Robben: "Es zählt nicht" WM-Spiel um Platz 3: Kein Ehrgeiz, nirgends

Von Ulrika John und Florian Lütticke,

Die Seleção kämpft um ihre Würde, den Niederländern ist ihr letztes WM-Spiel (heute, 22 Uhr MESZ/ZDF) eigentlich egal.

 
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 Foto: red

„Wir haben jetzt alles beweint, was es zu beweinen gab. Und jetzt versuchen wir, die Partie zu gewinnen“, meinte Brasiliens verletzter Superstar Neymar zur Begegnung in Brasilia um den bedeutungslosen dritten Platz. „Oranje“-Flügelflitzer Arjen Robben schimpfte indes: „Es zählt nicht. Es geht bei der WM nur um eine Sache, und das ist der Pokal.“

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Nach dem blamablen 1:7 gegen Deutschland hat sich die Seleção zwar öffentlich entschuldigt. Einigermaßen verzeihen werden die fußballverrückten Brasilianer aber wohl nur, wenn der Rekord-Weltmeister wenigstens noch die Niederlande schlägt. Den Unterschied zwischen Rang drei und vier machen übrigens auch zusätzliche 1,5 Millionen Euro Preisgeld aus.

„Ein Spiel, das wir nicht spielen wollten“, nennt Brasiliens Stürmer Hulk die Partie. Sein Mitspieler Dani Alves gab zu, dass er keine große Lust auf das Spiel um die Bronzemedaillen hat: „Ich habe immer um erste Plätze gekämpft. Und wenn ich das nicht kann, ziehe ich es vor, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen“, sagte der Profi vom FC Barcelona, der allerdings seinen Stammplatz verloren hat.

Für Bondscach Louis van Gaal (zu Manchester United) wird es ebenso ein Abschiedsspiel wie für Gastgeber-Trainer Luiz Felipe Scolari (Vertragsende). Es gilt als beschlossene Sache, dass der Chefcoach der Weltmeister-Mannschaft von 2002 seinen Hut nehmen muss. Und auch für die goldene, ungekrönte Generation um Robben droht das Spiel der Schlusspunkt einer Ära ohne WM-Titel zu werden. „Ich hoffe, dass ich noch eine machen kann“, sagte Wesley Sneijder mit Blick auf die WM 2018 in Russland. „Aber es wird immer schwieriger.“ Beim nächsten Weltturnier wäre das illustre Angriffstrio Robben, Sneijder und Robin van Persie ebenso 34 Jahre alt wie der Edeljoker Klaas-Jan Huntelaar.

Theoretisch wäre für die Brasilianer die Begegnung um den dritten Platz auch eine Revanche für das Viertelfinal-Aus gegen „Oranje“ in Südafrika 2010 – aber in einem solchen Spiel? Der 65-jährige Scolari erklärte die Begegnung um den Trostpreis freilich zum neuen Traum, den die Seleção habe: „Wir wollen das Turnier wenigstens als Dritter beenden.“

Neymar weiß nur zu gut, dass die Begegnung auch eine Chance zur Schadensbegrenzung ist. „Es war ein gewöhnlicher Fußball, nicht der Fußball einer brasilianischen Auswahl, der besser ist und alle begeistert“, meinte er selbstkritisch. Man müsse jetzt die Begegnung gegen die Niederlande angehen, „als ob es ein Endspiel wäre, und diese WM lächelnd beenden“.

Beim WM-Zweiten von 2010 erklärte der Schalker Angreifer Huntelaar: „Ich will das Turnier gut abschließen und Dritter werden und nicht Vierter.“ Er hofft nach bislang drei Kurzeinsätzen auf eine Chance, sein Können zu beweisen.