Saisonende nach 15 Ballwechseln

Von Jürgen Schott

Die Mitspielerinnen der N. H. Young Volleys kämpfen noch 14 Mal in dieser Saison um Punkte und Siege, Nicole Steeger indes hat einen Titel schon sicher. Der allerdings ist etwas zweifelhaft und ganz sicher schmerzhaft: Die 23-Jährige ist wohl der Pechvogel des Jahres in der Volleyball-Regionalliga Südost.

 
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Ihr Platz ist für den Rest der Saison der neben Trainer Marc d’Andrea auf der Bank: Nicole Steeger beim Spiel in Marktoffingen. Foto: Jürgen Schott Foto: red

Nach nur 15 Ballwechseln im ersten Punktspiel der Saison war für sie das Spieljahr mit dem Aufsteiger N. H. Young Volleys schon wieder zu Ende: Kreuzbandriss im linken Knie mit der Folge einer ewig langen Sportpause. „Wettkampfmäßig werde ich wohl erst in der kommenden Saison zurück sein“, sagt die Bayreutherin. Die aktuelle Runde endet am 19. März 2017 – zu früh für „Nici“, um nach einer solchen Verletzung wieder fit zu sein.

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Der Vorfall passiert am 2. Oktober, als das Team aus Neudrossenfeld und Hollfeld im schwäbischen Obergünzburg zu Gast ist. „Eigentlich ein normaler Angriff im ersten Satz beim Stand von 10:5 für den Gegner. Ich springe ab und lande – wie ich es manchmal mache – nur auf einem Bein, dem linken“, blickt die Sportlerin zurück. Die Landung missglückt, das wichtige Band im Knie reißt. „Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten, ging zu Boden. An ein Weitermachen war nicht zu denken.“

"Unfassbar traurig"

„Es ist unfassbar traurig, dass Nici sich verletzt hat. Sie ist momentan auf dem besten Stand ihrer Sportkarriere, wofür sie wahnsinnig viel gearbeitet hat“, reagiert Trainer Marc d’Andrea. „Sie ist ein, wenn nicht vielleicht sogar das Standbein, das das Team braucht, um den hart erarbeiteten schnelleren Volleyball spielen zu können.“

Statt der Mannschaft als Außenangreiferin helfen zu können, landet Steeger in der Obhut der Ärzte. Inzwischen ist sie operiert. Arbeiten kann sie seit dieser Woche wieder. Die Büromanagement-Kauffrau in einem Bayreuther Rehazentrum sagt: „Es geht mir ganz gut. Jetzt gilt es, wieder Kraft aufzubauen und Stabilität zu bekommen, damit ich auch ohne Schiene am Bein klar komme.“

Schmerzen sind natürlich noch da, zum einen am Knie, zum anderen an der Seele. „Zum Körperlichen kommt noch der Ärger, dass es ausgerechnet jetzt passiert ist, wo meine Form so gut war“, gesteht die Spielerin. Trotz ihrer für diese Sportart (Netzhöhe bei den Damen: 2,24 Meter) relativ geringen Größe von 1,69 Metern wäre die 23-Jährige bei den Young Volleys eine wertvolle Alternative auf der Position 4 (links vorn am Netz) gewesen. „Den Mangel an Zentimetern versuche ich halt, durch spezielles Training der Sprungkraft wettzumachen“, erklärt die Bayreutherin.

Anfänge beim BSV 98 Bayreuth

Als Grundschülerin hatte sie in ihrer Heimatstadt mit dem Volleyball angefangen. Die ältere Schwester Nina (inzwischen verheiratet mit Fußball-Trainer Florian Gogolok) hat sie bei dieser Wahl inspiriert. Beim BSV 98 Bayreuth ging es von den Damen IV bis in die erste Mannschaft, die in der Bayernliga spielte. Vor vier Jahren dann gemeinsam mit Freundin Verena Daser und Trainer Milan Dörnhöfer der Wechsel nach Neudrossenfeld runter in die Bezirksliga. „Ich wusste, dass sich dort etwas entwickelt, dass es rasch nach oben geht“, sagt sie über den vermeintlichen sportlichen Rückschritt.

Längst ist sie bestätigt, genießt die familiäre Atmosphäre beim Regionalliga-Aufsteiger, bei dem die Eltern der Aktiven in die Vereinsarbeit eingebunden sind und wo man auch außerhalb des Sports viel gemeinsam unternimmt. Auch ohne eigenes Zutun traut Steeger den Young Volleys in der Tabelle einen Mittelfeldplatz zu.

Bei den meisten Spielen ihres Teams schaut sie nun zu, ihr Platz ist auf der Bank neben dem Coach. Ob sie ihm da eine Hilfe ist? „Wenn es so richtig spannend wird, kann ich kaum hinschauen“, gibt sie zu. Sie selbst wird erst einmal zusehen, dass die nach einer solchen Verletzung normalen Hemmungen vor großen Sprüngen kleiner werden. Zwei Bänderrisse („Wenn was passiert, dann immer links“) waren bis zum schwarzen Tag in Obergünzburg die schwersten Verletzungen von Nicole Steeger gewesen. 2017/18 will sie dann mehr als 15 Ballwechsel erleben.