Albrecht: Da ist noch alles offen. Dieses Jahr sind wir ja auch erst durch den Verzicht vor uns liegender Teams nachgerückt. Jetzt geht es aber erst einmal darum, wann die kommende Saison startet, und mit Zuschauern oder ohne. Es gibt so viele Fragezeichen für die BBL, da kann ich mir nicht vorstellen, wie es international aussehen soll mit Reisebeschränkungen und unterschiedlichen Verläufen der Pandemie in den verschiedenen Ländern. Der Fokus liegt auf der Bundesliga und dem Überleben der Organisation. Da geht es auch darum: Was können Sponsoren leisten?
Diese Gespräche dürften sich in der aktuellen Lage ohnehin schwierig gestalten.
Albrecht: Wir arbeiten mit den Sponsoren an einer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und wollen uns einer Planung annähern, wie wir uns vom Budget aufstellen. Aber wie wir es auch hin und her rechnen, Geisterspiele für einen Großteil der Saison wären nicht darstellbar. Wir leben vom Event in der Halle. Deshalb ist unsere Position auch klar, dass wir einen möglichst späten Start Richtung Dezember wollen und nicht mehrere Monate mit Geisterspielen.
Sind die Auswirkungen auf Medi Bayreuth schon absehbar, nachdem Brose angekündigt hat, seine weltweiten Sponsoring-Aktivitäten deutlich zu reduzieren?
Albrecht: Dass Brose in Bamberg als Gesellschafter aussteigt, ist erst einmal Bamberg spezifisch. Klar ist aber auch, dass Brose ebenfalls von der Krise massiv betroffen ist. Unser Vertrag läuft Ende Juni aus, und ich hoffe, dass uns Brose als Sponsor erhalten bleibt. Da bin ich jedoch positiv.
Gleich sechs BBL-Klubs haben vorsorglich auch eine ProA-Lizenz beantragt. Gehört Medi Bayreuth dazu?
Albrecht: Nein, unsere Konzentration gilt rein der Bundesliga. Bis zum 15. April musste diesmal nur ein formloser Antrag gestellt werden, weil es einfach nicht möglich war, unter den derzeitigen Bedingungen eine solide Planung abzugeben, auf der basierend die Lizenz für die neue Saison erteilt wird. Zudem ist momentan noch nicht klar, wie die Lizenzkriterien für die neue Saison, pandemiebedingt, aussehen werden. Bis Stichtag 31. Mai hat die Liga aufgefordert, eine gewisse Szenarienplanung abzugeben. In den nächsten Wochen werden sämtliche Lizenzauflagen wie zum Beispiel Mindestetat oder Jugendförderrichtlinie, Personalausstattung et cetera diskutiert. Hoffentlich sind wir in vier bis acht Wochen schlauer.
In der DEL müssen die Klubs als Folge der Corona-Krise für eine Lizenzerteilung die Spielergehälter um 25 Prozent reduzieren. Ist so etwas auch für die BBL denkbar?
Albrecht: Im Austausch unter den Klubs werden wir eine Lösung finden müssen, die für potenzielle Geisterspiele das Risiko der Gehälter abdeckt. Bei allen Klubs wird das Budget nach unten gehen, und das wird auch nicht an den Spielergehältern vorübergehen. Ob eine zentrale Lösung das Allheilmittel ist oder eine individuelle besser, muss man sehen. Die Liga-Geschäftsführung steht auch im Austausch mit der DEL, DFL und HBL, man lernt voneinander. In der laufenden Saison haben sich viele beim Thema Verzicht schon sehr kooperativ gezeigt. Bayreuth ist ein gutes Beispiel dafür.
Muss man dann jetzt vielleicht einmal mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen?
Albrecht: Da muss man sehen, wie wettbewerbsfähig man ist und wie tief der Kader besetzt sein muss. Wir wollen unsere Talente, die das Potenzial für die erste Mannschaft haben, nicht verheizen und ihnen eine Plattform bieten, sich behutsam zu entwickeln. Wir werden aber verstärkt auf junge Spieler setzen müssen – ob jetzt aus dem eigenen Nachwuchs oder von außerhalb. Das kann auch eine Chance sein. Ziel ist immer, eine wettbewerbsfähige Mannschaft ins Rennen zu schicken.
Einen Vertrag für die kommende Saison besitzen nur Bastian Doreth und Lukas Meisner.
Albrecht: Das stimmt. Alle anderen Profiverträge sind aufgelöst oder laufen Ende Mai aus. Bei Lukas Meisner gibt es bis Mitte Juni eine beiderseitige Ausstiegsoption.
Gerade er dürfte mit seinen starken Leistungen die Begehrlichkeiten anderer Teams geweckt haben...
Albrecht: Davon ist auszugehen. Aber auch das ist ein Blick in die Glaskugel. Im Moment ist die Nachfrage auf dem Markt relativ spärlich. Für ihn wäre es vielleicht sinnvoll, in Bayreuth zu bleiben. Ich weiß, dass er sich hier sehr wohlfühlt. Wir würden ihn jedenfalls gerne weiter bei uns sehen. Das gilt auch für Andi Seiferth. Wir wären hier gerne schon weiter, es ist aber auch ein Vorteil, keine durchlaufenden Verträge bedienen zu müssen.
Wie sehen jetzt die nächsten Etappen aus?
Albrecht: Momentan die Gespräche mit den Sponsoren, um eine Einschätzung zum Budget zusammenzubekommen. Bis August sind wir abgesichert, dann brauchen wir frisches Geld. In den nächsten Wochen brauchen wir von der Liga einen Spielplan und die Lizenzkriterien, und dann kann es an die Kaderzusammenstellung gehen. Vor allem brauchen wir wirtschaftlich Klarheit.
INFO:Liebe Leser, haben Sie Fragen, die wir noch nicht gestellt haben – zur wirtschaftlichen Lage bei Medi Bayreuth, zum künftigen Kader, zur Infrastruktur? Dann bitte raus damit! Schreiben Sie uns an sportredaktion@kurier.de. Wir konfrontieren die Medi-Verantwortlichen damit und veröffentlichen Fragen und Antworten in unserer Zeitung.