Darin steht derzeit zum Beispiel, dass eine Anomalie des Skelettsystems ein Qualzuchtmerkmal ist. „Dackel haben zwar sicherlich einen nicht normalen Körperbau. Aber nicht jeder Dackel bekommt automatisch eine Skeletterkrankung“, sagt Bach. Das Landwirtschaftsministerium hat inzwischen klar gemacht, dass es nicht darum gehen soll, pauschal einzelne Rassen zu verbieten. Vielmehr soll die „nicht-abschließende Liste an Symptomen“ Behörden helfen festzustellen, ob ein Tier Qualzuchtmerkmale aufweist.
Warnung vor Hundekauf über Kleinanzeigenportale
„Letztlich ist der Rassestandard, also das Ideal, das ein Tier einer bestimmten Rasse erfüllen soll, aber menschengemacht“, sagt Schmitz. In Deutschland legt der Verband der Deutschen Hundezüchter die Rassestandards fest. „Wenn man Qualzucht wirklich verhindern und zukünftig gesunde Hunde züchten will, müsste man sich also von den Rasseidealen verabschieden und akzeptieren, dass sich einige Rassen in ihrem Erscheinungsbild ändern“, sagt Schmitz.
Beim Hundezüchterverband ist man der Meinung, dass die dem Verband angeschlossenen Züchter auch bislang keine Qualzuchtmerkmale fördern. „Vor der Zucht werden beispielsweise Belastungstests und Gesundheitsuntersuchungen bei den Eltern gemacht“, sagt Verbandssprecher Bach. Er sieht das größte Problem ganz woanders: „90 Prozent der Hunde in Deutschland kommen nicht aus einer kontrollierten Zucht.“ Darunter seien verstärkt Hunderassen wie zum Beispiel die Bulldogge, bei denen Qualzuchtmerkmale ein Thema seien. „Hier gehen wir davon aus, dass 98 Prozent der Tiere eben nicht aus einer kontrollierten Zucht stammen“, sagt Bach.
Auch der Deutsche Tierschutzbund warnt davor, Hunde über Kleinanzeigenportale im Internet zu kaufen. Das Risiko, so ein Tier aus dem illegalen Handel zu erwerben, sei enorm. „Es werden hohe Summen im vierstelligen Bereich für Trendrassen mit Qualzucht-Merkmalen gezahlt, bei denen sich die Tiere nach ein paar Tagen oder auch Stunden als extrem krank erweisen“, sagt Tierschützerin Schmitz. Damit ein schärferes Gesetz mehr bewirken kann als bislang, braucht es Verbandssprecher Bach zufolge vor allem eins: eine verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung von Hunden in Deutschland, wie es sie in vielen anderen Ländern schon gebe.