Premiere Die Buschklopfer „außer Kontrolle“

Rainer Unger

Die Buschklopfer treffen mit „Außer Kontrolle“ voll ins Schwarze. Das Premierenpublikum ist so begeistert, dass die Schauspieler immer wieder Pausen einlegen müssen, damit die Zuschauer zu Atem kommen. Wer das Stück im früheren Saal des Kleinkunstbrettla selbst sehen will, hat dazu bei den nächsten Vorstellungen noch Gelegenheit.

 
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Überrascht von der Hotelmanagerin (Kathrin Fischer) geben Richard Stelzer (Frank Walther, links) und Franz Loibl (Peter Richter, rechts) die Leiche (Adrian Haußner) kurzerhand als volltrunkenen Verwandten aus. Foto: Rainer Unger

Vor diesem Stück kann eigentlich nur gewarnt werden: Es ist ein permanenter, unaufhörlicher Frontalangriff auf die Lachmuskeln. Leute, bei denen diese schwach ausgebildet sind, sollten da gar nicht hingehen! Nun, die Besucher der Premiere des neuen Stücks der Buschklopfer „Außer Kontrolle“ am Samstagabend – die ebenso wie die Vorstellung am Sonntag ausverkauft war - hatten wohl gut durchtrainierte. Sie hielten den zweistündigen Dauerbeschuss mit Gags und Slapstick par excellence, aber auch amüsantem Wortwitz und Anspielungen auf regionale Persönlichkeiten bestens aus und waren restlos begeistert, was die Buschklopfer da auf die Untersteinacher Bühne gezaubert hatten.

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Immer wieder mussten die Schauspieler im Saal des früheren Kleinkunstbrettla (KKB) ihre Vorstellung unterbrechen: Der Applaus, das Gejohle und Gelächter des Publikums waren dermaßen ohrenbetäubend, dass wohl keiner mehr verstanden hätte, was da auf der Bühne gesagt wird. Doch wer hält da nicht gern mal kurz inne, wenn mal als Schauspieler so deutlich spürt, dass das Publikum begeistert ist? Hatte der Regisseur des Stücks, Georg Mädl, im Vorfeld der Premiere erklärt, im Stück von Ray Cooney gefällt ihm der Wahnwitz und die Willkür der Lügen, so hatte er damit ganz bestimmt nicht übertrieben.

Gala-Darbietung

In „Außer Kontrolle“, von Georg Mädl von London kurzerhand nach München verlegt, zieht der Staatsminister Richard Stelzer (Frank Walther) ein amouröses Abenteuer in einer Suite im Bayerischen Hof einer langweiligen Debatte im Landtag vor. Das will er ausgerechnet mit Nikole Kornhauser, Sekretärin der Opposition (Annika Seuß), erleben. Doch die Produktion der Glückshormone erfährt ein jähes Ende, als beim Öffnen der Vorhänge im Fenster eine Leiche (Adrian Haußner) eingeklemmt ist – wohl ein gänzlich missglückter Einbruchsversuch.

Stelzer ruft seinen Sekretär Franz Loibl (Peter Richter) herbei, der als Helfer in der Not die Leiche beseitigen soll. Die wird erst mal als schnelle Notlösung in den Schrank gehängt.

Ohne zu viel zu verraten: Frank Walther liefert als Staatsminister eine Gala-Darbietung ab. Die Ammenmärchen, die er allen Beteiligten auftischt, sind haarsträubend – und werden immer unerhörter. Klar, Erklärungsbedarf hat er in der Folge genügend: der Hotelmanagerin (Kathrin Fischer) gegenüber ebenso wie dem Kellner (Norman Kretzer), dem Ehemann seiner Gespielin (Tobias Seuß), seiner eigenen Ehefrau (Carolin Wagner) und Schwester Foster (Silvia Canola-Haußner). Faszinierend und genau genommen unglaublich, wie er es schafft, mit den unterschiedlichsten Geschichten, die er allen Beteiligten auftischt, sein ebenso kolossales wie geniales Lügenkonstrukt aufrecht zu erhalten.

Zwei Tücken des Objekt

Das Stück lebt aber nicht nur von den auf keine Kuhhaut gehenden Lügen von Richard Stelzer. Alle Schauspieler präsentieren sich von ihrer besten Seite, überzeugen mit Gestik, Mimik und leidenschaftlichem Spiel.

Norman Kretzer und Adrian Haußner, die beide erstmals auf der Bühne standen, fügen sich glänzend in die Schauspieltruppe ein und harmonieren mit den anderen prächtig. Was den Besuchern immer wieder die Lachtränen in die Augen treibt, sind zwei Tücken des Objekts: Ein Fenster, das einem Fallbeil gleich, immer wieder in den unpassendsten Momenten nach unten schießt, und eine Schranktür, die sich außerdem stets mit der an einem Haken hängenden Leiche im falschen Augenblick öffnet.

Was soll man sagen? Selten hat wohl eine Leiche Menschen so zum Lachen gebracht! Nicht enden wollender Schlussapplaus und Lob von allen Seiten belohnten die Akteure und den Regisseur für eine wahrhaft grandiose Darbietung und einen ausgesprochen unterhaltsamen Theaterabend.