Protestaktion in Bayreuth Festspiele sollen sich wegen Putin-Freund positionieren

Von Vanessa Lutz
Foto: red Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Der La-Spezia-Platz war am Donnerstagnachmittag bunt: Um die 50 Personen versammelten sich insgesamt, zum Teil mit Regenbogen-Flaggen, um nicht nur ein Zeichen zu setzen am Tag gegen Homophobie, sondern auch gegen ein Engagement mit Geschmäckle: Dirigent Valery Gergiev soll in diesem Jahr für die Bayreuther Festspiele engagiert werden.

 
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Ein Affront für viele, denn Gergiev äußerte sich mehrmals offen homophob, verglich in einem Interview Homosexualität sogar mit Pädophilie. „Angeblich hat Gergiev sich von diesen Äußerungen distanziert“, sagte Vorstandsmitglied der Partei Die Linke Bayreuth, Christin Stein, die dazu einen deutlichen Redebeitrag vortrug. „Liest man aber die Übersetzung, wird deutlich, dass es eine Relativierung und ein Bekenntnis zu Putin ist.“

Sie wirft „den Festspielen“ Ignoranz vor und geht noch weiter: Dadurch verbreite sich menschenverachtendes Gedankengut. „Gerechtfertigt wird dieses Vorgehen schon seit Jahrhunderten mit dem Genius des Künstlers.“ Sie fordere Kulturschaffende und Kulturinstitutionen auf, „Verantwortung zu übernehmen.“

„Selbstverständlich“ habe auch Gergiev ein Recht auf Meinungsfreiheit, sagte Stein. Trotzdem könne man nicht ignorieren, dass „er selbst dafür gesorgt hat, dass seine künstlerische Arbeit nicht von seinem politischen Engagement zu trennen ist.“ Großen Applaus erhielt Stein für ihre Rede von der Menge. Ein Statement von den Festspielen würde sie sich wünschen, sagte sie am Rande im Gespräch mit dem Kurier.

Mehrere Vertreter der Parteien Mut, die Linke und die Grünen hielten Reden, um auf die Lage von Homo- und Transsexuellen einzugehen. Laut Arno Pfaffenberger, Vorsitzender der Partei Mut Bayreuth, habe es im Jahr 2018 313 homo- und transfeindliche Straftaten gegeben.

Extra aus Nürnberg reiste für diesen Tag die transsexuelle Lehrkraft Andrea Bullmer an, um „ein Zeichen zu setzen“, wie sie sagte. Sie habe ihr Outing vor ihrer Familie im Jahr 2007 gehabt, 2008 vor ihren Schülern. „Jeder Mensch hat Menschenwürde, gleiche Rechte und Pflichten“, sagte sie.

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