Real-Verkauf rückt näher Vertrag ist unterschriftsreif - Schließungen drohen

Von Holger Mehlig, Simon Sachseder und Erich Reimann

DÜSSELDORF/BAYREUTH/KULMBACH. Der Verkauf der Supermarktkette Real rückt in greifbare Nähe. Real-Märkte gibt es in Oberfranken in Bayreuth, Kulmbach, Bamberg, Coburg und Kronach. Der Real-Mutterkonzern Metro hat sich mit einem Konsortium um den Finanzinvestor SCP und den Immobilieninvestor X-Bricks grundsätzlich über den Verkauf seiner angeschlagenen Supermarkttochter geeinigt, wie er am frühen Dienstagmorgen mittelte. Einzelne offene Punkte würden jedoch noch verhandelt.

 
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„Die Unterzeichnung des Unternehmenskaufvertrages soll in den kommenden Tagen erfolgen“, schrieb Metro-Chef Olaf Koch in einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Real, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Nach dem Verkauf soll die Supermarktkette mit 277 Märkten und rund 34 000 Beschäftigten zerschlagen werden. Zwar wollen die Käufer einen „Kern von mindestens 50 Real-Märkten“ für mindestens 24 Monate weiterbetreiben, wie Koch schreibt. Der größte Teil der Filialen soll jedoch an andere Händler wie Edeka oder Kaufland verkauft werden. „Die neuen Betreiber werden verpflichtet, die Real-Mitarbeiter auf der jeweiligen Fläche zu übernehmen“, versprach Koch in seinem Brief. Einer Reihe von Standorten ohne überzeugende wirtschaftliche Perspektive droht allerdings die Schließung. Die Käufer gingen aber davon aus, „dass die Zahl der zu schließenden Standorte unter 30 liegen wird“, schrieb Koch. Wo es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, soll Koch zufolge eine bereits Ende vergangenen Jahres abgeschlossene Betriebsvereinbarung soziale Härten mildern. Sie sieht nach früheren Angaben des Betriebsrats Abfindungen von maximal 12 bis 14 Monatsgehältern vor.

Real könne in heutiger Form nicht fortgeführt werden

Die weitgehend ausgehandelte Vereinbarung zwischen der Metro und dem Konsortium sieht nach Angaben des Handelsriesen eine Veräußerung von Real als Ganzes zu einem Unternehmenswert von etwa einer Milliarde Euro vor. Metro erwarte einen Nettomittelzufluss von etwa 300 Millionen Euro. Das sind rund 200 Millionen Euro weniger als noch vor einigen Monaten erhofft. Zusammen mit dem Erlös aus dem Verkauf des Mehrheitsanteils am chinesischen Metro-Geschäft erwartet der Konzern weiterhin mehr als 1,5 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse nach den Transaktionskosten.

Koch betonte, die Metro habe in den letzten Jahren „unzählige Bemühungen unternommen“, um das Geschäftsmodell von Real auf neue Beine zu stellen. Doch sei es nicht gelungen, die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Supermarktkette zu verbessern. Real könne deshalb in der heutigen Form nicht fortgeführt werden.

Die Supermarktkette war zuletzt das Sorgenkind bei dem Düsseldorfer Handelsriesen und hatte im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen bei der Metro gesorgt. Die Metro hatte bereits 2018 angekündigt, die Supermarktkette abgeben zu wollen, um sich ganz auf das Großhandelsgeschäft mit Gastronomen und kleinen Händlern konzentrieren zu können. Doch erwies sich der Verkaufsprozess als deutlich schwieriger als erwartet. Mit großen Hoffnungen begonnene, exklusive Verhandlungen mit dem Immobilieninvestor Redos scheiterten.

Bei der nun in greifbare Nähe gerückten Einigung steht die Genehmigung durch die zuständigen Gremien auf beiden Seiten noch aus. Zudem müssten die Kartell- und Aufsichtsbehörden dem Vollzug noch zustimmen.