Fichtelgebirge Präsenzunterricht: Nasenbohren ist jetzt Pflicht

Nicht angenehm, aber ab sofort zweimal pro Woche in allen Schulen ein Muss: Auch Olivia Schneider (vorne) und ihre Klassenkameraden aus der 10 b der Wunsiedler Realschule steckten sich die Corona-Test-Stäbchen am Montag vor Unterrichtsbeginn in die Nasenlöcher. Foto: /Florian Miedl

Nach knapp drei Monaten darf ein Teil der Schüler in die Klassenzimmer zurück, weil der Inzidenzwert im Kreis Wunsiedel unter 200 liegt. Vor Unterrichtsbeginn gibt es Corona-Tests.

 
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Wunsiedel - Aufstehen, anziehen und ab in die Schule statt vor den heimischen Computer: Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b der Sigmund-Wann-Realschule in Wunsiedel haben es am Montag sichtlich genossen, wieder gemeinsam im Klassenzimmer Platz zu nehmen. „Distanzunterricht ist mit Präsenzunterricht definitiv nicht vergleichbar“, betonte die 15 Jahre alte Lena Steger aus Marktleuthen. Zwar habe die Schule im Homeschooling alles gut gelöst, dennoch sei es einfach nicht das Gleiche.

Ein Stück Normalität

Für etliche Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis Wunsiedel kehrt in dieser Woche ein Stück Normalität zurück: Erstmals seit fast drei Monaten gab es am Montag für die Schüler und Schülerinnen aller Abschlussklassen, für die Elftklässler der Gymnasien und für die Viertklässler wieder Unterricht im Klassenzimmer. In den vergangenen Wochen blieb oft nur ein neid- und sorgenvoller Blick auf andere Landkreise, in denen die Abschlussklassen längst wieder zur Schule gingen. Etliche Jugendliche im Fichtelgebirge befürchten Nachteile bei den bevorstehenden Prüfungen. Denn seit den Weihnachtsferien gab es nur Distanzunterricht im Landkreis Wunsiedel, weil der Inzidenzwert zu hoch war. Nun liegt er seit Tagen stabil weit unter 200.

1500 Schüler dürfen

Damit das auch so bleibt, sind Abstand, Lüften, Maskentragen und regelmäßige Corona-Tests in den Klassenzimmern Pflicht. Bereits vor dem gestrigen Schulbeginn ließen sich am Wochenende rund 1400 Schüler in den Corona-Testzentren in Selb, Schirnding, Schönwald, Marktleuthen, Marktredwitz und Weißenstadt überprüfen.

Schulamtsdirektor Günter Tauber nannte den Schritt zurück in die Schulen „wichtig und wertvoll“. Für fast 1500 Mädchen und Jungen aus dem Kreis Wunsiedel habe am Montag der Präsenzunterricht begonnen. „Nach so langer Zeit freuen wir uns extrem darüber, dies endlich wieder anbieten zu können“, betonte Tauber. Großer Wunsch bleibe, alle anderen Klassen in den kommenden Wochen ebenfalls in ihre Klassenzimmer zurückzuholen. Dafür müsse der Inzidenzwert im Landkreis allerdings weiter sinken.

Nasen-Tests direkt am Platz

Um das Corona-Ansteckungsrisiko zu verringern, sind ab sofort in jeder Klasse zweimal pro Woche Tests Vorschrift. Während die Grundschulen auf Spucktests setzen, bevorzugen die meisten weiterführenden Schulen Nasen-Tests. Diese seien an großen Schulen organisatorisch leichter umsetzbar, da jeder Schüler sie direkt an seinem Platz machen könne, erklärte der Wunsiedler Realschulleiter Oliver Meier. Für den Gurgel-Test müssten die Schüler hingegen nach draußen gehen, da viel Aerosol freigesetzt werde.

Auch in der 10b der Wunsiedler Realschule startete der erste Schultag seit Dezember mit einem Nasen-Schnelltest. Klassenlehrer Patrick Sirtl zeigte Schritt für Schritt, wie es geht, alle 24 Schüler machten mit. Erleichterndes Ergebnis nach einer Viertelstunde: Alle Tests fielen negativ aus – und zwar nicht nur in der 10 b, sondern in allen fünf Abschlussklassen der Realschule Wunsiedel, erklärte Oliver Meier. Doch selbst, wenn das einmal anders wäre und es gelte, einen positiv getesteten Schüler aus der Klasse zu nehmen, könnten die Lehrer gut damit umgehen. „Sie haben genug Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um gesundheitliche Probleme zu händeln.“ Ohnehin sei dies bei Zehntklässlern einfacher als bei jüngeren Schülern.

Soziales Miteinander wichtig

Inhaltlich ist Meiers Meinung nach im Distanzunterricht nichts verloren gegangen: An der Wunsiedler Realschule sei komplett nach Stundenplan mit Video-Konferenzen gearbeitet worden. „Wenn einer nicht angemeldet war, haben wir ihm um 8 Uhr hinterhertelefoniert.“

Doch Schule sei schließlich auch Lebensraum und biete soziales Miteinander, sagte der Schulleiter. Das bestätigte Lena Steger aus der 10 b: Sie fand es nicht einfach, isoliert zu sein. Weil es in ihrer Familie einen Pflegefall gebe, habe sie niemanden getroffen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Der Austausch mit ihren Freundinnen lief nur online. „Aber das ist nicht das Gleiche: Es ist, als ob man einem Hund den Ball wegnimmt. Jeder Tag hat sich gleich angefühlt.“ Deshalb sei es für sie etwas Besonderes, ihre Klassenkameradinnen wieder zu treffen. Den Präsenzunterricht herbeigesehnt haben auch ihre Klassenkameradinnen, zum Beispiel die 17 Jahre alte Olivia Schneider aus Brand bei Marktredwitz. „Ich bin mit Homeschooling überfordert, weil es zu viele Ablenkungsmöglichkeiten gibt.“ Es sei wichtig, wieder in der Schule zu sein, meinte auch Celina Saam aus Leupoldsdorf: „Denn es geht schließlich um den Abschluss.“ Zwar sei sie im Distanzunterricht gut mitgekommen, berichtete Hannah Haueisen aus Weißenstadt, doch Kontakte hätten ihr gefehlt: „Ich war die ganze Zeit nur zu Hause und habe niemanden getroffen.“

Testergebnis dabei

Etwas anders startete das Otto-Hahn-Gymnasium Marktredwitz in den Präsenzunterricht. Da die Mehrheit der Schüler ein aktuelles Testergebnis vorweisen konnte, musste sich am Montag nur der Rest in der Mensa testen lassen, erzählte Schülersprecher Christoph Weigel. Am Dienstag und Donnerstag fänden die Tests dann für alle Schüler direkt in den Klassenzimmern statt. Auch Christoph Weigel freute sich am Montag, seine Freunde endlich wiederzusehen: „Ein bisschen Normalität tut gut.“

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