Projekte im Ahorntal Statt Rathaus ein Bürgerzentrum?

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Florian Questel, erster grüner Bürgermeister in Oberfranken, will die unendliche Geschichte um den Neubau eines Rathauses im Ahorntal neu aufrollen. Und denkt daran, das Projekt als Bürgerzentrum zu nutzen. Wie andere Bürgermeister, kann auch er sich vorstellen, gegen die Kreisumlage zu klagen. Foto: Stefan Brand Quelle: Unbekannt

KIRCHAHORN. Gut sieben Wochen ist er jetzt im Amt. Er fühlt sich wohl, sagt Florian Questel, der erste grüne Bürgermeister in Oberfranken. Weil er überall offene Türen einrenne, weil ihn ausnahmslos alle unterstützen. Querbeet durch die politischen Lager. Zu tun habe er mehr als genug nach einer Phase, in der über Monate hinweg kaum etwas vorangehen konnte.

 
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Das Ankommen: Florian Questel (38) wirkt richtig aufgedreht, ist mitten drin in seinem neuen Element. Der Eindruck trügt nicht, er sagt: „Dieses Bürgermeisteramt macht mir richtig Spaß.“ Das hat Gründe. Der wichtigste: „Alle ziehen mit.“ Trotz der Vorgeschichte, die sich über Monate hinzog und die Kommune auch in die überregionalen Schlagzeilen brachte. Nicht unbedingt zu ihrem Vorteil.

„Ich kann mich wirklich nicht beschweren, das ist alles Vergangenheit“, so Questel. Sowohl die Mitarbeiter der Verwaltung wie auch die Gemeinderäte kämen ihm in jeder Beziehung entgegen – „vielleicht hat das auch mit dem eindeutigen Wahlergebnis zu tun“. Questel kam im Rennen mit seinem Kontrahenten Stephan Wickles bekanntlich auf knapp 72 Prozent der Stimmen. So recht verstehen kann er das nicht, was sich da so alles an Befindlichkeiten abgespielt hat in jüngster Zeit, „es läuft wirklich alles rund im Moment“. Er suche politische Wege in alle Lage und habe diese auch gefunden. Gerade auch bei Kontakten zur CSU, zu den Mandatsträgern in Bund und Land. Auch sonst habe er sich bei vielen Institutionen mit beachtlichem Widerhall vorgestellt, vom Landrat bis zu diversen Behörden. „Ich kann mich wirklich nicht beschweren“, sagt Questel. Denn damit wachse auch sein Netzwerk rasch. Auch in der lokalen Vereinswelt, „ich versuche, mich da überall einmal sehen zu lassen, wenn es die Terminlage zulässt“.

Nicht alles auf einmal

Bei den Vorhaben für das laufende Jahr könne man „nicht alles auf einmal machen, dazu ist zu vieles liegen geblieben“. Wie zum Beispiel der Bau eines Radwegs zwischen Kirchahorn und Volsbach, „das steht erst mal hintenan, da muss ich mich um Fördermittel kümmern“. Außerdem fehle es an Personal im Rathaus, wann der neue Geschäftsleitende Beamte seinen Dienst antreten kann, steht noch nicht fest. Wer es ist, will Questel noch nicht verraten. Auch sonst sind Neueinstellungen geplant. Dennoch müssten einige Projekte dringend vorangebracht werden.

Stichwort Körzendorf: Gleich zwei Vorhaben betreffen diesen Ortsteil. Da ist zum einen die unendliche Geschichte mit dem neuen Dorfgemeinschaftshaus. Das ist lange geplant, doch dazu muss erst einmal das ehemalige, mit Schadstoffen belastete Schulgebäude abgerissen werden. „Das wird kommen“, so Questel. Und möglichst parallel dazu wird auch die Neugestaltung des Dorfplatzes in Angriff genommen, dafür läuft im Moment die Ausschreibung – „wir versuchen, Teile des Abbruchmaterials dort unterzubringen, das spart Geld“. In beiden Fällen gebe es Angebote, die trotz ständig steigender Preise auf dem Baumarkt hoffen ließen – auf Endsummen, die unter der ursprünglichen Kalkulation liegen.

Wohl nicht in diesem Jahr

Weniger hoffnungsvoll ist Questel mit Blick auf den Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses. Dazu braucht es Fördermittel der EU. Die müssen neu beantragt werden. Eben, weil so einiges liegen blieb in der Vergangenheit. Für 2019 sieht der Bürgermeister da eher schwarz, aber bis 2021 „müssen wir fertig sein, weil es sonst gar keine Zuschüsse gibt“.

Stichwort neues Rathaus: Das alte Rathaus ist mit Schadstoffen belastet und damit nicht mehr benutzbar, dies zwang die Verwaltung in einen Container-Komplex am Ortsrand. Längst steht der Plan für ein neues Rathaus. Auch nach einem Bürgerbegehren, einem Ratsbegehren. Doch auch hier tat sich – zwangsläufig – in den vergangenen Monaten nichts mehr. Florian Questel geht nun mit einem ganz anderen Ansatz an das Thema heran: „Der Begriff neues Rathaus ist negativ belastet, ich könnte mir da eher ein Bürgerzentrum vorstellen. Mit Gemeindeverwaltung.“ Er meint damit nicht nur eine Begriffsänderung. Sondern ein neues Konzept.

Statt neuem Rathaus ein

Schließlich solle das Gebäude laut Plan unterkellert sein. „Das ist Totraum, da tut sich ja nichts“, so Questel.  Hier könnte Platz für Vereine, für Tanzgruppen, für „alles Mögliche“ geschaffen werden. Mit dem Architekten habe er schon gesprochen, auch mit einem Energieberater. Wie es genau weitergeht, kann Questel noch nicht sagen. „Da muss wieder eine Projektgruppe aus dem Gemeinderat ran“, sagt er. Die gibt es, sie müsse auch jetzt wieder den Anfang machen, „dann sehen wir weiter“. An einen Neubau 2019 glaubt Questel jedenfalls nicht, das „benötigt Zeit“. Sein Traum wäre ein neues Ahorntaler Zentrum, in das auch Schule, Kindergarten und Feuerwehr eingebunden sind.

Die Klage: Dass sich wie berichtet mehr als ein halbes Dutzend Bürgermeister im Landkreis mit dem Gedanken tragen, gegen den Kreisumlagebescheid zu klagen, kann Florian Questel nachvollziehen. Auch er wird „wahrscheinlich“ seinem Gemeinderat vorschlagen, diesen Schritt zu gehen.

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