Sägen, pflegen, sortieren: Forstbetriebsgemeinschaft schult private Waldbesitzer Sicherheit bei Baumarbeiten

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Waldarbeit ist nicht mehr das Gleiche wie vor einigen Jahren. Viel Wissen ist notwendig, gerade um in Puncto Sicherheit gut zu arbeiten. Aber auch was Beurteilung sowie Pflege- und Fällmöglichkeiten angeht, ist viel passiert. Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Pegnitz veranstaltet seit zehn Jahren Waldtage, um private Forstbesitzer zu schulen.

Das dritte Mal sind sie diesmal am Schlossberg und 55 Teilnehmer sind gekommen. „Die Veranstaltungen sind immer gut besucht, der Bedarf ist da“, ist Vorsitzender Walter Lautner zufrieden. Und auch Forstdirektor Georg Dumpert vom Bayreuther Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das die Veranstaltung zusammen mit der FBG anbietet, sagt, das schwierige Baumfällungen jeden Waldbesitzer betreffen können. „Diese Fälle haben zugenommen“, sagt er. Ansonsten laufe der Waldumbau in einen Mischbestand gut, es stehe auch von Seiten der Staatsregierung mehr Geld dafür zur Verfügung. Außer dem Umbau sei auch eine gute Erschließung mit Gassen wichtig, um bei Fällarbeiten nicht den Boden in großem Ausmaß zu verdichten. Gut 12 000 Privatwaldbesitzer gibt es im Landkreis Bayreuth mit rund 30 000 Hektar Wald.

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Ein schwarzes Jahr

Fällen mit Seilwinde: Ein besonderes Verfahren ist die Königsbronner Anschlag-Technik. Wie wichtig hier der sichere Umgang ist, erläutert Martin Thoma von der Berufsgenossenschaft. „Im vergangenen Jahr kam es zu 23 tödlichen Unfällen in Bayern beim Einsatz der Seilwinde“, sagt er, „ein schwarzes Jahr.“ Oft denke man, bei der Seilwinde könne nichts passieren, aber das werde unterschätzt. Bei diesem Verfahren wird der Baum durch die Seilwinde gesichert und eine spezielle Fälltechnik verwendet, bei der der Baum sich erst bewegt, wenn kein Mensch mehr im Gefahrenbereich ist. Wichtig ist vor allem die Ausrüstung, eine ausreichende Anbindehöhe der Zugseile am Baum und der Einsatz von Arbeitsmitteln mit ausreichender Leistungsfähigkeit – Zugkräfte. Und es muss eine klare Kommunikation zwischen Maschinenführer und Baumfäller geben. „Der Säger hat das Kommando“, macht Thoma deutlich. Eingesetzt wird das Königsbronner Verfahren vor allem an Waldrändern und Verkehrswegen beziehungsweise wenn der Baum eine starke Gewichtsverlagerung hat.

Baumkletterer: Gut 30 Meter über dem Waldboden ist der Baumkletterer im Baum und Robert Rasp von der gleichnamigen Baumpflegefirma aus Wiesau erläutert seine Arbeit. „Wo eine normale Fällung bei Pflege- oder Sanierungsarbeiten nicht möglich ist, kommt der Kletterer zum Einsatz“, sagt er. Das kann im bebauten Raum oder, wo es sehr eng ist, der Fall sein. Meistens geht es um die Pflege der Bäume, wenn der Kletterer kommt. Mit Steigeisen steigt er empor, ist an der Arbeitsstelle durch ein Kletterseil beziehungsweise seitlich durch kurze Sicherungsseile an zwei Stellen gesichert. Augenmaß und Zielsicherheit sind gefragt, wenn mit einer Zwistel ein Kletterseil hochgeschossen wird. Mit ihm wird über einen Abseilpoller, der an einem anderen Baum weiter unten angebracht ist, das abgesägte Baumgut zu Boden gelassen. Bis zu 100 Kilogramm schwer können die Stücke sein. „Es wird entweder mit einer kleinen Motorsäge oder einer sehr scharfen Handsäge gearbeitet“, erläutert Rasp.

Fräsen: Wie ein Roboter bewegt sich die selbstfahrende Wurzelstockfräse über den Waldboden. „Sie wird über Fernbedienung gesteuert“, sagt Julian Rasp. Sie ist nur knapp 90 Zentimeter breit und somit wendig und kompakt, passt selbst durch schmale Durchfahrten. „Außerdem werden so Schäden an angrenzenden Flächen vermieden“, erklärt er. Das anfallende Fräsmaterial wird gleich wieder verwertet und mit einem Schild auf der Rückseite der Fräse als Mulchschicht eingearbeitet. Gefräst werden kann bis zu einer Tiefe von maximal einem Meter, so Rasp.

Holzsortierung: Mehrere Stämme liegen nebeneinander aufgereiht da. An ihnen erklärt Forstingenieurin Rebekka Reichstein die wichtigsten Aspekte der Holzsortierung. Ist der Baum – meist bei Kiefern – bläulich verfärbt durch zu lange Lagerung? Ist der Stamm krumm, hatte viele Äste? „Bei einem Steilast ist davon auszugehen, dass der restliche Ast sehr tief im Stamm steckt“, sagt Reichstein. Ist der Baum von Weichfäule – durch einen Pilz hervorgerufen – befallen? Weist er viele Astbeulen auf, hat er Risse? „Dann ist er nicht so sägefähig“, erklärt sie. Auch von den Astnarben sollte so wenig wie möglich zu sehen sein. Insgesamt ist momentan die Eiche wertvoller als die Buche, bringt beim Sägewerk mehr Geld. Sie wird vor allem beim Möbelbau eingesetzt. Kiefer und Fichte werden eher als Bauholz verwendet, Fichte auch als Brennholz. Grundsätzlich rät sie dazu, das Holz nach der Fällung nicht zu lange zu lagern, um Schäden und Färbungen zu vermeiden.