"Protestgrillen" an Karfreitag Veranstaltung nie offiziell angemeldet - Bald könnte Schluss sein

Von Sebastian Fischer

Auch an diesem Karfreitag trafen sich Dutzende junge Menschen, um beim Heiligenstädter Pavillon zu feiern. Nächstes Jahr soll damit Schluss sein, sagt Bürgermeister Helmut Krämer.

 Foto: red

Jeden Karfreitag seit rund 15 Jahren bietet sich auf dem Zeltplatz neben dem Heiligenstädter Pavillon das gleiche Bild: Die Feuerstelle ist von jungen Menschen umlagert.

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Immer, wenn die Flammen nicht mehr ausreichen, die Kälte der Nacht zu vertreiben, schmeißt jemand von irgendwoher eine alte Holzpalette in das Feuer und hellgelbes Licht strahlt auf die Partygäste. Diese fischen mitgebrachtes Bier aus ihren Rucksäcken und erzählen sich alte Geschichten. Aus den Boxen der Autos daneben dringt abwechselnd Hip-Hop und Gitarrenmusik. Es ist eine fröhliche Party und zugleich eine, die in Heiligenstadt schon länger für Kontroversen sorgt. Immerhin passt sie so gar nicht zur Vorstellung von Karfreitag als stillem Feiertag, zumal sie den Meisten unter dem Namen „Protestgrillen“ bekannt ist.

60 Leute trotzen der Kälte

Hauptsächlich sind es ehemalige Schüler des Gymnasiums und der Realschule in Ebermannstadt, die hier schon ihre Karfreitagsnächte verbracht haben, als sie noch Teenager waren. Rund 60 von ihnen, mittlerweile meist zwischen Mitte und Ende 20, waren auch in diesem Jahr trotz der Kälte gekommen. Denn was einst als kleine, ironisch gemeinte Grillparty begann, entwickelte sich im Laufe weniger Jahre zu einer Veranstaltung, die für viele junge Menschen im Ebermannstädter Raum als Auftakt der sommerlichen Partysaison gilt.

Der Anfang war dabei so unspektakulär, dass sich heute keiner mehr zu erinnern scheint, ob das erste Protestgrillen 1997 oder 1998 stattgefunden hat. „Es war damals am Vormittag von Karfreitag und wir wussten nicht, was wir anstellen sollten“, erinnert sich einer der Initiatoren. „Also haben wir uns überlegt, was wohl die dümmstmögliche Idee wäre und sind darauf gekommen, ein Barbecue anlässlich Karfreitag zu veranstalten.“

Einfach verselbständigt

Daraufhin seien die elterlichen Kühltruhen geplündert und mit dem Heiligenstädter Pavillon der passende Ort gefunden worden. Das Ganze habe sich dann im Laufe der nächsten Jahre einfach verselbstständigt, erklärt ein anderer, der an dem Tag dabei war. Ihre Namen wollen die Protestgrillpioniere in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen. Denn aus den Gymnasiasten von damals sind inzwischen gestandene Geschäftsmänner geworden, die um ihren Ruf fürchten, auch wenn sie selbst schon seit Jahren nichts mehr mit der Veranstaltung zu tun haben.

Dass sie damit wahrscheinlich richtig liegen, merkt man schnell, wenn man Helmut Krämer, Heiligenstadts Bürgermeister, auf das alljährliche Fest anspricht. „Einige Leute haben sich schon gewaltig geärgert und uns darauf hingewiesen, was dort oben an Karfreitag los ist“, sagt Krämer. Das Wort „Protestgrillen“ sei auch zu ihm vorgedrungen und an Karfreitag halte er so etwas nicht für richtig.

Krankheitsbedingt musste der Bürgermeister in diesem Jahr seine Amtsgeschäfte in den Tagen vor Ostern ruhen lassen und konnte sich nicht um das Grillfest kümmern. Krämer sagt aber schon jetzt: „Nächstes Jahr werden wir den Pavillon und den Zeltplatz an Karfreitag sperren lassen!“ Es sei denn, so Krämer weiter, jemand melde die Veranstaltung offiziell an. Das sei bisher nie geschehen und einer der unschönen Aspekte an der Geschichte. Nicht nur koste die Benutzung des Zeltplatzes normalerweise Gebühr, man könne sich auch vorstellen, dass die 60 Leute ihre Notdurft im naheliegenden Wald verrichteten, wenn niemand da ist, der die Toiletten am Pavillon aufsperrt.


Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Dienstagsausgabe (2. April) des Kuriers.

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