Probleme für Bauunternehmer Den Straßenbauern geht der Asphalt aus

Von Christopher Michael
Auf oberfränkischen Straßen sieht die Situation bei der Versorgung mit Asphalt derzeit noch besser aus als in anderen Teilen des Freistaats. Alles hängt an der Versorgung mit dem Bindemittel Bitumen. Symbolfoto: Lino Mirgeler/dpa Quelle: Unbekannt

Der Brand in der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg nahe Ingolstadt liegt nun bereits über zwei Monate zurück. Die Folgen für die Bevölkerung sind aber weiterhin merklich spürbar. Jedoch nicht etwa durch eine etwaige Gesundheitsgefährdung oder einen Mangel an Treibstoffen – denn hier haben andere Raffinerien bereits ihre Kapazitäten erhöht – sondern bei der täglichen Fahrt zum Supermarkt oder zur Arbeit. Denn vielerorts wird der Asphalt knapp. In Oberfranken hält sich das Problem allerdings noch in Grenzen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

VOHBURG /BAYREUTH.

Bayerns Bauunternehmen geht der Asphalt aus. Schon kurz nach dem Brand hatte der Deutsche Asphaltverband (DAV) vor schwerwiegenden Versorgungslücken im bayerischen Straßenbau gewarnt. Denn Bayernoil beliefert laut einer Mitteilung des Verbands vor allem den süddeutschen Raum mit dem für die Asphaltherstellung wichtigen Bitumen. „Die Situation hat sich seit September nicht merklich gebessert“, sagt Bernd Hinrichs, Presseprecher des DAV auf Anfrage unserer Zeitung.

Baustellen vorausschauend planen

Der Brand in der Bayernoil-Raffinerie ist deshalb besonders dramatisch für die Bauunternehmer, da in Vohburg vor allem Bitumen produziert wird. Das ist als Bindemittel ein wichtiger Bestandteil bei der Asphaltproduktion. Nach Ansicht des DAV, der sich wiederum auf Bayernoil beruft, wird die Produktion von Bitumen auf Monate nicht möglich sein.

„Der Beschaffungsmarkt ist wegen des Brandes im Produktionswerk angespannt“, bestätigt auch ein Sprecher des Bauunternehmens Max Bögl, das mit rund 6500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 1,7 Milliarden Euro zu den größten Bau-, Technologie- und Dienstleistungsunternehmen der deutschen Bauindustrie zählt. „In dieser Situation muss man Baustellen noch vorausschauender planen“, erklärt er. Außerdem müsse das Unternehmen Bitumen für Bauprojekte frühzeitig bestellen.

Große Baustellen in der Region

Nach Angaben des Asphaltverbands können mit dem in der Vohburger Raffinerie hergestellten Bitumen mehr als acht Millionen Tonnen Asphalt produziert werden. Der Unfall habe sich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt ereignet, heißt es in der Mitteilung. Schließlich stehen besonders im Herbst noch viele Baumaßnahmen an. Denn Bund, Länder und vor allem Kommunen wollen da wichtige Bauabschnitte noch vor der Wintersaison fertigstellen.

Lieferengpässe beim Asphalt hat auch die Hofer Firma AS-Bau zu verzeichnen. Auch wenn Geschäftsführer Thomas Dick die derzeit nicht auf den Raffineriebrand zurückführen kann, sondern eher auf die großen Autobahnbaustellen in der Region. Ungeachtet davon ist aber auch sein Unternehmen zumindest indirekt vom Bayernoil-Desaster betroffen. „Alle Asphaltmischanlagen, mit denen wir zusammenarbeiten haben ihre Preise aufgrund des Brandes je nach Asphalt-Sorte um fünf bis zehn Prozent erhöht“, sagt er.

Tausende Tonnen Asphaltmischgut

Auch das Staatliche Bauamt Bayreuth wurde von einigen Firmen bereits über mögliche Schwierigkeiten bei der Bitumenversorgung informiert, wie Behördenleiter Kurt Schnabel auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. In dem von ihm verantworteten Bereich werden derzeit für noch ausstehende oder bereits im Bau befindliche Straßen knapp 14.500 Tonnen Asphaltmischgut benötigt, ergänzt er. „Bisher kam es jedoch zu keinen Verzögerungen bei den Projekten, da die Bitumenversorgung immer kurzfristig gewährleistet werden konnte“, sagt er. „Nach derzeitigen Kenntnisstand sind auch keine Verzögerungen bei den ausstehenden Projekten erkennbar.“

Im westlichen Oberfranken ist die Situation ähnlich wie im östlichen Teil des Regierungsbezirkes. Bis Dezember werden hier noch etwa 21.500 Tonnen Asphaltmischgut benötigt. Und auch die Autobahndirektion Nordbayern geht davon aus, die knapp 19.800 Tonnen Mischgut noch verbauen zu können.

Nicht ganz Bayern wird aus Vohburg beliefert

Verena Claasen, Konzernsprecherin der österreichischen Strabag AG, die regelmäßig Bauprojekte in Oberfranken durchführt, führt das auf die besondere Lage der Region zurück. Grundsätzlich könne sie zwar schon bestätigen, dass es aufgrund des Brandes in Vohburg Bitumen-Engpässe gebe. „Jedoch werden nicht alle Regionen Bayerns aus Vohburg beliefert“, erklärt sie. „Nordbayern bezieht Bitumen beispielsweise auch aus Leuna in Sachsen-Anhalt, Südbayern teilweise aus Österreich.“

Was die Bauunternehmen dennoch spüren, ist die Preissteigerung. „Nicht nur das Bitumen selbst ist teurer geworden, sondern auch der Bitumen-Transport, da es zu Kapazitätsengpässen bei den Transportunternehmen kommt“, ergänzt die Sprecherin.

Der DAV hegt indes aufgrund der in anderen Regionen Bayerns durchaus dramatischeren Situation nur einen Wunsch: „Wir hoffen nun darauf, dass es schnell Winter wird“, sagt DAV-Sprecher Hinrichs nur halb im Scherz. Denn sobald Frost aufzieht, können keine Straßenbauprojekte mehr fortgeführt werden.