Der Beifallssturm nach den ersten beiden Aufzügen und am Ende der ersten wiederaufgenommenen „Götterdämmerung“ war enorm. Und er hatte viele Gründe. Allein die Begeisterung über Simone Youngs Dirigat und über die derzeit weltweit beste Brünnhilde Catherine Foster wären gute Gründe. Die eine führt sicher, zügig und mit Sinn für atmosphärische Details, durch die Höhen und Tiefen der Partitur, macht die Orchesterpassagen zum puren Genuss und aus dem Zusammenspiel mit den Protagonisten auch ihrerseits packendes Klangtheater. Und eine Brünnhilde, die so frei und durchdringend, mühelos aufbäumend und dann wieder gezügelt ist, kriegt man - ganz wie es sich gehört - wohl auch nur hier. Ohne Konditionsprobleme verausgabt sie sich (auch) für ihre (nach „Walküre“ und „Siegfried“) dritte aktuelle Ring-Brünnhilde. Außerdem hat sie sich sichtbar und mit Gewinn auf das Konzept von Valentin Schwarz eingelassen. Sie steuert nicht nur vokal ihren Teil bei, sondern verkörpert diese Figur mit Haut Haaren bzw. mit Stimme, Mimik und Körper. Überhaupt sind hier singende Darsteller mit erheblichem schauspielerischen Potenzial am Werke. Und das wirkt auch auf dessen szenische Überzeugungskraft zurück. Allerdings nicht für jeden im Saal. Es scheint gerade beim „Ring“ für manche Zuschauer zum immateriellen Kulturerbe zu gehören, die Regieteams auszubuhen. Aber der Jubel, der nach jedem Vorhang in den vier Ringtagen für die Protagonisten und die Dirigentin losbrach, ging für die meisten auch mit einer packenden, im Detail intensivierten Personenregie einher, die zum Teil Thrillerqualitäten erreicht, wenn man sich auf die Geschichte von gleich mehreren verlorenen Generationen einlässt, wie sie Schwarz erzählt. Auch da, wo er die Biografien weiter oder anders als gewohnt erzählt. Über das Konzept kann man geteilter Meinung sein. Mangelnde Arbeit mit seinen Protagonisten und am Stück kann man dem Team aber wirklich nicht vorwerfen.