Rentnermord: Prozess beginnt nächste Woche

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Das Haus des ermordeten Bayreuthers Friedrich K. kurz nach dem Verbrechen am 12. März 2017. Archivfoto: Eric Waha Foto: red

Zwei mögliche Täter, kein Zeugen, nur Indizien: Vor dem Bayreuther Landgericht beginnt nächste Woche der Prozess gegen zwei Männer, die an Ostern vergangenen Jahres den 88-jährigen Rentner Friedrich Kuhn ausgeraubt und ermordet haben sollen.

 
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Ein rätselhaftes Telefonat wird im dem Mordprozess eine entscheidende Rolle spielen. In gebrochenem Deutsch sagt eine Männerstimme: „Alter Mann ist überfallen! Bitte! Schnell! Ich weiß das.“ Der Anruf kam aus einer Telefonzelle aus Crailsheim. War es ein Mitwisser – oder einer der Täter? Noch ist nicht eindeutig, zu wem diese Stimme gehört.

Staatsanwalt muss beweisen, wer am Tatort war

Anton S. (35) hat in Crailsheim gewohnt, ihn hat die Polizei erst heuer verhaftet. Und er schweigt. Firat T. (36) aus Königsbrunn bei Augsburg sitzt schon seit vergangenem Jahr in Haft. Er machte zwar eine Aussage, aber seitdem schweigt auch er. „Denn die Linie ist klar“, sagt sein Verteidiger Stephan Lucas, „es wird ein reiner Indizien-Prozess“. Der Staatsanwalt müsse nahtlos beweisen, wer am Tatort war. „Er wird sich schwer tun“, sagt Lucas. Und der einzige Zeuge ist tot.

Der Rentner Friedrich Kuhn wurde in seinem Haus in der Innstraße zusammengeschlagen und so schwer verletzt, dass er zwei Tage später im Klinikum verstarb. Bei der Obduktion waren eine Hirnblutung und mehrere Knochenbrüche zu sehen.

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In der Sonderkommision (Soko) Inn suchten 30 Beamte nach Spuren. Eine davon war die sogenannte Wasserwerker-Spur: Die Täter gaben sich wohl als Mitarbeiter der Wasserwerke aus, um sich Zugang zu Wohnungen zu verschaffen. Firat T. und Anton S. haben den Ermittlungen zufolge öfter mit diesem Trick Rentner bestohlen. Das Haus des Bayreuther Rentners durchwühlten sie, die gestohlenen Wertsachen sind nicht wieder aufgetaucht.

Ein anderes rätselhaftes Indiz ist eine DNA-Spur, die im Haus in der Innstraße gefunden wurde, in dem Beamte noch etwa 1000 Spuren gesichert hatten. Sie führte zu Firat T. „Aber eine solche Spur kann nicht belegen, dass er am Tatort war“, sagt Verteidiger Lucas. Sie könne „durch zig Möglichkeiten“ dorthin gelangt sein.

Verteidiger geht von Verhandlungsmarathon aus

Inzwischen sind die Ermittlungsakten auf 20 Ordner angewachsen. Verteidiger Lucas rechnet mit „mehreren Dutzend Tagen“ Dauer und dass unter Umständen „mehrere Gutachter“ nötig sein könnten.

Der Fall lief in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“, eine Belohnung von 10.000 Euro wurde ausgesetzt, es gab 680 Vernehmungen haben Beamte gesagt, es hat laut Pressemitteilung der Polizei „viele Hausdurchsuchungen“ gegeben, bis die zwei Männer verhaftet wurden. Beide sind Familienväter, beide sind vorbestraft. Firat T., ein kräftiger Sportler, hat seine Unschuld beteuert. Anton S. schweigt nach Informationen des Kuriers. Ihnen droht lebenslange Haft.

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