Rund 80 Bäume an der Bahnlinie innerhalb von zwei Tagen weg - Anwohner von Kahlschlag entsetzt Die schnelle Fällung

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Jetzt ging es ganz schnell: In der vergangenen Woche befasste sich der Bauausschuss des Stadtrats mit dem Fällantrag der Bahn für rund 130 Bäume an der Bahnlinie Bayreuth nach Schnabelwaid. Jetzt sind etwa 80 Bäume schon gefällt. Innerhalb von zwei Tagen. Bei den Anwohnern speziell an der Nürnberger Straße herrscht Entsetzen über den Kahlschlag.

 
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Die Anwohner der Nürnberger Straße sind entsetzt vom Kahlschlag der Bahn am Bahndamm. Der musste sein. Aus Sicherheitsgründen. Die Stadt sagt. er wäre anders ausgefallen, wenn die Bahn in den vergangenen Jahrzehnten die Bäume regelmäßig gepflegt und beschnitten hätte. Foto: Andreas Harbach Foto: red

"Es ist niederschmetternd, das zu sehen", sagt Clemens Lukas, der mit seiner Familie an der Nürnberger Straße wohnt. "Alle Nachbarn sind entsetzt, dass so ein Kahlschlag möglich ist." Dadurch, dass die Bäume innerhalb kürzester Zeit abgesägt wurden, sei "das gedeihliche Nebeneinander von Bahn, Straße und Wohnen" gestört. "Wenn jetzt ein Schnellzug auf dem Bahndamm unterwegs ist, fühlt sich das für die Anwohner an, als würde er direkt am Haus vorbeifahren." Lukas sagt, das Entsetzen der Anwohner werde dadurch verstärkt, dass "die Bäume ganz offensichtlich in einem guten Zustand waren. Die Stämme sind ja noch zu sehen. Da war nichts faul". 

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Über Jahrzehnte keine Pflege

Dass es so aussieht an der Bahnlinie - allerdings auch nur auf einer Seite -, liege ganz einfach daran, dass die Bahn  über Jahrzehnte "ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen ist", sagt Wolfgang Riedel, der Leiter des Bayreuther Umweltamtes, auf Nachfrage unserer Zeitung. "Weil uns klar war, dass der Eingriff für die Anwohner erheblich sein wird. Weil es den Leuten, je länger sie dort wohnen, umso stärker auffallen wird", sagt Riedel, habe das Umweltamt über den Fällantrag auch nicht auf dem Verwaltungsweg entscheiden, sondern den Bauausschuss damit befasst. Der Beratung im Bauausschuss sei aber über ein knappes halbes Jahr Vorbereitung vorausgegangen. Alle Bäume seien untersucht und markiert worden. "Bis 1. Oktober hätte die Bahn ohnehin nichts machen dürfen, weil es da ein  Beseitigungsverbot gibt, zum Schutz der Singvögel."  

Sägen mit schwerem Gerät

Nachdem der Bescheid vorlag, bei dem auch die Vorgaben der Baumschutzverordnung mit einbezogen wurden, habe die Bahn mit schwerem Gerät losgelegt. Von der Straße aus wurden die Bäume mit einer Art Kran-Säge herausgenommen.

Beschluss mit Nachwirkung

Riedel sagt, der Beschluss der Stadträte habe dafür gesorgt, dass die Bahn bis Mitte nächsten Jahres ein Nachpflanzungskonzept vorlegen müsse. "Das muss dann abgestimmt und entsprechend umgesetzt werden", sagt der Leiter des Umweltamtes. Und das werde ebenso von der Behörde überwacht wie die zweite Auflage, die die Bahn von den Stadträten und der Stdtverwaltung mit auf den Weg bekommen hat: "Spätestens alle zwei Jahre muss die Bahn ihrer Pflegepflicht an den Bahndämmen nachkommen." Wäre das in der Vergangenheit passiert, hätte man nicht das jetzige Bild. "Das wird sich in Richtung Schnabelwaid auch fortsetzen. Die ganze Strecke entlang."

Keine neuen Bäume mehr

Wie Riedel sagt, geht er davon aus, dass an den Bahndämmen keine großen Bäume mehr wachsen werden. Zumindest nicht mehr so weit oben, dass von den Bäumen eine Gefahr für den Bahnverkehr ausgehen könne. "Also eher eine Begrünung durch Strauchwerk am Bahndamm und Bäume unten in der Nähe der Straße." Auch um zu vermeiden, dass es für den Bahnbetrieb tatsächlich gefährlich werden kann. Wenn die Bahn  in Zukunft kleinere Fällungen machen muss, dann werde das Umweltamt wieder auf dem Verwaltungsweg entscheiden. "Bei großen Maßnahmen machen wir es wieder so wie jetzt", sagt Riedel. Auf der anderen Seite des Bahndamms steht diese Entscheidung auch noch an.