Projekt in Kulmbach Tüftler retten, was zu retten ist

Detlef Zenk von der Abfallwirtschaft, Landrat, Klaus Peter Söllner, Koordinatorin Heike Söllner und Projektleiterin Antonia Beyerlein bekommen von Heinrich Bosch (mitte) gezeigt, wie eine Kaffeemaschine repariert werden kann. Foto: /Zeilmann

Bei einem Projekt der Gummi-Stiftung reparieren Ehrenamtliche in Kulmbach allerhand Elektronisches. Wenn es nach der Leiterin geht, soll es dabei nicht bleiben.

 
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Wenn Elektrogeräte kaputtgehen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man lässt sie vom Fachmann reparieren oder wirft sie gleich auf den Müll. Entscheidet man sich für ersteres, können solche Reparaturen schon mal recht teuer werden. Die Geschwister-Gummi-Stiftung möchte bei diesem Problem helfen und hat den TüftlerTreff ins Leben gerufen.

Die Idee: „Der Treff basiert auf der Idee des Repair-Cafe,“ erklärt Projektleiterin Antonia Beyerlein. Davon gebe es weltweit bereits knapp 2000 – in Kulmbach bisher noch nicht. Von Juni an können Leute ihre defekten Geräte zum Treff im Mehrgenerationenhaus in Kulmbach bringen. Der Clou daran, die Reparatur ist kostenlos. „Oft gehen Sachen nach Ablauf der Garantie kaputt. Und viele können sich dann eine Reparatur nicht leisten,“ erklärt Beyerlein die Idee dahinter. Ist man mit der Reparatur zufrieden, freue sich die Stiftung aber natürlich über eine Spende,“ ergänzt Elsbeth Oberhammer, Leiterin des Mehrgenerationenhauses. Aber auch der soziale Faktor soll bei den Treffen eine Rolle spielen. So sind die Besitzer der Geräte dazu eingeladen, unter der Anleitung der Tüftler „mitzubasteln“. Die Tüftler sind ausschließlich aus ehrenamtlichen Helfern.

Einer von ihnen ist Heinrich Bosch. Der pensionierte Radiotechniker kümmert sich vor allem um die Elektrokleingeräte. Für ihn ist das Reparieren solcher Geräten ein logischer Schritt. „Wenn ich daran denke, was auf Wertstoffhöfen alles rumliegt und weggeschmissen wird....“ Schon vor Jahren hat er sich so etwas für Kulmbach gewünscht. Dass es nun in Form des TüftlerTreff soweit ist, freut Bosch umso mehr. Daher musste er auch nicht lange überlegen, ob er sich als Tüftler engagieren möchte. „Das ist eine richtig gute Idee und daher freue ich mich auf die Aufgabe.“

So geht es: „Im Prinzip alles, was man zu uns tragen kann, können bei uns abgegeben werden,“ sagt Bayerlein. Dazu zählen Kaffeemaschinen, Mixer, Staubsauger, Eierkocher und andere elektronische Geräte. Sollten für ein Gerät Ersatzteile nötig sein, muss dafür der Besitzer aufkommen. Wie lang eine Reparatur dauert, hängt von dem Defekt ab. Sollte es ein kleiner Schaden sein, kann der Besitzer das Gerät wahrscheinlich schon am gleichen Tag wieder mitnehmen. Ist dies nicht der Fall, muss er es in der Werkstatt lassen. Natürlich kann es vorkommen, dass ein Teil nicht mehr zu retten ist. „Dann muss der Besitzer es wieder mitnehmen und sich selbst um die Entsorgung kümmern,“ erklärt Oberhammer.

Die Zukunft: Tüftler sollen künftig nicht nur Elektrogeräte bei dem Treff wieder auf Vordermann bringen. Wenn es nach Beyerlein geht, sollen auch Kleidungsstücke aufbereitet werden. „Wir haben auch eine Nähmaschine.“ Jedoch gebe es bist jetzt noch keinen, der diese Aufgabe übernehmen könne. Deswegen freue sie die Projektleiterin über weitere Ehrenamtliche, die sich beim Tüftler Treff engagieren wollen. „Jeder kann sich einbringen, der eine Fähigkeit hat.“ Es müssen auch nicht immer Fachkräfte sein, ergänzt sie. Vielmehr gehe es um Kreativität. Und wenn sich jemand etwas selbst beigebracht habe, eben wie Nähen oder andere Reparaturarbeiten, dann sei er willkommen.

Landrat Klaus Peter Söllner begeistert von der Idee. „Oft sind Sachen ja wegen Kleinigkeiten nicht mehr nutzbar.“ Der TüftlerTreff sei daher eine gute Gelegenheit, ausrangierten Sachen eine zweite Chance zu geben. Sollte das Projekt funktionieren, dann wäre das auch für die Abfallwirtschaft förderlich, da die Leute dann weniger wegwerfen. Ähnlich sieht es Heike Söllner vom Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement KoBe, die am Projekt beteiligt ist. „Mit der Idee der Nachhaltigkeit, kann man die Menschen begeistern.“ Daher sehe sie auch viel Potenzial im Tüftler Treff und denkt schon einen Schritt weiter. „Wenn das läuft, kann das weiterwachsen und in anderen Gemeinden des Landkreises auch stattfinden.“

Startschuss: Das erste Mal findet der TüftlerTreff am 24. Juni im Mehrgenerationenhaus in Kulmbach statt. Dann jeweils am letzten Freitag im Monat, von 14 bis 18 Uhr. Hier können die Besitzer ihre defekten Geräte abgeben. Die Tüftler können die Werkstatt am Mittwoch und Donnerstag von 8.30 bis 17 Uhr und am Freitag zwischen 8.30 und 12 Uhr nutzen.

So funktioniert es:

Hilfesuchende bringen Elektro-Kleingeräte wie Kaffeemaschinen, Mixer, Staubsauger oder Stehlampen in das Mehrgenerationenhaus. Nach einer ersten Inspektion kann Heinrich Bosch „grünes Licht“ für die Reparatur geben oder zunächst notwendige Ersatzteile bestellen. Gemeinsam mit dem Team aus Ehrenamtlichen, die ihr Wissen gerne an andere weitergeben, können die Besitzer an insgesamt drei Tagen in der Woche in der Werkstatt im Erdgeschoss „tüfteln“. Auch Aufträge sind möglich, wenn der Aufwand und die Kosten unverhältnismäßig hoch ausfallen würden.

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