Die Liebe ist nur, in wörtlichem Sinn, eine Ein-Bildung. Sie ist, so heißt es am Abend, ein Mythos – aber aus diesem Mythos werden seit Tausenden von Jahren Epen gewoben. Eines dieser Epen heißt „Werther“ und gehört zu den großen Mythologien dessen, was man unter „Liebe“ verstehen kann. Werther: das ist in der „Schaulust“, also im Theatersaal der Universität, Tim Sokollek: der junge Mann, der von ihr, der Angebeteten (Annabelle Thierfelder als Lotte) nicht lassen kann. Die Liebe ist eine Seifenblase; eine der schönsten Szenen dieses konzentrierten Werther-Konzentrats ist ein Seifenblasenduett zwischen dem Mann und der Frau, die von den innersten Gedanken des Menschen, der neben ihr sitzt, nichts hört.