Royales Familienfoto Hoodie und abgeschnittene Jeans – lässiger Vatertagsgruß für William

Theresa Schäfer

Bei „Trooping the Colour“ trug er noch Uniform, auf dem Foto zum britischen Vatertag sah man Prinz William in Hoodie und Baseball-Kappe. Was für ein Unterschied zu den Inszenierungen früherer Tage.

 
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Die Familie Wales auf dem Balkon von Buckingham Palace – in ihrem diesjährigen Foto zum Vatertag zeigten sie sich ganz anders. Foto: AFP/BENJAMIN CREMEL

Der Betrachter sieht sie nur von hinten. Arm im Arm, am Strand, Prinzessin Charlotte in der abgeschnittenen Jeans, die Jungs in Bermudas, Prinz William mit Hoodie und Basecap. Mit diesem Schnappschuss, aufgenommen von Prinzessin Kate an der Küste von Norfolk, grüßte die Familie Wales an diesem Sonntag, an dem Großbritannien den Vatertag feierte. Dazu der Post: „We love you, Papa. Happy Father’s Day“ – unterschrieben von „G, C & L“, also Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis, den drei Kindern des britischen Thronfolgerpaares.

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Direkt daneben auf der Instagramseite ein zweiter Post, mit dem William seinem Vater König Charles III. zum Vatertag gratulierte. Das Foto aus dem Jahr 1984 zeigt den damaligen Prinzen von Wales mit seinem Ältesten, der damals noch keine drei war – wenige Monate später kam Prinz Harry zur Welt. Vater und Sohn spielen mit einem Ball. Eine informelle Szene, aber welch ein Kontrast zum Bild der heutigen Wales’: Charles trägt einen Anzug mit Krawatte, sogar ein Einstecktuch.

König Charles wiederum erinnerte am Sonntag an seinen Vater, Prinz Philip, den Herzog von Edinburgh, der 2021 im hohen Alter von 99 Jahren starb. Der Buckingham Palace teilte auf X, ehemals Twitter, beinahe schon historisches Filmmaterial: Es zeigt einen ganz jungen Prinz Philip mit seinem Sohn, der damals noch ein blond gelocktes, pausbäckiges Kleinkind war. Auch der Prinzgemahl - stets formvollendet gekleidet, Anzug, Krawatte, die Haare akkurat gelegt.

Die drei Vatertagspostings sind nicht nur ein rührendes Kaleidoskop der britischen Royal Family, sie bieten auch einen spannenden Blick darauf, wie die Königsfamilie sich nach außen präsentieren will – und wie sich diese Präsentation im Laufe der Jahre verändert hat.

Das erste Familienfoto der jungen Prinzessin Elizabeth aus dem Jahr 1949 sieht noch aus wie im Fotostudio aufgenommen. Der wenige Monate alte Prinz Charles liegt auf einem Kissen zwischen seinen Eltern, Elizabeth hat die Beine in den perfekten „Duchess Slant“ gelegt: Die weiblichen Windsors schlagen die Beine nie übereinander, sondern kippen sie diagonal und legen höchstens die Knöchel übereinander. Hinter Mutter und Sohn steht Prinz Philip. Alles hochoffiziell – schließlich liegt hier der einstige König von Großbritannien auf dem bestickten Zierkissen.

Das erste Familienfoto gab die Richtung vor, auch spätere Fotos der Queen und ihrer Sippe hatten stets einen formellen Anstrich: Prinzessin Anne mit Spitzenkleidchen und Perlenkette, Prinz George mit Schlips und brav gescheitelt.

Queen Elizabeth II. mit ihren beiden älteren Kindern Prinz George und Prinzessin Anne im Jahr 1954. Foto: imago/IMAGO/Superstock/Marcus Adams

Und selbst bei scheinbar informellen Familienschnappschüssen aus dem Urlaub auf Schloss Balmoral in Schottland trägt die Queen ein Kostüm und Prinz Philip einen Anzug – auf der Picknickdecke!

Urlaub in Schottland: Queen Elizabeth II., Prinz Philip und die Kinder Prinzessin Anne, Prinz Andrew (als Baby) und Prinz Charles. Foto: AFP

Nicht viel anders als seine Mutter hielt es der Thronfolger. Auch die Familienfotos von Prinz Charles und Prinzessin Diana waren bis ins Detail durchgeplante, hochoffizielle Porträts. Im vergangenen Jahr kamen bei einer Auktion 14 Weihnachtskarten von Prinzessin Diana unter den Hammer. Sie stammten aus dem Nachlass des Designers Bill Pashley, der die Karten, die zuverlässig jedes Jahr in seinem Briefkasten lagen – bis zu Dianas Tod 1997 – sorgfältig aufgehoben hatte.

Diese Weihnachtskarten aus dem Hause Wales... Foto: Imago

Sie zeigen, wie sorgfältig diese Familienfotos inszeniert wurden: Oft sind die Brüder William und Harry im Partnerlook oder die Farbe von Dianas Blazer spiegelt sich in der Krawatte ihres Sohnes wieder. Die Hand des Thronfolgers ruht auf der Schulter seines Stammhalters – natürlich sieht anders aus.

... stammen aus dem Nachlass des Designers Bill Pashley. Foto: Imago/Cover Images

Prinz William und seine Frau Kate Middleton schlugen von vornherein einen neuen Ton an. Ihr erstes offizielles Familienfoto mit dem neugeborenen Prinzen George im Jahr 2013 war noch eine kleine Revolution: William und Kate sitzen auf einer Picknickdecke im Garten, Kate trägt ein 55-Euro-Sommerkleid und hält den Säugling George im Arm, Williams Hemdkragen ist offen, die Ärmel sind hochgekrempelt, dem Familienhund Lupo hängt die Zunge aus dem Maul. Ein Schnappschuss, aufgenommen von Kates Vater Michael Middleton.

Dieses Bild von Kate, William und dem kleinen George hatte Kates Vater aufgenommen. Foto: Michael Middleton/dpa

Damals reagierten vor allem offizielle Royalfotografen verschnupft. „Sie sehen aus, als ob sie mit einem Handy oder einer Kompaktkamera gemacht worden wären“, erklärte Fotograf Eddie Mullholland von der Zeitung „Daily Telegraph“. „Es wäre besser gewesen, man hätte das richtig gemacht - immerhin ist das die offizielle Vorstellung eines künftigen Königs.“ Doch nicht alle sahen in dem Bild einen unentschuldbaren Affront gegen die royalen Gepflogenheiten: „Ich glaube, William wird sämtlich königliche Traditionen brechen, und das ist der erste Schritt“, sagte der Promi-Fotograf Terry O’Neill. „Über ein offizielles, formales Bild schaut man einfach hinweg, man vergisst es schnell. An diese Bilder wird man sich erinnern.“

Später veröffentlichte der Kensington Palace meist Bilder, bei denen Kate selbst auf den Auslöser gedrückt hatte. Das vereinte gleich zwei Vorteile: Zum einen kamen so ungestellte, natürliche Bilder der Kinder George, Charlotte und Louis zustande, zum anderen brauchten die Wales keinen Fotografen in ihre gut gehütete Privatsphäre vorzulassen. Ein Umstand, der vor allem Prinz William gefallen dürfte, dem der frühe Tod seiner Mutter ein tiefes Misstrauen gegen Medien und Pressefotografen einimpfte.

In diesem Frühjahr, als Prinzessin Kate mitten in ihrem Kampf gegen den Krebs steckte, die Öffentlichkeit davon aber noch nichts wusste, flog den Wales das „Selbermachen“ allerdings ordentlich um die Ohren: Zum britischen Muttertag hatte der Kensington Palace ein Foto von Kate und ihren Kindern veröffentlicht, das mehrere Nachrichtenagenturen kurz darauf aber wegen Bildmanipulationen zurückzogen. Kate hatte daraufhin die Verantwortung dafür übernommen und erklärt, „wie viele Amateurfotografen“ mit Bildbearbeitungsprogrammen experimentiert und es dabei übertrieben zu haben.

In all den Jahren ließen William und Kate nur wenige Fotografen an sich und die Kinder heran: Matt Porteus zum Beispiel oder Millie Pilkington. Auch deren professionelle Fotos passen in die Gesamtbildsprache: So entspannt und natürlich wie möglich. Louis in der Schubkarre, Charlotte mit der Familienhündin Orla. Denn so spontan und informell die Fotos aus dem Hause Wales wirken – natürlich steckt auch in ihnen jede Menge Inszenierung und eine Botschaft. Wie die lautet? „Schaut her, wir sind wie ihr!“ Samt Hoodie und Baseball-Kappe.