohne Stolz. Allerdings gibt er auch zu, dass die Saunagemeinschaft der Festspielstadt wie andere Vereine ebenfalls Nachwuchsprobleme habe. „Wir brauchen dringend neues Blut“, sagt er. Am Freitag gibt es zunächst aber erst einmal original Wasser aus Finnland als Aufguss.

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