"Wir haben die Messlatte ziemlich hoch gelegt"
Für Roxy Music wird das achte und letzte Studioalbum "Avalon" mit der Hitsingle "More Than This" das erfolgreichste Werk. Vom anfänglich progressiven, teils pompösen Rock 'n' Roll-Sound haben sich Roxy Music zu einer stylishen Popgruppe entwickelt, die zum Vorbild für spätere Erfolgsbands der New Wave und New Romantic wird, darunter Duran Duran, Spandau Ballet oder Human League. Die Band reformiert sich später mehrfach. 2022 feiern Roxy Music das 50. Jubiläum mit einer kurzen Tournee.
Den Musikstil führt Ferry auf seinem Soloalbum "Boys and Girls" fort. "Weil "Avalon" so ein großer Erfolg für mich, die Band und alle Beteiligten war, haben wir den Druck verspürt, etwas noch Besseres zu schaffen. Wir hatten die Messlatte ziemlich hoch gelegt", sagt Ferry. Die Single "Slave To Love" wird ein Welthit. "Und ich denke, das hat mir die Türen für alles andere geöffnet."
Ferry: "Ich liebe es, Musik zu konstruieren."
16 Studioalben, dazu acht mit Roxy Music, hat Ferry aufgenommen. Sein typischer, eleganter Pop-Sound ist letztmalig 2014 auf "Avonmore" zu hören. Er probiert vieles aus. So arrangiert er für "The Jazz Age" Solo- und Roxy-Music-Songs im Stil der 20er Jahre neu, ohne einen einzigen Ton zu singen.
Auf seinem jüngsten Album "Loose Talk" kommt seine Stimme ebenfalls kaum zum Einsatz. Die Künstlerin Amelia Barratt spricht die Texte, er liefert die Begleitmusik. Es hat den Anschein, als habe Bryan Ferry mit dem Singen abgeschlossen. "Ich habe einfach das Gefühl, dass ich schon so viel gesungen habe", sagt er im dpa-Gespräch.
"Ich möchte mich lieber auf den anderen Teil der Musik fokussieren. Das Singen war für mich – seltsamerweise – immer nur ein kleiner Teil davon. Bei den meisten Platten, die ich gemacht habe, war das wie bei einem Eisberg: Das Singen war nur die Spitze, und der ganze Rest war das Musikmachen. Ich liebe es, Musik zu konstruieren. Das fasziniert mich endlos."