Rauch über Heroldsreuth Feuerwehraktionswoche weckt schlimme Erinnerungen

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PEGNITZ. Im Zuge der Feuerwehraktionswoche veranstalteten die Wehren des Landkreises eine Übung. Insgesamt elf Feuerwehren – darunter zwei aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach – nahmen daran teil. Fast 4000 Meter Schlauch wurden dabei verlegt, um einen fiktiven Brand in Heroldsreuth zu löschen. Der Ort ist vielen Feuerwehrleuten noch in Erinnerung. Denn hier kämpften die Wehren bereits vor 17 Jahren, am 24. Juni 2002, mit dem Feuer – nur damals brannte tatsächlich der Stall des Fischlhofs in Heroldsreuth.

 
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„Das Ganze hat dort stattgefunden, weil es auf dem Gelände nur eine Wasserleitung und einen Löschteich gibt“, erklärt Kreisbrandmeister Daniel Failner, „vor 17 Jahren hat es dort gebrannt, da mussten lange Schlauchleitungen verlegt werden. Das wollten wir üben.“ Zudem befindet sich dort ein Löschteich, der über die Jahre ausgetrocknet, zugewuchert und verschlammt war. Dieser wurde im Vorfeld von der Stadt freigeräumt und der Schlamm ausgehoben.

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„Der Teich war sehr verwildert“, sagt Bürgermeister Uwe Raab, der die Übung vor Ort beobachtet hat, „durch die Trockenheit war dort kein Wasser mehr drin. Das konnten wir so nicht lassen.“ Neben der Übung sollte nun auch der Teich wieder mit Wasser aufgefüllt werden. Raab weiter: „Über den Feuerwehrbedarfsplan wissen wir, dass wir in Heroldsreuth ein Löschwasserproblem haben. Deswegen wird auch zukünftig in Hainbronn ein wasserführendes Fahrzeug stationiert.“

Vier Kilometer Schlauch gelegt

Das Hauptaugenmerk der Feuerwehr lag trotzdem auf dem fiktiven Brand im Stall. Fast zwei Jahrzehnte später kehrte die Feuerwehr zurück und probte den Ernstfall. Da es in Heroldsreuth nur eine Wasserleitung gebe, sei es wichtig, in kürzester Zeit eine lange Leitung legen zu können. Fast vier Kilometer Schlauch kamen zum Einsatz. „Wir haben das Wasser aus der Pegnitz Richtung Heroldsreuth gepumpt“, erklärt Daniel Failner.

Gegen 19.20 Uhr am Dienstagabend wurden die Wehren alarmiert und waren innerhalb kürzester Zeit auf dem Hof. Insgesamt 162 Feuerwehrleute, zehn Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), 27 Fahrzeuge der Feuerwehr und zwei des BRK waren im Einsatz.

Erinnerungen werden wach

Durch den großen Einsatz wurde die Familie Strobl, deren Stall damals brannte, an den Brand vor 17 Jahren erinnert, erklärt Rosa Strobl: „Unsere Schwiegertochter hatte Tränen in den Augen. Wir waren ja alle beim Brand vor Ort dabei und haben alles mitbekommen.“ So erinnert sich das Ehepaar Rosa und Josef Strobl noch genau an das verheerende Feuer.

Ein Blitz schlug damals durch das Dach des Stalls. Durch die lang anhaltende Hitze und Trockenheit fing dieser sofort Feuer. Die Familie versucht die untergebrachten Tiere zu retten. Für eine Kuh, ein Jung-Rind, vier Kälber und sechs Schweine kam jede Hilfe zu spät. Sie starben direkt durch das Feuer oder mussten durch die starken Verbrennungen am Körper notgeschlachtet werden. Die restlichen Tiere wurden auf sechs verschiedene Bauern aufgeteilt. Erst Anfang November 2002 kamen die Tiere wieder nach Heroldsreuth.

Der Schock sitzt tief

„Die Feuerwehr hatte lange mit dem Brand zu kämpfen“, erinnert sich Josef Strobl, „eine ganze Scheune war voll mit Heu. Das hat ständig nachgebrannt. Die Wehren waren noch Tage danach bei uns auf dem Hof.“ Durch den Brand verlor die Familie einen Stall, eine Scheune und ein kleineres Haus, das zu nahe am Brand stand und durch Trümmerteile zu brennen anfing.

Durch die schnelle und unbürokratische Hilfe aller Beteiligten – Bürgermeister, Baufirmen, Freunde und Verwandte – konnte die Familie die schwere Zeit überstehen und sogar binnen weniger Monate einen neuen Stall bauen – dieses Mal mit einem größeren Sicherheitsabstand zu den restlichen Gebäuden. „Inzwischen haben wir Rauchmelder in den Gebäuden und das Heu und Tiere sind seitdem in unterschiedlichen Stallungen untergebracht“, erklärt Josef Strobl.

Obwohl so viele Jahre vergangen sind, sitze der Schock noch tief in den Knochen und man denke viel darüber nach. Für die Enkelkinder war es auf jeden Fall ein großes Spektakel. „Ich fand es gestern super cool“, sagt die sechsjährige Enkeltochter am darauffolgenden Tag, die das Ganze vom Fenster aus beobachtete, „Blaulicht, überall Wasser und so viele Feuerwehrleute. Das war aufregend.“